
Urgestein vom Pilsensee. Guido Meier ist Eisbachsurfer und Pionier des Stand Up Paddling Sportes in Deutschland. Seit 16 Jahren betreibt er seine Station „Bavarian Waters“ am Pilsensee in, wie der Name sagt, Bayern. Guido hat mindestens so viel im Sport erlebt wie das Stand Up Magazin, wenn nicht sogar mehr. Er hat viele Flüsse in Bayern als erster zusammen mit Carsten Kurmis und Corran Addison befahren. Er war an den legendären Lost Mills Rennen und sein Sohn Toni wurde in den Jahren zum besten SUP Surfer Deutschlands.

Trotz „Up“ und „Downs“ in der Branche ist Guido immer noch gut im Geschäft und sein Enthusiasmus für den Sport ist ungebrochen. Wir freuen uns über das Interview mit ihm und schwelgen in Erinnerungen. Wenn Ihr bei und mit Bavarian Waters auf das Wasser geht erlebt ihr Deutsche SUP Geschichte.
Aloha Guido, es freut mich sehr, dass Du dir Zeit für das Stand Up Magazin genommen hast. Du bist mit Bavarian Waters einer der ganz ersten die sich dem SUP Sport angenommen haben. Das ist mittlerweile mehr als 15 Jahre her. Ich war mit dem Stand Up Magazin noch in der Planung und du hast schon mit SUP rumhantiert.
Hallo Mike, sehr nett, dass du mich zu diesem Interview eingeladen hast. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du mir stolz deine Erstausgabe des Stand Up Mags auf der Paddelexpo gegeben hast. Das alles hat uns in der Zeit echt motiviert und wir haben an SUP in der Zukunft geglaubt. Ich finde es echt super, dass du deine redaktionelle Arbeit weiterführst, denn das ist sehr wichtig für den Sport und die nächsten Jahre.
Sehr nette Worte von Dir vielen Dank, das ist auch nur möglich dank der Unterstützung aus der Branche und den Lesern. Lass uns etwas Alte Zeiten aufleben lassen. Wie war das damals, wie bist du zu SUP gekommen?
Ich surfe im Meer seit 30 Jahren und bin viel unterwegs gewesen. Nach dem Studium bin ich von Köln nach München gezogen, um meine spätere Frau Andrea besser kennenzulernen, und gleichzeitig konnte ich jeden Tag am Eisbach surfen. Auf einem Surftrip in Australien habe ich dann jemanden mit diesem riesen Brett und einem Paddel in der Hand beim Wellenreiten gesehen. Dort habe ich es das erste Mal wahrgenommen und mich gefragt, ob das komplex sei.
Habe dann 2007 erste Bilder in Surfmagazinen gesehen und festgestellt, dass es kein Einzelfall ist. Zurück in Europa habe ich dann mal rumgeforscht und am Starnberger See in einem Windsurfshop ein Board gefunden, das ich mir für einen Tag geliehen habe – und was soll ich sagen: Ich fand es toll, z. B. im 5-Seen-Land an einem wundervollen, sonnigen und ruhigen Tag auf dem Wasser zu gleiten. Heute, 17 Jahre später, habe ich noch genau dasselbe Gefühl, bin mind. 3–4 Mal die Woche auf dem Wasser und ich hoffe, dass ich das noch lange machen kann. 2009 habe ich dann mitbekommen, dass es in Hamburg in der Hafencity ein Worldcup-Race gab. Da ich in einem Kölner Architekturbüro an dem Masterplan für die Hafencity mitgearbeitet hatte und das Resultat nie live gesehen habe, dachte ich mir: Das ist eine gute Kombi und die Reise wert.
Kurzer Rennverlauf 2009 in Hamburg: Mit einem geliehenen Board von Naish im Amateur-Vorlauf – sehr schlechtes Wetter und im unruhigen Hafenbecken Wellen und Kabbelwasser und Regen von allen Seiten. Genau meine Bedingungen, und durch die vielen Jahre Pfannenwerfen (im regenreichen Sauerland) im Dachdeckerhandwerk hatte ich wohl die nötige Ausdauer in den Armen. Zu der Zeit hatte ich null Ahnung vom Paddelsport. Vor mir der kleine Kasper Steinfarth und ein paar Rookies. Keiner konnte ahnen, dass es für viele ein kleiner und großer Start werden würde. Ich kam unter die ersten 6 und war für das Pro-Finale am nächsten Tag qualifiziert. Alles andere ist Geschichte und gut dokumentiert. Casper wird zum Weltstar und reist um die Welt, und ich werde sesshaft und fange an mit dem SUP-Sport.

