Wie entsteht ein SUP Suit

Text: Eliane Droemer – Fotos: Starboard

Einblicke in die Produktion der Starboard SUP Suits bei PTT in Kroatien

Vier bis fünf Stunden Handarbeit, mehrere Dutzend Arbeitsschritte sowie eine intensive Qualitätskontrolle auf mehreren Ebenen durchläuft ein Starboard Anzug zum Stand-Up-Paddling, der in der kroatischen Textilmanufaktur von Pro Tec Tekstil (PTT) hergestellt wird. Von Starboard gibt es fünf verschiedene SUP Suits ab 499 Euro, alle made in Croatia.

Funktionsbekleidung für Sport auf dem Wasser erfordert eine hohe Entwicklungsstufe, muss sie doch vielfältigen Ansprüchen genügen. Und nicht nur hohe Ansprüche der Kunden werden hier bedient. PTT beweist, es geht doch: Wirtschaftlich und sozialverträglich in Europa produzieren UND den Kunden ein Top-Produkt zu einem fairen Preis bieten. Die Materialien für die SUP Suits kommen aus verschiedenen europäischen Ländern, die Anzüge werden in Kroatien hergestellt und in Europa vertrieben. Ein Produktions- und Vertriebsweg der auf respektvollem Miteinander basiert.

Mit dem Ziel, die bestmöglichen Produkte für den Wassersport Stand-Up-Paddling zu entwickeln, arbeiten Peter Reinschmidt, Inhaber der Textilproduktion PTT und sein Auftraggeber, Florian Brunner, Geschäftsführer der APM Marketing GmbH und Importeur von Starboard, gemeinsam mit Leidenschaft an jedem Detail. Wie sie Form und Funktion in Einklang bringen, erfuhr Eliane Droemer von den beiden im Gespräch und hatte Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Produktion in Kroatien zu werfen.

Die Produktionsschritte eines Starboard SUP-Suits

Die kroatische Textilmanufaktur PTT fertigt seit 2016 die Anzüge von Starboard zum Stand-Up-Paddling. Entwickelt werden sie von Starboard Importeur Florian Brunner und PTT Chef Peter Reinschmidt in Deutschland. Die fünf verschiedenen SUP Suits werden mit Materialien aus Europa gefertigt und erfüllen höchste Ansprüche an Passform, Funktion und Qualität. Ein Besuch in der Produktion offenbart, wieviel Handarbeit in einen SUP Suit steckt.

Zusammenstellung aller Materialien und Zutaten

Die Qualität der Materialien und Zutaten werden nach Anlieferung geprüft. Die Stoffe liegen 24 Stunden, bevor sie verarbeitet werden. Das wasserdichte, atmungsaktive 3-Lagen-Stretchmaterial Clima Core verfügt über eine PU-Membran (Polyurethan).


Schnittlagenbild wird erstellt

Für die bestmögliche Passform der Einteiler gibt es je 10 Damen- und Herrengrößen. Die Schnitte werden in die verschiedenen Größen gradiert. Als Grundlage für den direkten Zuschnitt werden Schnittbilder erstellt.


Zuschnitt der Teile nach Größen und Modellen

Mit Hilfe der CAD-basierten Schnittgestaltung erfolgt der Zuschnitt der hochwertigen Materialien aus Europa mit möglichst wenig Materialresten.


Teile werden im Siebdruck bedruckt

Der Brust- und Ärmelbereich wird mit wasserbasierten Farben bedruckt. Danach gehen die Zuschnitte nach Größen und Modellen gebündelt in die Fertigung.


In der Fertigung werden die einzelnen Elemente zusammengenäht

Auffällig in der Produktion ist die angenehme Atmosphäre: Die Näher*innen haben ihre Tische einander zugewandt und arbeiten ebenso entspannt wie konzentriert. PTT ist ISO 9001:2015 sowie von PUMA mit A+ zertifiziert. Hier diskutieren Florian Brunner (li) und Peter Reinschmidt Details.


Details wie Klettverschlüsse oder die Kapuze mit Atemlöchern werden gelasert und verklebt

Wichtige Features, die die besondere Qualität der Starboard SUP Suits ausmacht, werden vor dem Lasern computergestützt vorbereitet und dann gelasert. Der Laserstrahl verschmilzt das Textil kontrolliert beim Laserschneiden und verhindert ein Ausfransen.


