ISA stolpert über eigenen Regeln

Normalerweise greifen wir keine Geschichten aus der Surfwelt auf, aber diese ist anders. Wir berichten über die ISA, seit sie 2013 die SUP World Champion Ships ins Leben gerufen hat, und der Athlet, der in diese Geschichte verwickelt ist, ist eine persönliche Kollegin von uns. Da wir auf dem Verteiler des ISA-Newsletters beteiligt sind, erhalten wir alle Arten von für uns irrelevanten Nachrichten, aber diese hier hat unsere Aufmerksamkeit erregt:

Erin Brooks Padang Padang 2022, sie war 14 Jahre alt. Foto: @lawrence_photo @liquidbarrel

California, USA – June 27 2023

Das ISA-Exekutivkomitee (EC) hat heute den Fall der Nationalität der Athletin Erin Brooks geprüft.

Im März 2022 beantragten Surfing Canada und das Kanadische Olympische Komitee, dass Frau Brooks für Kanada starten darf, da ihr Antrag auf Staatsbürgerschaft zwar eingereicht, aber noch nicht abgeschlossen war.

Die ISA-Verwaltung beschloss, diesem Antrag stattzugeben, da das Kanadische Olympische Komitee und Surfing Canada zugesichert hatten, dass die Staatsbürgerschaft in Bearbeitung sei. Der Antrag wurde ohne ordnungsgemäße Konsultation des ISA-Exekutivausschusses (EC) und des ISA-Präsidenten genehmigt.

Nach einer weiteren Analyse des Falles in den letzten Tagen kam das ISA EC zu dem Schluss, dass diese Entscheidung nicht korrekt und nicht in Übereinstimmung mit den geltenden ISA-Regeln getroffen wurde. Nach den geltenden ISA-Regeln und den damals verfügbaren Unterlagen hätte der Antrag des Kanadischen Olympischen Komitees und von Surfing Canada abgelehnt werden müssen.

Außerdem hat die ISA-Kommission inzwischen festgestellt, dass die Staatsbürgerschaft von Frau Brooks noch immer nicht geklärt ist. Infolgedessen hat die Kommission entschieden, dass Frau Brooks‘ Berechtigung, für Kanada zu starten, mit sofortiger Wirkung ausgesetzt wurde.

Sollten die kanadischen Sportbehörden in der Zwischenzeit in der Lage sein, den Nachweis der Staatsbürgerschaft durch ein verifiziertes Dokument der kanadischen Regierung zu erbringen, wird die ISA-Kommission ihre Startberechtigung für Kanada in Übereinstimmung mit den geltenden ISA-Regeln neu bewerten.

Die ISA übernimmt die Verantwortung für den begangenen Verwaltungsfehler. Wir möchten daher unser tiefes Bedauern ausdrücken und uns bei Frau Brooks und ihrer Familie für die Auswirkungen entschuldigen, die dieser Fall für sie persönlich haben könnte – in der Hoffnung, dass der Fall ihrer Staatsbürgerschaft umgehend gelöst wird.

Die ISA EC hat sich in dieser Angelegenheit rechtlich beraten lassen und wird dies auch weiterhin tun, um die nächsten Schritte und Konsequenzen dieses Falles zu klären.


Wir beobachten Erin seit 3 Jahren bei den ISA-Wettbewerben und sie war sehr erfolgreich. Wir sind uns auch des ISA-Überprüfungsverfahrens bewusst, dass jemand, der an einem Wettbewerb teilnehmen möchte, seine Staatsbürgerschaft nachweisen muss. Selbst wenn man keinen Reisepass seines Landes besitzt, was der Fall sein kann, wenn man ein Ex-Pat-Kind ist, muss ein schriftlicher Nachweis der Staatsangehörigkeit erbracht werden. In ihrem Fall schien ein Antrag ausreichend gewesen zu sein. Erins Erfolgsgeschichte ist eine gute PR für alle Beteiligten.

Der letzte Satz in dieser Erklärung wirft eine Frage auf: Warum muss die ISA einen Rechtsbeistand hinzuziehen? Der Fall scheint ziemlich eindeutig zu sein, und in der juristischen Welt gibt es ein Credo: Ubi non accusator, ibi non iudex! Auf Deutsch: Wo kein Kläger da kein Richter!

In der Welt des SUP, Wing und Foil haben wir es noch nicht mit diesen Mechanismen zu tun, aber sobald der olympische Weg eingeschlagen ist, bemühen sich die Sportler um die Staatsbürgerschaft eines Landes, das nicht das Land ist, in dem sie geboren wurden. Die Länder sind auch oft bereit, Athleten die Staatsbürgerschaft zu geben, wenn dies ihrem Ansehen in der Sportart förderlich ist. Wir haben schon oft erlebt, dass Athleten einen Pass eines Landes angenommen haben, der ihnen bei der Qualifikation für bestimmte internationale Wettkämpfe einen Vorteil verschaffen könnte. Das ist nicht ungewöhnlich. Warum die ISA das so lange durchgehen ließ und Erin nun von weiteren Wettkämpfen ausschließt, erscheint uns nicht fair.