Urban Foiling der Trend

Salzburger Jugns von Levitaz

Die Pumptechnik, die man auf dem Board anwendet, ist von Foil zu Foil verschieden. Seid ihr auf einem kleinern Foil unterwegs, dann müsst ihr schneller pumpen. Sprich, es braucht eine höhere Kadenz. Bei größeren Foils mit mehr Auftrieb kann man die Kadenz etwas reduzieren.

Ein Foil ist wie ein Flugzeug. Je größer der Auftrieb, also je größer die Tragfläche, desto mehr Nutzlast lässt sich aufladen. In dem Falle seid ihr die Nutzlast und das Flugzeug ist euer Foil. Seid euch also bewusst, wie schwer ihr seid und findet dann einen entsprechenden Foil. Viele Leute, die sich nicht genügend mit dem Thema befassen, werden ihr Lehrgeld bezahlen müssen. Foils haben ihren Geschwindigkeitsbereich. Ein Foil, der bei niedrigen Geschwindigkeiten schon zu steigen beginnt, wird nicht sehr schnell sein und natürlich umgekehrt auch.

Frank:

„Ein Foil für alle Fälle“ wird schwierig.

Wer 80 kg wiegt und einen Foil mit einer Breite von ca. einem Meter, einer Fläche von 2.000 bis 2.400 cm2 und einem Volumen von 3,5 bis 4,5 Liter nutzt, hat gute Chancen auf schnelle Erfolge.“

Frank kennt sich mit der Thematik sehr gut aus und wie es auch bei den meisten Sportarten ist, muss man Erfahrungen sammeln, um sein Material besser kennenzulernen. Gerade am Anfang kann es sehr hilfreich sein, wenn man einen etwas größeren Foil hat. Denn es gilt immer: Je größer der Flügel, desto stärker der Auftrieb. Im Fachjargon sprechen wir von „lift“.

Für alle die es noch etwas genauer wollen lassen wir Frank hier freien Lauf:

„Der Frontflügel wird außerdem auch von der Außenlinie geprägt. Ist der Flügel eher spitz, wird das Pumpen weniger effizient. Dafür aber stabiler mit zunehmender Geschwindigkeit, wenn man sich z. B. eine Welle holt. Ist der Flügel vorn eher gerade, wird er effizienter beim Pumpen. Meist haben diese Flügel aber weniger Volumen und eine besonders breite Ausführung startet sich schwerer von einer Kai-Mauer. Ein Flügel, der sich von verschiedenen Punkten gut starten lässt, bringt letztendlich auch am meisten Spaß. An vielen Spots hat man im Umkreis von 200 m sogar mehrere Stege oder Mauern, sodass man pendeln kann. Flexibilität beim Starten steht für mich an erster Stelle! Jedes Set hat auch einen eigenen Rhythmus bzw. eigene Ideallinie. Die sind zwar immer ähnlich, aber um länger effizient unterwegs zu sein, muss man sich in der Regel eine Weile auf jeden Flügel einstellen um seinen „Groove“ zu finden.

Die neuen „High aspect“ Frontwings sehen sehr effizient aus und sind es auch beim Pumpen. Allerdings haben die auch Nachteile. Beim Dockstart kommen die nur in Frage, wenn man selber deutlich fortgeschritten ist bzw. sehr viel Erfahrung hat oder besonders leicht ist. Wer sich einen Flügel mit 1,10 m Breite und weniger als 3 Liter Volumen zulegt und 70 kg bei 1,80 m Größe wiegt, der wird damit als Pumpfoil früher oder später zufrieden sein. Mit Boot oder Kabel geht das auch mit mehr Gewicht – das zählt aber nicht. Fehlt die Körpergröße, kann es Probleme beim Anschieben geben. Startet man an einer Kaimauer und hat einen Flügel, der 1,10 m breit ist, dann lässt es sich schwieriger anlaufen. Ein Steg, der unten offen ist, erleichtert da einiges. Aber mal ganz ehrlich: Speedjunkies werden auf einem Pumpfoil sowieso nicht glücklich. Pumpfoiling ist ein „Surf-Workout“ zum Genießen und ein tolles Training für Leute mit Spieltrieb. Ich selber bin vorher hauptsächlich Longboard gesurft und hab mich auf einem Pumpfoil sofort wohl gefühlt. Wenn ich mit den Jungs unterwegs bin, probieren wir auch mal unterschiedliche Startblocks. Mal an einer Mauer, mal am Steg. Halt so wie es kommt. Damit alle gemeinsam auch Spaß haben können, ist es ein großer Vorteil, wenn man flexibel beim Start ist. In der kalten Jahreszeit ist man auch nicht ganz so spritzig aufgrund der dicken zweiten Haut. Für mich mit 80 kg und 1,80 m Größe hat ein guter Allrounder über 2.000 cm2, einen Meter Spannweite und ca. 4 Liter Volumen. Andere Flügel machen mir auch Spaß, sind auch für manche Tricks notwendig, erfordern aber oft optimale Startbedingungen, die es in der Realität weniger häufig gibt.

