Thomas Weinhardt VDWS Ehrenvorsitzender gestorben

Mit grosser Trauer hat die Redaktion des Stand Up Magazins eben vernommen, dass der Gründer und Ehrenvorsitzender der VDWS Thomas Weindhardt diese Tage verstorben ist.

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“Sein Engagement, seine Leidenschaft und sein unermüdlicher Einsatz hat den VDWS in den mehr als 40 Jahren geprägt, wie niemand anders. Thomas hat nicht nur unsere Arbeit und Werte gefördert, sondern auch unzählige Freundschaften und Verbindungen innerhalb unserer Gemeinschaft geschaffen.” – VDWS –

Thomas war auch dem Stand Up Magazin sehr verbunden. Wir schauten auf eine langjährige Zusammenarbeit zurück und führten 2 Interviews mit Thomas in der Zeit. Auch in den letzten Jahren war Thomas immer noch sehr engagiert und hat sich für den Wassersport eingesetzt. So etwa wenn es darum ging das Foilverbot in Sachsen zu bekämpfen. Wir begleiteten Thomas Weinhardt und den VDWS medial über die Jahre und werden ihn sehr vermissen.

Rest In Peace my friend! Deine Arbeit und Enthusiasmus wird in uns allen weiterleben.


Das letzte Interview mit Thomas vom März 2024 hier.


Stand Up Magazin: Aloha Thomas, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast für uns.

Thomas Weinhardt: Sehr gerne.


SUM: Erzähl uns doch mal kurz, wer du bist und wie lange du schon im Windsurfsport dabei bist?

TW:
Meine Wassersportlaufbahn begann mit fünf Jahren, als ich in der Nacht alleine im Angelboot meines Vaters nach Hause rudern musste. 😉 Mit 13 Jahren habe ich mit dem Segeln begonnen und dann viele Jahre an Regatten auf verschiedenen Bootstypen teilgenommen. Als das Windsurfen erfunden wurde und 1972 nach Europa kam, hatten wir 1973 den ersten Windsurfer am See und surften stolz von Ufer zu Ufer, ohne reinzufallen. Später finanzierte ich mein Sportstudium mit der Tätigkeit als Segel-, Ski- und Windsurflehrer. 1979 erwarb ich die VDWS-Windsurflehrerlizenz und arbeitete weltweit bei verschiedenen Clubs und Reiseveranstaltern als Stationsleiter. Ich war an Buch- und Filmprojekten beteiligt und 15 Jahre lang als Mitglied im VDWS-Lehrteam in der Ausbildung von Windsurf- und Segellehrern tätig. Im VDWS-Vorstand war ich zunächst Schatzmeister und bin jetzt VDWS-Präsident.


SUM: Der VDWS ist ja kein Sportverband, sondern ein Ausbildungsverband. Was genau macht ihr?

TW:
Der VDWS wurde 1974 als reiner Windsurfverband gegründet, mit dem Ziel, Windsurflehrer auszubilden und professionelle Windsurfschulen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Ein wichtiger Baustein war die Einführung des Grundscheins, der mittlerweile über 1,9 Millionen Mal von unseren Schulen ausgegeben wurde. In der Gründerzeit des Windsurfens galt das Motto: “Kein Brettverkauf ohne Schulung und Schein.”

Damals hieß der Verband “Verband der Deutschen Windsurfing Schulen”. Da sich unsere Schulen jedoch verändert haben, wurde später der Name angepasst: aus Windsurfing wurde Wassersport. Der Name passt zwar nicht mehr ganz, da sich von unseren 540 VDWS-Schulen nur rund 200 in Deutschland befinden, während die restlichen 340 Schulen in über 30 Ländern aktiv sind. Die Marke “VDWS” steht jedoch weltweit für Qualität in der Wassersportausbildung, und deshalb bleibt der Name bestehen – ähnlich wie bei BMW, das weltweit aktiv ist, obwohl der Name “Bayerische Motoren Werke” bedeutet.

Als führender Ausbildungsverband für Strandsportarten haben wir unser Angebot um Kitesurfen und SUP erweitert. Derzeit haben wir 4.300 Mitglieder, organisieren jährlich ca. 1.100 Aus- und Fortbildungslehrgänge für Wassersportlehrer und bieten unseren Schulen ein umfangreiches Service- und Dienstleistungsangebot, z. B. Ausbildungsmaterialien in bis zu zehn Sprachen. Wir stehen auch in regelmäßigem Kontakt mit Behörden und Ministerien, wenn es um Themen wie Gewässernutzung oder Revierbeschränkungen geht.