Was hat dich dann dazu bewegt, etwas Kommerzielles mit SUP zu machen?
Schnell entstand die Idee, SUP und Fluss zu verbinden. Ich habe dann aus Hamburg ein SUP mitgenommen und damit immer gepaddelt. Alle fragten immer, was ich da mache und ob sie es sich leihen könnten. Habe dann auch für die ersten lokalen Rennen von Alois Mühlegger (später dann SUP Alps Trophy) trainiert und gedacht: Dann kann ich auch Interessierte mitnehmen und es ihnen zeigen.

Aus dem Archiv: SUP Alps Trophy – Chiemsee Inselmarathon. Es war einer der grossen Deutschen SUP Rennen. Es gab aber immer wieder Probleme mit den Bewilligungen. Photo von 2012
Auf der ISPO haben wir uns dann getroffen und Carsten Kurmis (Starboard) war mit Imagine SUP Surf auch da. Ich kannte ihn vom Eisbach, und die Roots waren klar. Von Carsten habe ich dann die ersten Boards bekommen, die auch wildwassertauglich waren – und dann ging es wirklich richtig ab.
Im März 2011 hatten wir den ersten wirklich großen Bericht in den Print-Mainstream-Medien über SUP im FOCUS – 4 Seiten, super Bilder vom Eibsee usw. Wir waren gerade im ersten SUP-Surfcamp in Andalusien beim Tom von La Luz Surf, als die Ausgabe erschien – und dann stand das Telefon für die nächsten 10 Jahre, gerade im Sommer, nicht mehr still.
So fanden die ersten Kurse und Touren statt. Ich habe die erste Zeit die Boards in meinem Wohnwagen transportiert, hatte so gleichzeitig eine mobile Umkleidekabine und konnte darin übernachten. Das war eine mega Zeit. Die ganzen Erstbefahrungen der Wildflüsse mit Carsten, Arnd, Schäftlarn und Corran – unvergesslich. Die Medien stürzten sich ja förmlich auf uns. Die ganzen Beiträge fürs Fernsehen, Zeitungen, Mags usw. waren natürlich auch ein tolles Schulterklopfen, was half, in den harten Momenten – die es ja auch geben musste – dran zu bleiben. Dann kamen weitere Wavecamps dazu und bald die erste feste SUP-Station am Pilsensee. Bald war es nur noch als Team zu bewältigen, und ich fand klasse Mitarbeiter und Partner. Seit 2013 findet im September immer ein SUP-Rennen bei uns am Pilsensee statt. Dieses Jahr ist wieder die Alps Trophy zu Gast. Ich konnte die selbstständige Arbeit als Architekt und den SUP-Sport gut verbinden, und die Gewichtung mehr zum SUP war bewusst. Auch das Wildwasser-SUP haben wir voll gepusht. Wir waren Ausrichter der ersten SUP-Wildwasser-Meisterschaft und haben in Lofer auch einen Eurocup ausgefahren… legendär die anschließenden Stadlpartys mit der ganzen Lofer-Wildwasser-Crew.
Eine klasse, actionreiche Zeit, die ja auch in deinem Mag einige Seiten gefüllt hat. Danke nochmal dafür.

SUP Wildwasser Touren mit Guido Meier und Bavarian Waters, damals in 2011. Foto aus dem Stand Up Magazin archiv
Fazit:
Draußen zu sein und mit Bewegung/Sport mich und meine Mitmenschen etwas glücklicher zu machen und gleichzeitig seinen Unterhalt damit zu verdienen, ist für mich eine sehr große Ehre und ich bin sehr, sehr dankbar über diese Möglichkeit.
Ich kann mich noch erinnern, wie wir den Leuten versuchten, Hardboards zu verkaufen, aber es wollte nie richtig klappen. Dann kam das Inflatable – geliebt, gehasst. Wie hast du das erlebt?
Die Inflatables lösten dann den wirklichen Boom aus. Ich habe zuerst auch gesagt: Auf die Luftmatratzen stelle ich mich nicht drauf – aber die Entwicklung war so schnell und die Boards so viel besser. Manche Kunden konnten dann den Unterschied gar nicht spüren… das war ja ein deutliches Zeichen, dass es funktioniert. Auch im Wildwasser ist diese Bauweise klar im Vorteil.