Nach dem Lasern werden die Details gebondet und nochmal gelasert

Die Stoffteile, die mehrlagig sind wie Flaps (Bild) werden bei 160 Grad gebondet (engl. = geklebt, festhaftend), also verfestigt durch Klebung.


Elemente wie Taschen, Flaps etc. werden aufgebracht

Durch die geschickte Integration durch z.B. Falzen statt Nähen an einer Taschenunterseite, wird der ‚Stress‘ von der Bondingnaht genommen und auf die Stofffalz verschoben.


Wenn die genähten Teile fertig sind, werden sie verschweißt

Die Nähte der einzelnen Textilflächen werden bei 400 Grad wasserdicht verschweißt. Zum Schluss wird der Reißverschluss eingenäht und eingeschweißt. Die teils von Hand gefertigten Reißverschlüsse von YKK sind sehr hochwertig, wasserdicht und haltbar.


Qualitätscheck jedes Anzugs und Dichtheitstest

Ein weiterer wichtiger Qualitätscheck prüft den Wasserdurchdringungswiderstand des Materials mit Hilfe der hydrostatischen Druckmethode. Von unten wird das Material (hier schwarz) über eine bestimmte Zeit einem hohen Wasserdruck ausgesetzt. Sollte es oder die Nähte undicht sein, sieht man Flecken auf dem weißen Zellstoff.


Verpackt in recyceltem Karton

Nach über vier Stunden ist es soweit: Von Hand wird jeder Anzug mit einem Hangtag aus recyceltem Karton versehen sowie Pflegehinweisen und einem Stift zum Fetten des Reißverschlusses für lange Haltbarkeit.

Florian, nach dem Gang durch die Produktion wird deutlich, die Entwicklung und Herstellung der Suits ist sehr aufwendig. Warum ist es das wert – für mich als Paddler und für Euch?

Florian: Unsere atmungsaktiven SUP Suits erfüllen speziell die Ansprüche für die Paddelbewegung AUF dem Wasser. Und selbst wenn man ins Wasser fällt, ist das Material hydrophob, das heißt, das Wasser bleibt außen. Viele paddeln in Neopren. Neopren ist jedoch für die Nutzung IM Wasser konzipiert. Bei einer aktiven Bewegung wie Paddeln, kocht man sprichwörtlich im eigenen Saft.

Wenn man außerdem an das Thema Tragekomfort denkt, wird deutlich, warum wir sehr viel Arbeit in die Größenentwicklung gesteckt haben: Die Schnitte unserer Anzüge geben bei jedem Paddelschlag Bewegungsfreiheit. Das zeigt sich am Schnitt der Kragenmanschette, an den Stretchpanels, den überschnittenen Ärmeln, am Schnitt des gesamten Einteilers – ich habe Bewegungsfreiheit und bin geschützt.

Das Thema Passformen scheint bei Einteilern speziell zu sein…

Florian: Eine gute Passform ist schon für eine Hose oder Jacke nicht leicht. Bei einem Einteiler jedoch, ist sie eine besondere Herausforderung. Denn jede Bewegung wirkt sich auf das gesamte Kleidungsstück aus: Strecke ich den Arm nach oben, dehnt sich der gesamte Stoff bis zum Gesäß. Hinzu kommt das Spektrum an vielfältigen Körpergrößen bei Damen und Herren. Daher haben wir in sehr vielen Arbeitsstunden nicht nur die gängigen Konfektionsgrößen entwickelt, sondern auch extra „Tall“-Größen für Paddler, die länger und schlanker sind. Quasi maßgeschneidert je 10 Passformen für Damen und Herren.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit Peter von PTT vorstellen? Wie ergänzt Ihr Euch?

Florian: Ich komme aus der SUP-Praxis, habe Ideen und bekomme das Feedback von Kunden und Teamfahrern. Peter versteht die Ansprüche und kann einschätzen, was technisch umsetzbar ist und in Serienproduktion gehen kann. Er und sein Team wissen, wie man die Schnitte für die bestmögliche Passform entwickelt, was entscheidend ist.

Du sagst: „Was gut ausschaut, fährt auch gut“, also erst das Wohlfühlen und dann die Funktion?

Florian: Die Bewegung muss Freude machen. Mit dem atmungsaktiven 3-Lagen-Stretchmaterial haben wir aus unserer Sicht für den Einsatzbereich Stand-Up-Paddling das beste Material gefunden, weil man optisch ansprechende Schnitte für Damen wie für Herren umsetzen kann. Den Unterschied sieht man einfach.

