WING SPECIAL vom SUP zum Wing

Aus der Sommerausgabe #18 2020

Eigentlich könnte ich das Intro zu dieser Story genauso anfangen wie das Intro zur Foil Story vor einem Jahr: „Alle wollen Wingen und jede Windsurf- und Kitemarke (und SUP) haben einen Wing im Programm.“ So in etwa klang es beim Foil letztes Jahr … So schnell wie der Foil kam, kam auch der Wing. Wie wir schon im Interview vor einem Jahr mit Robby Naish festgestellt haben, ist der Wing ein super Zubehör zum SUP. Anders als der Foil ist der Wing relativ einfach zu erlernen. Ich selber bin kein Windsportler, meine Windsurfkenntnisse kann ich auf ein paar Jahre auf dem Zürichsee reduzieren. Ich habe nie einen Wasserstart gelernt und gleitete auf meinem Semisinker damals selten länger als zwei Minuten, wenn überhaupt. Ich finde die Benutzerfreundlichkeit des Wings einiges attraktiver als Windsurfen oder Kiten.  Ich mache mich also mit viel Enthusiasmus und Mut an den Wing und an meine Story heran. Letztenendes möchte ich auch einmal mit dem Wing auf Wellen foilen können. Das ist aber etwas vorgegriffen – fangen wir also einfach von vorne an. 

WAS HAT WINGEN MIT SUP ZU TUN?

Eigentlich nicht sehr viel, fast noch weniger als Foiling. Aber der Wing ist eine super Erweiterung zum SUP und SUP ist eine gute Einstiegsdroge für Wingfoiling. Der Wing wiegt auch nicht viel, ist einfach zu verstauen, ist im Vergleich zu anderem Spielzeug relativ günstig und das Schönste: Wenn ich den Wing erlernen will, muss ich mir kein neues Brett kaufen. Also bietet sich das SUP sehr gut an, um darauf eine „neue“ Sportart zu erlernen.

 Egal, was für ein Brett ich im Schuppen habe: Solange es mich auf dem Wasser trägt, kann ich damit etwas anfangen. Es gibt sehr viele Verkaufsargumente für den Wing im Gegensatz zu einem Windsurfer oder Kiteboard. Was mich am meisten überzeugt, ist die Einfachheit des Wings, eben wenig Material. Da ist Foiling schon komplizierter.

1. Tag 2. Versuch. Gar nicht so schwer. Board 8’2″ Wave SUP 109 Liter

 Wie ich schon sagte: Ich bin kein Windsportler. Der Wing aber erregte in mir den Wunsch, einer zu werden. Nach der Bootsmesse in Düsseldorf wollte ich das Thema angehen und einen „Anfänger Guide für Wingbegeisterte“ machen. Gekauft habe ich mir selber noch keinen, es gibt in meiner Umgebung aber genug Leute, die mehr als einen Wing besitzen und gut wissen, wie das geht. Darum habe ich mich eines nachmittags meinem Kollegen Andrew Gallhager und seinem Sohn Bobo angeschlossen. Bobo ist ein enorm talentierter 12-jähriger Junge, der jeden Tag mit Foil und Wing trainiert. Er bekommt sein Material umsonst von Fanatic und konnte mir seinen 4 m Wing leihen. Für die ersten Schritte reicht mein 8’2″ und 109 liter Wellen-SUP vollkommen aus.

 Das Wind- und Kitesurf Mekka von Maui heisst Kanaha, da gehen alle hin. Dort blasen die Winde „sideshore“. Ich muss mir also keine Sorgen machen, dass ich aufs Meer hinausgeblasen werde. Der Wing von Bobo ist in 20 Zügen aufgeblasen und es kann losgehen. Bei meiner Statur sind 4 m gerade richtig. Der Wind an diesem Tag bl.st ca. 15 – 20 Knoten in einem 30 Grad Winkel zum Strand hin. Meine grösste Sorge ist nicht, dass ich auf das Meer geblasen werde, sondern wie weit ich nach meinem Versuchen den Strand hoch gehen muss. Ich gehe also schon mal prophylaktisch 100 Meter den Strand hoch.

Ich setze mich auf mein Brett und richte mir den Wing her. Mit dem Wing in den H.nden aus den Knien ins Stehen zu kommen, ist gar nicht so einfach. Gerade bei 20 Knoten ist das Wasser auch nicht sehr ruhig. Es ist darum wichtig, dass man mit einem Brett anf.ngt, das genug Volumen hat und breit genug ist, sodass man auch ohne Wind oder Welle drauf stehen kann. Wer sich auf dem SUP wohlfühlt, sollte mit einem Brett von 27″ – 28″ Breite gut zurechtkommen. Vom Knien stelle ich den Wing quasi hinter den Kopf. Hier hatten meine  Muskeln dann etwas Probleme sich zu erinnern.

Nach gut 20 Jahren Surfen, Skateboarden und  Snowboarden wollten meine Füsse so auf dem Brett  stehen bleiben wie sie waren. Ich war nun bestimmt  schon 100 Meter den Strand weiter runter  und gut 300 Meter vom Strand weg. Es musste nun  auf „Teufel-komm-raus“ gedreht werden. Ich legte  mich dabei richtig gut ins Wasser. Gedreht war  jetzt, aber in umgekehrter Stellung wieder auf das  Brett kommen, das war gar nicht so einfach. Wenn  der Wing einmal im Wasser liegt und es bläst wie  Sau, kann sich der Wing ganz schön stur verhalten.  Das Teil zappelte an der Leash wie blöd. Nun  kommt das ganze Prozedere wieder von vorne:  Erst auf die Knie, dann mit dem einen Fuss hoch  und dann aufstehen. Das Ganze war recht frustrierend  und ich segelte dann auf meinen Knien in  Richtung Land.

 Endlich wieder am Strand angekommen lernte ich  dann auch gleich einen neuen Ausdruck aus der  Windsurfwelt: „The walk of shame“. Wörtlich: Der  Gang der Schande. Wer mit seinem Material den  Strand hoch gehen muss, der outet sich sofort als  Anf.nger. Ich wiederholte den besagten „walk of  shame“ den ganzen Nachmittag lang und werde  wohl noch eine ganze Weile üben müssen, bis der  vorbei ist. Womit ich am meisten Mühe hatte, war echt das Halsen. Ich schaffte es ein paar Mal ohne hinzufallen und versuchte auch, meine Füsse zu wechseln, aber ohne Erfolg. So segelte ich dann in verdrehter Position wieder ans Land zurück.

 Mein Kollege Bobo Gallagher (merkt euch schon mal diesen Namen) „wing-foilte“ sich in der Zwischenzeit die Füsse wund. Der Junge kann mit seinem Wing einen Wasserstart hinlegen und springt 3 Meter oder mehr damit in die Lüfte. Ein wahres Talent. Ich werde mir jetzt einen Wing zulegen und mich etwas besser beraten lassen. Das war mein inbrünstiger Wunsch im Februar (2020) – nicht lange danach kam der Lockdown und Covid-19.

 VERKAUFSBERATUNG BEI BART DE ZWART