SUM: Wann und wo hast du zum ersten Mal von SUP erfahren?

TW:
Das war etwa 2009 durch unser internationales Wassersportnetzwerk.

SUM: Im Titel des VDWS steht: Surf – Kite – Jolle – Cat und SUP. In welcher Reihenfolge kamen die verschiedenen Sportarten zum VDWS?

TW:
Als der Windsurf-Boom Anfang der 1990er Jahre nachließ, erweiterten viele unserer Mitgliedsschulen ihr Angebot – zunächst um das Catamaransegeln und später auch um das Jollensegeln. Klar, dass wir als Ausbildungsverband dafür die entsprechenden Konzepte und Materialien entwickelten und eine hochwertige Lehrerausbildung aufbauten. Im Jahr 2000 kam das Kitesurfen dazu, und SUP wurde 2016 als eigenständige fünfte Ausbildungssäule eingeführt. Allerdings hatten wir bereits 2011 ein erstes SUP-Methodik-Handout mit 50 Seiten für unsere Schulen fertiggestellt.


SUM: Apropos Titel: Bei euch steht „Surf“. Ist man sich in Deutschland bewusst, dass in der restlichen Welt „Surfen“ für Wellenreiten steht und der Sport eigentlich Windsurfen genannt wird? Wie kam es zu dieser Verwirrung?

TW:
Ja, das stimmt. Als Slogan „Surf – Kite – Jolle – Cat und SUP“ ist es einfach griffiger. Dieses Leitbild entstand vor einigen Jahren in einer Strategiediskussion im Vorstand.


SUM: Sorry für die Zwischenfrage, aber ich dachte, du wärst die richtige Person für dieses Thema.

TW:
Naja, früher war ich nicht nur mit dem Windsurfboard, sondern auch regelmäßig mit dem Surfbrett in der Welle unterwegs. Aus der Historie betrachtet ist der VDWS tatsächlich ein Windsport-Verband, der sich nun erstmals dem Paddeln auf einem Board öffnet – was ja auch wieder eine Anknüpfung ans Windsurfen ist. Schon in den Anfangszeiten des Windsurfens haben die Surflehrer bei wenig Wind das Rigg am Strand gelassen und sind stehend mit dem Paddel um ihre Windsurfschüler herumgekreist.


SUM: Zurück zu eurem Titel: Sind die Schulen nach Sportart getrennt, oder machen alle alles?

TW:
Das ist ganz unterschiedlich und hängt im Wesentlichen von den Möglichkeiten des jeweiligen Standorts ab. Es gibt Schulen, die alles oder fast alles anbieten, und andere, die sich auf nur eine oder zwei Sportarten konzentrieren. Aktuell haben wir 130 Schulen, die auch als SUP-Center gelistet sind – das bedeutet, dort ist ein SUP-Instructor im Einsatz.


SUM: Als wir uns 2013 zum ersten Mal getroffen haben, schien der VDWS gerade erst anzufangen, sich mit SUP auseinanderzusetzen. Wie wurde das Engagement des VDWS bei den anderen Windsportarten aufgenommen?

TW:
Wir haben die Entwicklung des Sports von Beginn an genau beobachtet und regelmäßig Fortbildungen zu Wellenreiten und SUP für unsere Mitglieder angeboten. Als sich abzeichnete, dass sich das Thema SUP weiterentwickeln würde, haben wir jährlich unsere Schulen nach ihrer Meinung dazu befragt. Bis 2013 waren die Rückmeldungen überwiegend ablehnend, 2014 war die Stimmung geteilt, und ab 2015 schlug das Pendel eindeutig zugunsten von SUP aus. Da unsere Arbeit sich immer an den Bedürfnissen unserer Mitglieder orientiert, war das für uns das Signal, wie bei den anderen Sportarten konsequent durchzustarten.


SUM: Sind die Leute, die Windsurfen oder Segeln, eigentlich andere Menschen als jene, die Stand Up Paddeln?

TW:
Die Kunden in den Schulen sind so vielfältig wie der Sport selbst. Beim SUP gibt es zahlreiche Facetten: Glattwasser, Touring, Race, Yoga, Welle, Fließgewässer – entsprechend groß ist die Bandbreite der Menschen, die den Sport betreiben. Das reicht vom einfachen „Mal ausprobieren“ bis hin zu den Wellenfreaks. Die Affinität eines Windsurfers zum SUP ist sicherlich höher als die eines klassischen Seglers, wobei auch Segler zunehmend die neuen Möglichkeiten erkennen.