Jetzt, wo die nächste Generation SUP kommt, sind Hardboards wieder mehr gefragt. Ich kann mich aber gut an die Paddelexpo 2014 erinnern, dort fiel in einem Gespräch der Satz:
„Wenn es die Inflatables mal im Discounter zu kaufen gibt, hat der Sport es geschafft.“
Nun, da ist er, der Sport – SUP – kein Boom mehr, sondern fest verankert in vielen Köpfen.
Trotzdem liegt in vielen Bereichen noch viel Arbeit vor uns. Gute Strukturen müssen wachsen, und Systeme können nicht immer so einfach aus anderen Bereichen übernommen werden. SUP hat seine eigene Erfolgsgeschichte, die noch viele Kapitel zu bieten haben wird.
Der Trend war riesig, wir hatten viele Anlässe in Deutschland, die weit über die Landesgrenzen bekannt waren. Das Lost Mills war so ein Event. Was meinst du, was ist in Deutschland passiert, dass wir nicht mehr so viele internationale Events haben?
Lost Mills war der Hammer… ich habe letztens noch ein Bild gesehen: all die Stars hintereinander aufgereiht… Wahnsinn. Casper zitternd hinterm Baum, wartend auf die Sprintzeit von Danny im „Fastest Paddler of the World“. Eric Terrien, der nicht der treibenden Boje folgte, sondern den richtigen Weg nahm und seinen größten Sieg später in der geschenkten Lederhose feierte. Alle waren da. (Unser Bericht mit Casper Steinfath von 2014)

Auch ich hatte meinen größten Rennerfolg dort in der Kurzstrecke. Ich kam auf den 2. Platz, damals noch vor Teichi. Doch Lost Mills war getragen von Erdinger. Der Besitzer der Brauerei, mit einem Haus auf Hawaii und die Lebensart liebend, fand es einfach klasse, die Stars aus Übersee bei sich zu haben und dem Sport die Chance zu geben, sich in Deutschland zu präsentieren. Die Zeit rund ums Lost Mills Race war natürlich auch für die SUP-Brands im Raum Bayern eine gute Chance, ihre Teamfahrer wirkungsvoll in Szene zu setzen. Ich erinnere mich gerne an die Tage, als wir mit Conner Baxter und Bart de… rumgefahren sind und die ganzen Flusswellen mit dem SUP unsicher gemacht haben. Auch krass zu sehen, wie Conner bei seiner ersten Eisbach-Session fette Turns und 360s ins Wasser geschlitzt hat. Nach der ganzen Action dann abends bei uns daheim mit Toni im Wohnzimmer noch Fußball spielen und Clara in den Schlaf wiegen. Heute sehen wir: Er ist ein Familienmensch und liebt Kinder.
Der deutschsprachige Raum liebt die Eventisierung und Rundumpakete – für jeden was dabei. Solche Events sind sehr aufwendig zu realisieren und finanziell zu stemmen. Die Sponsoren für so etwas zu finden ist nicht easy. Vor allem ist ein gutes Team nötig. In anderen Ländern gibt’s ein Zelt am Strand und ein Rennen oder Contest – fertig. Die Sportler haben da genauso ihren Spaß und ihre Herausforderung.
Natürlich möchte ich Highlights wie das SUP WAVE Masters Finale auf der boot Düsseldorf auf der Citywave mit Zane und Airton nicht missen – anschließend Toni bei Zane auf den Schultern in der Welle – unglaublich und für die Zuschauer eine super Show. Doch das ist nicht SUP in seiner eigenen Form. Der Sport ist immer noch auf der Suche, sich zu finden.
Die City Wave bot unglaublich viel Action und die Stars reisten von überall an. Das war unser Video von 2020 kurz bevor die Pandemie begann.
Die Entwicklung in Deutschland mit den vielen kleinen Rennen 2025 ist gar nicht so schlecht, sie dienen als wirkliche Roots für spätere große Rennen, die kommen werden. Wie gesagt: Der Sport ist noch recht jung und die Verbandszuständigkeiten nach wie vor sehr komplex. Leider ist allgemein das Ehrenamt im Sport nicht mehr so angesagt und alles ist kommerzialisiert. Das macht es z. B. doppelt schwer, gerade in der breiten Struktur junge Talente zu finden.
Jetzt aber zu deinem Business Bavarian Waters:
Du bist seit 16 Jahren erfolgreich im Geschäft und scheinst auch dieses Jahr gut gebucht zu sein. Was ist dein Geheimnis?
Das ist schwer zu sagen. Ich kann ja nur wiedergeben, was Kunden sagen.
