Stand Up Magazin 2021 Editorial

Wer die neue Ausgabe noch nicht hat ist selber schuld. Dies ist mein Vorwort zur neuen Ära im SUP und Wassersport:

Aloha liebe Leser,

Wenn ihr dieses Stand Up Magazin in den Händen haltet, seid ihr Teil vom Anfang einer neuen Ära im Wassersport. Nach zehn Jahren Stand Up Magazin macht sich wieder der Pioniergeist in mir breit. Im Frühjahr 2010 habe ich damit angefangen über den SUP Sport zu berichten, es ging damals weniger um den Lifestyle, den SUP mit sich bringt, sondern darum, den Leuten den Sport zu erklären. Ein Jahr später kam das Printmagazin mit dem Lifestyle dazu. Alles war neu, die Masse kannte SUP noch nicht und es gab keine Kontroversen um Verbände. Wir erlebten zehn Jahre neu entdeckten Wassersport-Enthusiasmus und brachten tausende an Leuten auf das Wasser. Nun ist SUP an einem Punkt angekommen, wo wir die Olympiaden schon fast greifen können und SUP sich auch in einer breiteren Schicht etabliert hat. Das Interesse ist nach wie vor sehr groß, in allen Bereichen von SUP.

Wir stehen gerade vor einer neuen Zeit, einer Zeit, die wir eigentlich dem SUP Sport zu verdanken haben. Eine neue Generation von Watermen auf Maui hat uns gelehrt, mit dem SUP über das Wasser zu fliegen. Kai Lenny zeigte uns, wie er mit seinem 14 Fuss Raceboard und einem Foil über das Wasser flog. Dies führte zu einer rasanten Entwicklung und die SUP Branche erkannte sehr schnell das Potential von SUP und Foil. Es dauerte nicht lange, dann eroberte der Foil Surfspots, die eigentlich gar keine waren. Die Entwicklung war nicht mehr zu stoppen und Foiling, mit oder ohne SUP, verbreitete sich wie ein Lauffeuer um den Globus.

Mit der Verbreitung von Foiling wurde auch ein vergessenes Spielzeug wiederentdeckt: Der Wing oder „Windweapon“, wie er in den 80ern genannt wurde. Es schien, dass der Wing nur darauf wartete, wieder entdeckt zu werden und mit Foiling war die Zeit reif geworden. Die Begeisterung in der SUP- und Windsport-Community war riesig. Alle Wassersportler mussten sofort den Foil plus Wing ausprobieren. Auch ich war begeistert von der neuen Welt an Möglichkeiten- die sich da eröffnete. Es kam mir vor wie ein Deja-Vu, als vor gut 14 Jahren auf Maui alle mit Begeisterung auf SUPs stiegen. Mit Begeisterung (und auch ein paar Frustrationen) brachte ich mir erst Foiling und dann auch den Wing bei.

Ich sah keine andere Wahl, als diese zwei neuen Wassersportarten mit im Stand Up Magazin aufzunehmen und zu begleiten. Ich werde also mit dem Stand Up Magazin von nun an auch Foiling und Winging dokumentieren. Es passiert einfach zu viel, als dass man das Thema einfach so brach liegen lassen k.nnte. Wir haben viele Schnittstellen in den drei Sportarten, die wir beleuchten wollen. Winging und Foiling sind gerade dabei, Gehen zu lernen. Organisatoren probieren Wettkampfformate aus und es gibt auch schon eine „Globale Wingsport Vereinigung“.

 Somit gehe ich ins 11. Jahr des Stand Up Magazin in einer Aufbruchsstimmung wie damals in 2010. Es ist unglaublich spannend zu beobachten, wie sich diese neuen Sportarten gerade entwickeln. Zudem bin ich sehr sicher, dass wir mit grösster Sicherheit noch in diesem Jahrzehnt mit SUP an die Olympiaden gehen. Die nächsten zehn Jahre werden also alles andere als langweilig.

Wir beginnen erst jetzt, das Potential des Foils zu begreifen und werden noch viele neue Wege begehen. Die sozialen Medien sind voll mit Bildern von Leuten, die den Wing als Zubehör für so ziemlich alles benutzen, womit man sich fortbewegen kann. Wir haben den Wing als Sportgerät für das Wasser entdeckt, aber dem Wing sind keine Grenzen gesetzt. Der Wing ist mehr als nur ein Wassersportgerät, der Wing ist ein Segel mit unglaublich vielen Anwendungsmöglichkeiten.

Beim Foil ist es anders: Der Foil kann nur im Wasser angewendet werden, hat aber ein enormes Potential und wir stecken hier noch im Vorstadium der Kinderschuhe. 90% der Leute sehen den Foil als Sportgerät, den man nur in Verbindung mit einer Fremdenergie benutzen kann. Was aber, wenn ich euch sage, dass ihr mit einem Foil auch ohne Welle und Wind solange fliegen könnt wie ihr wollt?

Wer sich momentan Foiling anschaut, merkt, dass Foiling immer in Verbindung mit einer Fremdenergie betrieben wird. Die kommt entweder vom Wind oder von einer Welle. Was aber, wenn der Antrieb direkt vom Rider selbst kommt? Darüber sprechen momentan die wenigsten. Das Potential von Foiling losgelöst von Wind und Welle ist gr..er als die Branche bis jetzt erkannt hat. Wir konzentrieren uns momentan hauptsächlich auf: Wing-Foiling, SUP-Foiling, Kite-Foiling, Foil-Surfing … also immer: Der Foil plus Etwas.