„Wir haben sehr viel Zeit in die Entwicklung der je 10 Passformen von Einteilern für Damen und Herren gesteckt und sie von Grund auf neu definiert.“ Florian Brunner, APM Geschäftsführer und Entwickler der Starboard SUP Suits.

Peter, seit 2008 produzierst Du in Kroatien. Warum Kroatien?

Peter: Der Norden Kroatiens hat eine alte und lange Textiltradition, hier ballt sich das Wissen über Textilien und deren Verarbeitung wie sonst nirgendwo in Europa. Ich bin zur Hälfte dort und zur Hälfte in München, wo unsere Eigenmarke Hyphen stationiert ist.

Wie viele und welche Unternehmen zählen zu Deinen Kunden?

Peter: Wir fertigen derzeit für 18 Kunden, neben unserer Eigenmarke Hyphen auch für Starboard und andere nachhaltige Marken wie Bleed und Triple2 Radbekleidung, zudem zählt PUMA zu unseren Kunden.

Ist PTT zertifiziert?

Peter: Ja, letztes Jahr haben wir gleich zwei umfassende Zertifizierungsprozesse durchlaufen: So haben wir das ISO 9001:2015 Zertifikat erhalten, was Qualitätsmanagement im Bereich der Prozessabläufe betrifft. Und wir haben uns gleichzeitig dem sehr umfangreichen Audit von PUMA gestellt. In Bezug auf das Rating A bis D haben wir von PUMA die A+ Zertifizierung erhalten. Es wurde Labor Performance, Environmental Concern, Health and Safety sowie Anti-Corruption geprüft.

Florian, waren das Argumente, die Dich zur Zusammenarbeit bewegt haben?

Florian: Mir war klar geworden, dass eine relativ kleine Manufaktur unser Ziel, hochfunktionale SUP Bekleidung zu produzieren, am besten umsetzten kann. Das war ausschlaggebend. Das Salz in der Suppe ist die Zusammenarbeit mit Peter, mit dem ich schon in den 80ern in der Windsurf-Branche so gut gearbeitet habe. Dass wir einen verlässlichen und qualitativ hochwertigen Partner in der Nähe gefunden haben, ist in diesen Zeiten von besonderem Wert.

Eine Membran ist keine Allzweckwaffe. Es kursieren viele falsche Erwartungen.

Peter Reinschmidt

Peter, das 3-Lagen-Material und die geschweißten Nähte der Suits sind wasserdicht. Unter welchen Bedingungen funktioniert der Anzug optimal?

Peter: Zunächst muss man festhalten, eine Membran ist keine Allzweckwaffe. Es kursieren viele falsche Erwartungen rund um wasserdichte, atmungsaktive Bekleidung. Eine Membran funktioniert nur unter bestimmten Bedingungen optimal:

  • Wenn es ein Temperaturgefälle vom Mikroklima im Anzug zur umgebenden Lufttemperatur gibt.
  • Wenn die sportliche Bewegung gering bis mittelmäßig viel Schweißdampf generiert.
  • Wenn das Material weder von innen (z.B. durch Körperfette) noch von außen (z. B. durch Staub) verschmutzt ist. Daher ist auch regelmäßiges Waschen und Imprägnieren wichtig.

Sonst staut sich die Feuchtigkeit innen, der Anzug fühlt sich klamm an, obwohl keine Nässe von außen eingedrungen ist.

Florian: Und wenn der SUP Suit richtig passt. Ich hatte einen Kunden, der zweimal reklamierte mit der Aussage, der Anzug sei nicht dicht. Es stellte sich heraus, der Anzug war zu klein gewählt. Da der Suit zu straff saß, dehnte sich das Material, aus den Poren wurden Löcher, was zum Verlust der Wasserdichte führte.

„Es ist wichtig SUP Suits regelmässig zu pflegen, um die Funktion zu erhalten: Zunächst mit einem speziellen Waschmittel waschen, dann von aussen mit einem Spray imprägnieren, also die „Ausrüstung“ erneuer und bm besten noch bei niedriger Temperatur einbügeln.“ Peter Reinschmidt

Auf unserer Website ist eine Maßtabelle zu finden, so dass man nach Abmessen des eigenen Brustumfangs, Taille, Hüfte etc. die richtige Größe findet. Auch die Fachhändler und eine Pflegeanleitung für die Anzüge ist auf starboard-techwear.com.