
Finn Flügel ist in die Wassersportwelt seines Vaters hineingeboren und zeigte schon sehr früh sein Talent und seine Leidenschaft für den Wassersport. Vater Bernd ist Inhaber der Marke F2, mit welcher schon Björn Dunkerbeck in den 90zigern Jahren Robby Naish im Windsurfen Konkurrenz gemacht hat. Finn ist aber kein Windsurfer sondern Hauptsächlich Kiter und berät sein Vater in der Produkt-Entwicklung. Wir haben Finn das letzte Mal leider nur kurz auf der boot in Düsseldorf getroffen und wollten nun jetzt wo die Saison in vollem Gange ist wissen was bei ihm so abgeht.
Aloha Finn, vielen Dank, dass Du Zeit für das Stand Up Magazin hast. Wenn ich mir deinen Instagram Account ansehe, scheinst Du mehr Zeit in der Luft als auf dem Wasser zu verbringen. Kiten schein dein absolutes Ding zu sein. Erzähl mal von deiner Leidenschaft zum Kiten.

Hallo Mike, alles gut bei Dir? Wie Du sicherlich weißt, kite ich schon seit ich 6 Jahre alt bin. Ich hatte einfach schon immer Lust darauf im Wasser zu sein. Ich denke, das ist schon mal die erste Leidenschaft, die man haben muss. Angefangen hat alles als ich ganz klein war, und meine Eltern, die ja nun auch wassersportbegeistert sind, haben mich überall mit hingeschleppt.
– Zum Anbeissen – kleiner Finn mit Papa | 📸 F2 –
An manche Sachen kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern, aber was ich noch weiß, ist der Tag, als mein Dad mit einem kleinen blauen Trainerkite ankam. Ich glaube da war ich drei oder vier Jahre alt. Dieses Ding fand ich damals mega, und habe es überall mit hingeschleppt. Das kennst Du bestimmt auch, dieses zischende Geräusch beim Fliegen, die Leute um uns herum sind durchgedreht.
Ich bin damit hunderte Stunden an allen möglichen Stränden geflogen, sodass man im Nachhinein sagen kann, dass dies meine Kitebasis war. Auch durfte ich meistens bei meinen Eltern auf dem Board mitfahren, was ich supercool fand. Doch irgendwann kam der Tag, das ich selbst kiten wollte. Also habe ich meine Eltern solange genervt, bis ich einen Viron Softkite bekommen habe. Gelernt habe ich in Ägypten an unserer eigenen Schule mit einem unserer Kitelehrer. Da ich bereits Wakeboarden konnte, hat es echt nur zwei Tage gedauert, und ich bin gefahren. Das Gefühl werde ich nie vergessen.

Auch heute noch, 9 Jahre später, hat sich nichts an der Leidenschaft fürs Kiten und dem Wassersport geändert. Für mich gibt es keinen schlechten Wind oder schlechtes Wetter, ich gehe einfach immer raus, und wähle mein Material entsprechend aus. Ich liebe das Gefühl, wenn man für sich ist und man einfach mit dem Foil übers Wasser gleitet, oder den Adrenalinkick, wenn man hoch springt oder neue Freestyle Tricks landet. Dieses Gefühl ist für mich nicht wegzudenken.
Wir kennen uns von der boot Düsseldorf und dort kann man ja bekanntlich nicht Kiten, aber es gibt viele andere Sportarten wie Wing Foiling oder Pumpfoiling die Du ja auch sehr gut beherrschst. Wie erlebst Du die boot jedes Jahr und wie wichtig ist dieses Event für dich als Athlet?
Ich bin ja schon die letzten 3 Jahre immer Teil des Wasserbeckens auf der BOOT gewesen. Für mich als Athlet ist es einfach ein super come-together, und man trifft im Winter in Deutschland die Leute, die man sonst eher an den weltweiten Spots trifft. Ich kann mich noch erinnern, als ich das erste Mal mit meinem Pumpfoil Board da rein bin, oder wo das Team die Windmaschinen gestartet hat.
Es war unglaublich und gleichzeitig auch ein bisschen verrückt in einer Halle zu wingen. Ich denke aber auch, dass die BOOT super wichtig für die gesamte Industrie ist, und ich sehe es auch an meinen Eltern, die mit Ihrer Marke ja auch immer vertreten sind. Es ist sozusagen sowas wie eine Familienangelegenheit. Meine Eltern stellen die neuen Produkte am Stand vor, und ich zeige sie auf dem Wasser direkt davor. Wie cool ist das ?!?
Auf der boot wird Wingfoiling momentan sehr gross geschrieben und Du ist auch sehr gut darin. Gehst Du auch Rennen der GWA?
Dankeschön! Ich gehe wirklich sehr gerne wingen, aber leider fehlt mir die Zeit dazu, es auf einem ähnlichen, professionellen Niveau zu betreiben wie ich Kiten mache. Hier fahre ich im World Cup bei der GKA drei Disziplinen – Freestyle – Big Air und Hydrofoil Big Air mit. Ich weiß nicht, ob Du es Dir vorstellen kannst, aber alleine dafür bin ich im Jahr alleine was das Training angeht, wochenlang unterwegs. Ägypten, Tarifa, Griechenland im Sommer und Brasilien im Winter … ich will einfach das alles so professionell wie nur möglich betreiben.