Das Foilgewicht kann anfangs auch ruhig etwas schwerer sein, das stabilisiert sich leichter und ist auch bei Kontakt mit dem Grund unempfindlicher. Wer länger dabei bleibt – und das wird passieren – der kann dann mit Pro-Foils aufrüsten und nach Gegebenheiten wechseln. Ein kleiner Ausblick ist mein letztes Freestylevideo auf www.2wave.de. Das sind erst die Anfänge, aber möglich ist mehr als sich die meisten vorstellen. Die letzten beiden Flügel, die ich hobbymäßig gebaut habe, gehen eher Richtung „high aspect“, haben aber mehr Volumen als die handelsüblichen. Die Geschwindigkeit und Stabilität in der Welle ist zwar eingeschränkter, was aber beim Pumpfoiling bis max. 20 km/h egal ist. Damit werden deutlich mehr Tricks möglich und dem Freestyle beim Pumpfoiling steht nichts mehr im Weg.
Meine große Hoffnung ist bei allen Herstellern, dass sie das Potential von Pumpfoiling stärker erkennen und mehr in diese Richtung auf den Markt bringen: mit über 3 Liter Volumen, die ausschließlich zum Pumpfoiling für 5–20 km/h gebaut und optimiert sind. Dann werden auch die Freestyler aus ihrer Deckung kommen.

Masten, Fuselage (Rumpf) und Rearwing (Stabilizer)

Ich benutze am liebsten kurze Masten, die ich aber nur bei wenigen Flügeln einsetzen kann. Am liebsten unter 60 cm. Meistens nehme ich aber 60–70 cm. Manche bevorzugen sogar 80 cm. Letztendlich hängt das vom persönlichen Fahrstil und der Vorliebe ab. Manchmal auch vom vorhandenen Startblock. Beim Freestyle wird es eher kürzer, für extra lange Pumpzüge benötigt man auch einen längeren Mast. Ebenso bei hohen Startblocks, solange der Wurfstart noch nicht sitzt.

Eine kürzere Fuselage erzeugt beim Pumpfoiling ähnliche Effekte wie ein kleinerer Rearwing. Beides zu reduzieren kann, je nach Frontwing und Pumptechnik, etwas Effizienz rausholen. Das Pumpen wird aber sensibler, man muss noch intuitiver reagieren und kommt schneller aus dem Rhythmus. Also Konzentration! Bei vielen Herstellern lässt sich bei einem Standardset der Rearwing einfach tauschen. Es macht durchaus Sinn, das als erste Variationsmöglichkeit in Betracht zu ziehen. Zum Beispiel zu einem 45er noch einen 40er dazu zu bestellen. Ich bin bei einigen Tests, die im Netz schon gezeigt werden, skeptisch. Jede Veränderung an einem Foilset kann durchaus bedeuten, dass man einige Sessions benötigt, um die Ideallinie, den richtigen Push und die perfekt passende Fußstellung zu finden. Da man beim Pumpfoiling im Vergleich zu allen anderen Foilsportarten durch den Flügelschlag den Vortrieb und damit den Auftrieb erzeugt, ist Routine mit einem Set sehr wichtig, wenn man alles rausholen will. Ein Flügel oder Rearwing, den du nach zehn Versuchen in die Ecke legst, kann dich vielleicht nach 100 Versuchen verzaubern. Also Vorsicht.

Das sind hoch komplexe Zusammenhänge zwischen Mensch und Material.

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Manchmal ist es besser, einen Pumpfoil durch entsprechende Übungseinheiten zu 100 Prozent auszureizen, als diverse ultralight Sets nur zu 60 % ausreizen zu können, weil noch zwei Jahre Erfahrung fehlen. Für den Anfang empfehle ich sogar ein nicht zu leichtes Board. Für Einsteiger halte ich ein kurzes Board mit 3–5 kg am sinnvollsten. Einige benutzen einfach eine Siebdruckplatte 18 mm, 35 cm  x 115 cm oder ein altes Holz-Wakeskate. Das Mehrgewicht stabilisiert bei den ersten Versuchen. Leichtgewichte machen später Spaß, wenn man richtig im Training ist. Es muss wirklich keine Materialschlacht werden. Wer mit Foil und Board gut umgeht, hat sehr lange Spaß mit einem Foil! Die halten wirklich viel besser als ich am Anfang dachte.

Zukunftspotential – Kuriosität oder echter Sport ?

Darüber scheiden sich die Geister noch etwas. Frank stellt aber jetzt schon ein großes Interesse bei seiner Surfkundschaft fest. Die Leute staunen auch nicht schlecht, wenn sie jemanden bei sich am Kanal vorbei pumpen sehen. Foiling ist noch sehr unbekannt in der breiten Masse. Wenn uns der Foil aber jetzt schon eins gelernt hat, dann ist es, dass man den Sport an extrem vielen Orten ausführen kann, wo früher an Wassersport kaum zu denken war, geschweige denn eine Surfsportart. Dies ist auch der Grund, warum Leute wie Frank und ich stark an das Potential dieses Sportes glauben. Auch wenn es sich anfänglich schwierig anhört, wenn man sich mit dem Thema befasst, wird man schnell Fortschritte machen und begeistert sein. Dazu kommt, dass sich das eigentliche Sportgerät extrem leicht und einfach transportieren lässt.

Auch als Wettkampfsport hat Pumpfoiling Potential. Die Vision von Zweimann-Ausscheidungs-Rennen auf einem kurzen Bojenkurs ist gar nicht so weit hergeholt. Oder wie wäre es, wenn wir ein Zeitrennen machen, in dem es darum geht, wer am längsten fliegen kann. Jetzt stellt euch mal vor, wir könnten uns eine Startrampe bauen, mit der wir zwei Foiler nebeneinander gleichzeitig ins Wasser fahren lassen können. Die Rampe wäre 5 Meter hoch und die Teilnehmer würden mit beachtlichen Startgeschwindigkeiten ins Wasser gelassen. Das hat X-Games Potential!

Frank ist fest davon überzeugt, dass dieser Sport aufgrund der Flexibilität, dem großen Spaßfaktor und der Umweltverträglichkeit irgendwann olympisch wird. Das meint er im Ernst!