Authentisch sein ist, glaube ich, das Wichtigste. Liebe zum Sport bekommen die Kunden sofort mit. Das Geschäftsmodell ist, keins zu haben! Am Anfang hatten wir ja nichts, woran wir uns orientieren konnten – alles ist natürlich gewachsen. Auch Flexibilität und Demut sind super wichtig – es ist ein wetterabhängiger Outdoorsport, der heute einen gut geplanten Firmen-Großevent ins Wasser fallen lässt und zwei Tage später kommt spontan eine Schulklasse mit quirligem Kids, die für einen sehr geringen Kostenbeitrag dieselbe Professionalität bekommen. Das geht nur mit einem klasse Team und echter, eigener Begeisterung.
Leider sind die Probleme in unserer Branche noch nicht hinter uns.
Was kannst du Berufskollegen mit anderen Stationen und Vermietungen raten?
Dranbleiben und investieren – oder zumachen. Das kommt immer auf das Lebensmodell und die Möglichkeiten an. Das war jetzt ein Mega-SUP-Boom – z. B. auch SUP-Verleih am Eiskiosk und 199-Euro-SUP vom Discounter. Es nivelliert sich gerade alles und das gehört dazu.
Sport in Deutschland wird weiter großgeschrieben, und der innerdeutsche Tourismus nimmt ja weiter zu. Ich bin auf jeden Fall sehr stolz auf unsere Partner aus der SUP-Branche, die weiterhin den SUP-Sport und ihre Sportler so weit wie ihnen möglich unterstützen und gemeinsam an der SUP-Zukunft arbeiten.
Was sind deine Pläne mit Bavarian Waters für diese Saison?
Gibt es wieder ein großes Rennen? Irgendwelche Anlässe, die wir in den Kalender nehmen sollen?
Am 20.09.25 haben wir wieder die SUP Alps Trophy zu Gast bei uns am Pilsensee.
Im Herbst ist ein SUP WAVE- und Foil-Camp an unserer Base in Portugal geplant. Die Restaurierungsarbeiten sind fast abgeschlossen und es entsteht gerade ein sehr schöner Ort.
Dazu bekommst du alle Infos, sobald es losgeht. Auch eine Anmietung der Appartements ist ab Sommer möglich. SUPs aus allen Bereichen liegen dort auch bereit. Die Lage zwischen Nazaré und Peniche ist perfekt – Wellen satt, und zum Flachwasser-Wingfoilen die Lagune von Óbidos. Nächstes Jahr wird dort auch ein Surfpark wie die O2 Arena in MUC eröffnet.
Wir wären nicht das Stand Up Magazin, wenn wir nicht das Thema Foils ansprechen würden.
Foilst du auch schon? Wie nah seid ihr an dem Thema dran?
Wir sind dran am Thema. Das Problem ist, dass wir im 5-Seen-Land Wingfoil nicht schulen dürfen und ich persönlich wenig Zeit habe für andere Sportarten. Habe natürlich alles schon probiert, und zwei meiner Mitarbeiter sind aber voll infiziert und können das schon echt gut. Mit Wellenreiten und SUP-Paddeln haben wir in der Familie viel zu tun. Wir versuchen, jede Situation zu nutzen, um in die Welle zu kommen. Ich hoffe auf die WM-Teilnahme von Toni in der Welle bei der ISA-WM, die eventuell in Peru stattfindet. Vielleicht kommt die WM aber auch nach Portugal, z. B. nach Peniche – dort hat sich die ESA mit der Europameisterschaft 2023 ja super präsentiert, und Toni konnte bei den Junioren die Bronzemedaille holen.
Gibt es bald Bavarian Pump Foil Meisterschaften?
Denke eher nicht… wir haben jetzt zwar ein Dockponton am Pilsensee geplant, aber der ganze Sport muss in unserem Regierungsbezirk – wenn er kommerziell oder wettbewerbstechnisch an einer abgesteckten und bereitgestellten Fläche passiert – genehmigt sein. Das ist nicht so einfach mit den Behörden.
Im Meer finde ich das mega – in die Wellen zu pumpen oder Downwind über die Wellen zu fliegen.
Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, für den DWV bei der nächsten SUP Surf DM wieder aktiv mitzuhelfen. Das hat die Jahre immer sehr viel Spaß gemacht. Die Szene war klein, aber der Spaß immer riesig.
Bavarian Waters betreibt 2 SUP Stationen:
📍 SUP-Station Pilsensee (Büro, Shop, Headquarter):
📞 10-19 Uhr 017620501402 guido@bavarianwaters.com
📍 SUP-Station Starnberger See:
📞 10-19Uhr 015787500940 hendrik@bavarianwaters.com