Wenn sich aber die Gelegenheiten wie auf der BOOT oder auch bei nationalen Events bieten, dann bin ich natürlich immer super gerne dabei! Aber ich sag´s mal so, ich bin kein Rider, der für das Event-Lycra mitfahren will, und daher ist mein eigener Anspruch einfach zu hoch und ich muss mir eingestehen, dass ich für die GWA Events mehr Trainingszeit investieren müsste.
Apropos Foiling und Wing, ihr macht mit F2 ja auch diese Produkte und wie wir hören berätst du deine Eltern bei der Produkteentwicklung. Du bist ja der „Homegrown“ Testrider. Erzähl uns doch ein wenig wie das ganze bei Euch so in etwa abläuft.
Also grundsätzlich ist mein Dad bei uns der Boss, aber es ist auch schon so, dass ich immer wieder komme und frage, ob er dieses oder jenes schon gesehen hat. Dann überlegen wir gemeinsam, ob es potential hat, oder ob es einfach nur was Kurzfristiges ist. Natürlich ist F2 zu groß, als dass man alles alleine machen könnte. Meine Eltern arbeiten seit Jahren sowohl im Winter- als auch im Wassersport mit verschiedenen Entwicklungsteams zusammen, deren Hauptaufgabe es ist, neue Produkte und Materialien zu entwickeln. Ist dann das Produkt fertig, so wird es erst in Australien, wo unsere Entwickler für den Sommer sitzen, getestet, und dann kommt es zu uns nach Deutschland und ich freue mich immer, wenn mein Dad nach Ägypten kommt und alles mitbringt. Das ist dann immer wie Weihnachten und Ostern zusammen. Oft ist es dann so, dass wir unterschiedliche Meinungen zu den Produkten haben und jeder bringt seine Argumente, was ich sehr cool finde, weil ich viel lernen kann, was ich vielleicht später mal im Beruf umsetzen kann. Ich denke schon, dass ich in diesem Bereich bleiben möchte.
Bei welchen Produkten ist am meisten Finn Flügel drin?

Ganz klar bei den Boards! Diese baue ich schon von Beginn an mit. Damals einfach, weil ich es cool fand, dass am Ende mein Lieblingsdesign drauf war, und heute, weil ich selbst bestimmen will, wie mein Board fährt, welche Materialien verwendet werden und welche Performance es beim Freestyle oder beim Big Air bringen muss. Was vor einem Jahr genau richtig war, muss heute schon wieder angepasst werden. Sei es der grundsätzliche Shape, die Länge, die Härte, die verschiedenen Carbon- oder Glasgelege oder die Verstärkungen im Insert-Bereich. Bei diesen Boards kann ich mir keinen Stillstand erlauben. Einfach aus dem Grund, weil ich noch wachse und schwerer werde. Deshalb passen wir die Boards ständig neu an, und das ist ja gerade das spannende daran, wenn man die Produktion ständig mit neuen Sachen nerven kann.
Das soll aber nicht heißen, dass Freizeitfahrer nicht damit zurechtkommen. Als Tipp: Probiert unbedingt meine Promodels aus! Als Fazit würde ich sagen, wir feilen ständig daran, die Boards einfach perfekt zu machen.

Ihr hattet auf der boot auch einen Parawing. War das Deine Idee und wie stehst du zum ganzen Dowwind Foiling Thema? Das greift ja gerade sehr um sich.
Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, fand ich das gleich faszinierend. Einfach die Vorstellung, dass man sich frei auf dem Wasser bewegen kann und selbst entscheidet wie man sich auf seinem Board fortbewegt. Wir haben das dann mit unserem australischen Entwicklungsteam auf den Weg gebracht, und ich habe echt gedrückt, dass ich schnellst möglich so ein Ding in den Händen habe … Grundsätzlich finde ich, dass man schon ein sehr guter Foiler und Winger sein sollte, um mit einem Parawing klarzukommen.

Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Leute, welche man immer von den Videos kennt, absolute Profis sind. Sprich für den Normalo ist vielleicht erst mal das SUP-Board der richtige Einstieg. Ich selbst finde es megacool, mit einem Skateboard und dem Parawing zu cruisen, weil Du dazu fast keinen Wind brauchst. Mein nächstes Ding ist unbedingt im Schnee zu parawingen, das geht bestimmt auch richtig gut.
– Parawing Test an Land | 📸 F2 –
Zum Schluss noch eine Frage aus persönlichem Interesse: Du bist in Ägypten aufgewachsen und kennst die Region am Roten Meer gut. Ich war vorlanger Zeit mal auf einem Segelboot und wir segelten den Golf von Suez hoch. Leider wählte der Kapitain damals keinen guten Tag und segelten gegen 35 Knoten an und Windwellen die sogar einer 35 Meter Yacht zu schaffen machten. Ich erinnere mich noch sehr gut daran und denke jetzt wie geil muss es bei Euch sein für Downwinder. Die „Bumps“ die ich in Erinnerung habe waren irre. Bis jetzt hören wir aber noch nicht viel zum Thema Downwind und Region Rotes Meer in Sinai. Kannst einem Downwindfan wie mir sagen wie weit es bei Euch schon Downwinder gibt und ob viele Leute kommen dafür. Ich kann mir nur vorstellen das es ein Traum sein muss bei Euch.
Ich weiß, Du lebst ja auf Hawaii, wo Downwinder ein großes Thema sind. Hier bist Du schon ein Exot, wenn Du einen Parawing auspackst. Aber wenn man mit den Safaribooten draußen ist, dann ist das bestimmt mega. Und wie Du schon sagst, die Bumps sind echt nicht zu unterschätzen! Aber um etwas Welle abzubekommen, musst Du schon weit raus, und das sollte man in jedem Fall nur mit einem Boot machen. Ich würde vorschlagen, Du planst mal einen Zwischenstopp bei uns, und wir machen das gemeinsam …
Das wäre natürlich super. Vielen Dank Finn für Deine Zeit es war echt sehr interessant.