Wir stellen euch in diesem Heft einen Mann vor, der Teil einer Coregruppe von Leuten ist, die Foiling ohne Fremdantrieb betreiben: Pumpfoiling. Das ist Foiling nur angetrieben von der eigenen Kraft der Beine und Verlagerung des Körpergewichts.

Wir gehen sogar so weit, dass wir der Behauptung, das Pumpfoiling olympisches Potential hat, offenes Gehör schenken. Hand hoch: Wer hat vor zehn Jahren bei SUP an olympisches Potential geglaubt? Genau. Darum herrscht beim Stand Up Magazin wieder Pionierstimmung.

Wir brechen in eine interessante Dekade auf:

SUP hat das Interesse des Mainstreams erreicht und viele Athleten haben ihren Erfolg dem wachsenden Interesse am Sport zu verdanken. Wir haben zum ersten Mal seit Jahren einen Hoffnungsschimmer, dass SUP tatsächlich an den Olympiaden in Frankreich dabei sein wird.

SUP ist den neuen Sportarten natürlich einiges voraus. Wir beobachten aber gerade, wie die Macher des Wingfoilsportes sich zu organisieren beginnen. Wir sehen, wie Schlüsselfiguren im Sport die Grenzen des Machbaren immer weitertreiben.

 Können die Wingsportarten aus den Fehlern von SUP lernen? Wird sich die Branche wie beim Windsurfen zu stark in die Extreme begeben und so die „normale“ Kundschaft entfremden? Ich beobachte diese Entwicklungen Schritt für Schritt mit gro.er Spannung.

Ich sehe mich mit dem Stand Up Magazin in der Verantwortung, die Einfachheit von Wingsportarten und Foiling zu beleuchten und aufzuzeigen, wie man sich an die neuen Sportger.te heranwagen kann. (Vergessen wir nicht: Jetzt wo man SUPs bei Aldi kaufen kann, werden auch viele dieser Kunden auf Wings und Foils aufmerksam.)

Darum die Aufbruchstimmung: Ich will Interessierten die Sportgeräte und den Einstieg so erklären, wie wir das mit SUP auch gemacht haben. Nämlich so einfach wie möglich, ohne dass die Leute gleich zurückschrecken. Wenn wir nur grosse Wellen und Sprünge zeigen, werden wir das Interesse einer breiteren Kundschaft nie gewinnen.

Mein Appell an die Branche:

Wir müssen tierisch aufpassen, dass nicht die gleichen Fehler begangen werden wie im Windsurfen. Wir haben das Glück, dass SUP ein sehr einfacher Sport ist und wir so viele Leute auf das Wasser holen konnten und sich dieser Erfolg bis jetzt halten konnte.

Auch der Wing ist sehr einfach zu erlernen und man muss nicht mal auf das Wasser gehen, um die Eigenschaften eines Wings verstehen zu lernen.

Wenn wir nicht aufpassen, beginnt Wingfoiling dort wo Windsurfen aufgehört hat.

Mike Jucker

Nicht so der Foil: Noch nie kam ich mit einem Sport in Kontakt, der gleich von Anfang an derma.en technisch und kompliziert erschien. Wenn wir hier neue Leute begeistern wollen, dann müssen wir bedacht vorgehen und viel in die Aufklärung stecken. Wir ersticken jetzt schon in einer Materialflut, wie ich sie noch in keiner Sportart, die ich je betrieben habe, gesehen habe.

 Pumpfoiling, wie ich es angesprochen habe, wird als Sport noch gar nicht wahrgenommen. Surfoder SUP-Verb.nde haben bis dato noch kein Interesse gezeigt, sich dem Thema anzunehmen. Ich sehe aber für viele Leute den Einstieg ins Foiling gerade im Pumpfoiling. Also die Sportart, wo es nur um den Foil geht, kein Segel und keine Wellen. Wir haben als Branche hier die Chance, Neulinge an ein Sportgerät heranzuführen, ohne dass sie Vorkenntnisse in einer anderen Sportart mitbringen müssen. Eine weitere, grosse Chance ist der Umstand, dass Pumpfoiling nicht auf gewisse Bedingungen oder Gew.sser angewiesen ist. Der Schüler/Kunde kann so lange und so oft üben, wie es ihm beliebt. Wir haben hier die Chance, im Gespr.ch den Kunden in die Materie einzuführen und Kurse zu geben. Dazu unser Bericht mit dem Titel „Urban Foiling“. Es ist wichtig, dass wir die Sache so einfach wie m.glich halten, denn der Einsteiger kann schon bei W.rtern wie „High Aspect“ und „Dihedralwinkel“ in die Knie gehen. Ich habe es an mir selber erlebt.

Wenn wir jetzt schon nur noch Bilder von Leuten zeigen, die auf ihren Foils krasse Wellen fahren oder die Jungs mit ihren Wings und Foils in der Luft rumwirbeln und das als Status quo verkaufen, dann wir der Sport zu einem Hype in der Szene werden. Die grössere Masse von Weekendwarriors wird dazu den Bezug aber schnell verlieren, wenn sie ihn denn erst gefunden hat.

Ich hoffe also, mit dem neuen Konzept des Magazins meinen Beitrag leisten zu k.nnen, dass wir uns eines Tages mit SUP an den Olympiaden sehen und wir noch viele Leute aus verschiedenen Sportarten für SUP, Winging und Foiling begeistern können.

Genießt den Lifestyle und lasst euch von den Geschichten im Magazin inspirieren.


Vielen Dank fürs Lesen.