SUM: Ist SUP bei den Windsurfschulen mittlerweile mehr als nur ein Flautenkiller?

TW:
In den Starkwindrevieren ist SUP tendenziell noch ein Flautenkiller, obwohl dort auch zunehmend Downwinder, Touren oder das Erlebnis in der Welle angeboten werden. Bei Schulen im Binnenland und an Standorten mit weniger Wind wird das Schulungspotenzial von SUP immer mehr erkannt. Dazu tragen auch unsere Ausbildungen zum SUP-Instructor bei. Tatsächlich gibt es jenseits von einfachem Paddeln sehr viel Technik zu entdecken.


SUM: Welche Sparte ist bei euch die stärkste: SUP, Windsurf, Kite oder Segeln?

TW:
Gemessen an den ausgegebenen Grundscheinen, die eine praktische und theoretische Prüfung beinhalten, ist Windsurfen mit 36.000 bis 40.000 Scheinen pro Jahr immer noch die Basis in den Schulen. Es folgen Segeln mit 12.000 bis 14.000 Scheinen und Kitesurfen mit rund 8.000 Basic Licences.

Beim SUP geben unsere Schulen keine Grundscheine aus, sondern zusätzlich zu den Workbooks sogenannte Safety Cards, die eine entsprechende Sicherheits- und Umweltschutz-Unterweisung bestätigen. Da wir uns damit aber erst in der zweiten Saison befinden, können wir das noch nicht genau beziffern. Das wird sich aber entwickeln.


SUM: Wir erleben gerade, wie sich der Internationale Surf-Verband und der Internationale Kanu-Verband um den SUP-Sport zanken. Wie erlebt der VDWS den Verbandsknatsch?

TW:
Wenn sich eine neue Sportart etabliert, ist ein solcher Verbandsstreit anfangs ziemlich normal, besonders wenn das Potenzial der Sportart groß ist – was beim SUP ohne Zweifel der Fall ist. Andere Trendsportarten haben Ähnliches durchgemacht. Eine Einigung der verschiedenen Verbände auf ein Format wäre das Beste für die Sportler und die öffentliche Darstellung. Doch aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass dies oft der schwierigste Weg ist, da es an Kompromissbereitschaft fehlt.

Die Alternative ist, dass jeder Verband versucht, sich zu behaupten und durchzusetzen. Die traditionellen Sportverbände haben zwar erprobte Strukturen, tun sich aber schwer mit den Formaten und der Philosophie von Trendsportarten. Umgekehrt sind junge Verbände näher am Sport, scheitern aber oft an mangelnder Organisation und Finanzierung.


SUM: Was würdest du als unbeteiligter Dritter den beiden Verbänden raten?

TW:
Große Sportverbände werden oft von Politik bestimmt – das heißt, der eigentliche Sport und die Interessen der Athleten kommen zu kurz. Ich hoffe, dass das hier nicht der Fall ist und sich die beiden Verbände im Sinne des Sports auf eine tragfähige Lösung einigen. SUP hat einen ganz anderen Lifestyle, aber auch enormes sportliches Potenzial – bis hin zu Olympia. Diese Chancen dürfen nicht durch Streitigkeiten blockiert werden.


SUM: Wie sieht die Zukunft des VDWS aus? Habt ihr Pläne, was SUP angeht?

TW:
Der VDWS war bis 2016 ein reiner Windsportverband mit den vier Kerndisziplinen Windsurfen, Kitesurfen, Catamaran- und Jollensegeln. Mit SUP kam erstmals eine windunabhängige Disziplin hinzu. Wir haben eine eigenständige Lehrerausbildung samt Ausbildungsmaterial in mehreren Sprachen entwickelt, ein Workbook für die Kunden unserer Schulen (aktuell in vier Sprachen), Safety Cards, Schulflaggen und mehr. Zudem haben wir ein 15-köpfiges Ausbilderteam etabliert, das sich regelmäßig abstimmt und weiterbildet.

Wir haben bereits erhebliche finanzielle Mittel in dieses Thema investiert und werden weiterhin alles Notwendige tun. Aus Erfahrung wissen wir, dass diese Entwicklung noch Jahre dauern wird, aber wir gehen den Weg zusammen mit unseren Mitgliedern konsequent weiter.


SUM: Vielen Dank für das Gespräch.