Yukon River Quest Bericht von Thomas Schillig

Yukon River Quest Story

Text: Thomas Schillig / Fotos: @Schaienfotografie

Der Yukon River Quest zählt mit seinen 715km zu einem der längsten SUP-Rennen weltweit. Der grösste Teil dieses 50- bis 60-Stunden-Rennens führt durch Kanadische Wildnis und ist kaum über eine Strasse erreichbar. Die Teilnehmer müssen vor der Registrierung belegen können dass sie über ausreichende Wildniserfahrung haben. Mit 5 bis 10 km/h fliesst dieser Fluss eher gemächlich und hat nur eine bedeutende Stromschnelle. Eine gemütliche Flussfahrt ist es aber nicht, denn werden die Checkpoints nicht rechtzeitig erreicht so ist man aus dem Rennen. Thomas Schillig, ein Ultra Long Distanz Paddler und Yukon-Kenner hat sich an dieses Abenteuer gewagt und berichtet von der Faszination des Yukon Rivers und der Motivation zu solchen Langstrecken-Rennen.

DIE VORBEREITUNGEN

Dass dieses Rennen durch die kanadische Wildnis keine normale Flussfahrt wird, das zeigt schon meine Pflichtausrüstung. Rund vier Tage vor dem Start geht’s zum Materialcheck um das notwendige Equipment vorzulegen. Jeder Teilnehmer muss nebst Ersatz-Paddel und vorgegebenem Erste-Hilfe-Set auch einen Satelliten-Pager, Zelt, Schlafsack, Kocher und Notrationen für mindestens 24h mit sich führen.

Diese Ausrüstung ist extrem wichtig, denn bei einem Rennabbruch oder einem Notfall kann es trotz Satelliten-Notruf mehrere Stunden dauern bis Hilfe eintrifft.

Allerdings ist es nicht geplant dass diese Sachen jemals gebraucht werden, denn zum gemütlich Campen reicht die Zeit schlicht nicht und ich würde die so genannten „Cut-Off“-Zeiten verpassen und bin aus dem Rennen. Für die beiden Pflichtstopps in Carmacks und Minto ist ein persönliches Support-Team zwingend. Das Support-Team hilft mir beim Auswassern, bereitet das Zelt vor, kocht Essen und macht alles für die Weiterfahrt bereit.

Drei Tage vor Rennstart nehme ich mir die Zeit um die Pflichtstopps sowie Schlüsselstelle Five Finger Rapids anzusehen und treffe dabei auf den Schweizer Kajaker Rolf aus Thun. Gemeinsam analysieren wir die perfekte Linie vom Felsen aus. – Zu weit rechts drückt es gegen die Felswand. Zu weit links hat es Strudel und man droht mit Schwemmholz, ja ganzen Baumstämmen, zu kollidieren die von links hineinströmen. Es heisst also in der Mitte bleiben, und direkt auf die hohen Wellenberge am Ende der Rapids zusteuern. Immerhin wird an dieser Stelle beim Rennen ein Safety-Boot stehen.

Ein Tag später steht noch ein „Training-Run“ an. Gut, „Training“ ist hier vielleicht die falsche Bezeichnung. Wer jetzt auf der Startliste steht, der sollte ausreichend trainiert sein. Dafür hatte ich ja auch über 2 Jahre Zeit. Vielmehr geht es hier darum das gesamte Gepäck mit allem Essen und Trinken auf dem SUP zu verstauen und auf dem Fluss die erforderlichen Umpack-Manöver durchzuführen die für den Verpflegungsnachschub oder das Nachfüllen des Wassers nötig sind.

DAS RENNEN

Um 6 Uhr herrschet bereits emsiges Treiben am Ufer des Yukon River. SUP, Kanus, Kajak und sogar 8er-Voyager-Boote werden am Ufer aufgereiht. Ein letzter Materialcheck durch die Organisatoren erfolgt. – Ich gönne mir noch ein Pasta-Frühstück in meinem Camper bevor ich in meinen Trockenanzug steige und mich auf der Startlinie im nahe gelegenen Park aufreihe.

Pünktlich um 9 Uhr der Startschuss und alle rennen über ca. 500m zu ihren Booten am Ufer. – Ja, rennen zu Fuss ist angesagt, auch wenn das eigentliche Rennen über 715km auf dem Fluss stattfindet so lässt es sich keiner entgehen zu einem kleinen Sprint anzusetzen.

Ein Tross von ca. hundert Booten setzt sich in Bewegung. Nebst 17 SUP starten auch Einer- und Zweier-Kajaks sowie Kanus mit bis zu 8 Personen.

Zu Beginn herrscht ein regelrechtes Gedränge, das sich aber bald lichtet. Drei Standup-Paddler nehmen mit ihren 24“ breiten Race-Hardboards reissaus. Ich überstürze nichts und versuche erst mal meine Geschwindigkeit zu finden. Nach und nach überhole ich einige SUP und mache mir Gedanken wie ich den vor mir liegenden See meistern werde. Eine Woche lang hatten wir Top-Bedingungen mit Sonne und Rückenwind, aber genau zum Rennstart schlägt das Wetter um. Regen und Gegenwind sind angesagt, und dies kann auf dem 50km langen Lake Labarge ziemlich deftig werden. Dann plötzlich überholt mich ganz gemächlich ein 8er-Voyager. Da es gemäss Reglement erlaubt ist jedes Boot zu draften, hänge ich mich ran, in der Hoffnung wenigstens bis zu Beginn des Sees etwas Energie zu sparen. Mein Plan geht auf! und das besser als erwartet. Es gelingt mir am Boot dran zu bleiben und dies fast zehn Stunden lang bis zum Ende des Sees. Zehn anstrengende Stunden gezeichnet von vier üblen Regenfronten mit starkem Gegenwind. Es sind aber auch zehn kurzweilige Stunden, denn im Voyager-Boot vor mir wird ein fünfzigster Geburtstag gefeiert. Acht paddelnde Ladys in Partystimmung. – Das hat doch einen sehr hohen Unterhaltungswert, – und dies trotz den eigentlichen Strapazen!

Nach etwas 6 bis 8 Stunden beginnen bei mir die Muskeln in Schultern und Oberarmen zu rebellieren. Aus meinen Trainings weiss ich, dass diese Schmerzen nicht lange dauern und auch keine grösseren Spätfolgen haben werden.