Wie gesagt, ist das Workbook unterrichtsbegleitend angelegt. Das bedeutet es richtet sich weniger an die Schule oder den Instructor, sondern vielmehr direkt an den Schüler.
Allgemein lässt sich sagen, dass je komplexer eine Sportart ist, die Empfehlung immer lauten sollte, sich vom Profi unterrichten zu lassen. Wenn die Sportart dann auch noch einen hohen Sicherheitsbedarf hat, gilt das umso mehr. Was der Kunde verpasst, wenn er diese Empfehlung nicht beherzigt? Ich fasse es mal so zusammen – das sicherheits-, fun- und erfolgsorientierte Lernen einer neuen Sportart … .
Das Buch sieht den gleichen Aufbau und Ablauf vor, wie wir ihn unseren Instructoren und Schulen für den tatsächlichen Unterricht empfehlen. Uns ist es ganz wichtig zu betonen, dass wir das Workbook in zwei Teile unterteilt haben. Gestartet wird mit dem Wingsurfing, also den Grundlagen und dem Einstieg, der mit Wing und auf einem SUP, Windsurfeinsteiger oder Longboard vollzogen wird. In diesem ersten Teil werden alle Basics von der Materialbeschreibung, dem Materialhandling, der vor- oder auftriebsorientierten Ausrichtung des Wings, dem Aufsteigen auf das Board, den ersten gefahrenen Metern, bis zum Steuern und den ersten Manövern vermittelt. Im zweiten Teil des Buches geht es dann um das Wingfoiling und auch hier analog um das Materialhandling, den Take Off und die ersten Manöver.
Beim Wing haben wir immer das Thema Foil mit drin und meiner Meinung nach sind die Hürden den Foil zu meistern massiv höher als bei, sagen wir Kitesurfing oder Windsurfing und SUP sowieso. Was für Gedanken hat man sich beim VDWS gemacht, diese Hürden tiefer zu legen?
Ich stimme Dir zu, dass Foiling immer schwieriger ist, als die Grundform der jeweiligen Sportart zu erlernen. Wir sind diesem Aspekt durch die beschriebene Zweiteilung des Workbooks gerecht geworden.
Bei dir laufen viele Fäden zusammen, was hörst du von den Schulen? Was ist am meisten gefragt von der Seite der Schulen? Welche Trends innerhalb von Wingfoiling siehst du?
Trends innerhalb des Wingboardens kann ich persönlich nicht beurteilen. Was mich allerdings erstaunt hat sind zweierlei Dinge. Zum einen waren sich die Wingsportler der ersten Stunden von Beginn an einig, dass es sich beim „Wingen“ um eine eigenständige Sportart und nicht um einen Ableger der ein oder anderen Sportart handelt. Diese Einschätzung und Wahrnehmung der Szene spiegelt sich sehr schön in den aktuellen Rückmeldungen aus den Wassersport Centern wider. Denn hier kommen mehr und mehr Aussagen zusammen, die besagen, dass es nicht die Windsurfer, die Kiteboarder oder die SUPer sind, die in der Masse zum Wingboarding Einstieg strömen, sondern schwerpunktmäßig Kunden, die bisher noch keinen oder nur sehr oberflächlichen Kontakt mit den genannten Sportarten hatten. Das lässt die Hoffnung zu, dass das Wingboarden, neue und frische Protagonisten in unsere Wasser-Boardsportarten bringt und es nicht, so wie bei den bisherigen Trends geschehen, nur zu einer Umverlagerung von einer auf eine andere Sportart kommt.
Was erwartet der Kunde von den VDWS Schulen punkto Wing und Foil?
Die Erwartung an eine professionelle Schulung ist sicherlich immer die Gleiche, unabhängig davon ob es sich um einen neuen Sporttrend oder eine bereits etablierte Sportart handelt.
Als Kunde muss ich erwarten dürfen professionell betreut zu werden und das sich der Instructor flexibel auf seine Schüler, deren Besonderheiten und Anforderungen einstellt und immer bemüht ist den (aus Sicht des Schülers) leichtesten und Erfolg versprechendsten Weg zur Vermittlung und zum Erlernen der jeweiligen Sportart zu finden – ich spreche hier von maßgeblicher Kundenorientierung gepaart mit einem Maximum an Varianten und Möglichkeiten der Vermittlung, die der professionelle Instructor, bzw. der Schulstandort in die Waagschale werfen sollte.
Bleiben wir noch bei Trends: Hast du das Gefühl Wingfoiling könnte für andere Windsportarten zu einer echten Gefahr werden? (Ich habe gehört, dass viele Schulen Kiten aus dem Programm nehmen.)
Das glaube ich nicht und wie gesagt ist Wingboarding dabei sich als eigene, unabhängige Wassersportart zu etablieren.
Wingboarding ist eine tolle Ergänzung, ein Mehrwert für alle Wassersportschulen. Da macht es meiner Ansicht nach recht wenig Sinn, wenn dieser Mehrwert preisgegeben wird, indem Wingboarding eine andere, am Standort bereits etablierte Sportart ersetzt.
Eine Ausnahme könnte natürlich sein, wenn der Spot, die räumlichen Gegebenheiten nur für eine Wassersportart geeignet sind und die Betreiber sich zwischen ihrer alten und einer neuen Sportart entscheiden müssen.
Letztes Thema: Materialschlacht.
Wir haben im Stand Up Magazin vor ein paar Wochen Foil- und Winghersteller zusammen zu gezählt. Die Flut an Ware ist enorm. Wingen mit dem Foil ist nicht nur schwer zu erlernen der Anfänger muss sich auch noch durch einen Dschungel von Material kämpfen. Inwiefern kann der VDWS bei der Materialkunde helfen? Was ist die Resonanz bei den Schulen? Wie gehen die das Thema an?
Da sprichst Du aus meiner Sicht ein wirklich großes Problem an, das wir bereits aus allen anderen Board Wassersportarten kennen. Die Angebotsflut ist teilweise so „erschlagend“, dass sich Neueinsteiger im besten Fall erschrecken, vielleicht aber auch einer alternativen Freizeitbeschäftigung zuwenden. Gleichzeitig gibt es zu wenige Fachleute im Markt, die bei dieser Angebotsflut den Überblick und die Muße haben, sich die Zeit zu nehmen einem Neueinsteiger die relevanten Hilfestellungen mit auf den Weg zu geben – wie gesagt, ein bekanntes Phänomen, das ganz offensichtlich auch beim Wingboarden wieder voll durchschlägt.
In der professionellen Schulung muss das Credo immer sein eine Materialauswahl anzubieten, die den Schüler in seiner aktuellen Situation am besten unterstützt, ihm das Spiel so leicht wie irgend möglich macht – gerade bei komplexen Sportarten / Bewegungen ein probates Mittel, schnelle, kontrollierte und reproduzierbare Fortschritte zu machen.
Gesetzt den Fall die Schule Deines Vertrauens beherzigt diese Regel, besteht die eigentliche Herausforderung für den Instructor, die Schule, Deinen Berater darin, Dich durch gezielte und individuelle Empfehlungen mit dem Material bekannt zu machen, mit dem Dir als Schüler auch die nächsten bevorstehenden Entwicklungsschritte sicher und gezielt gelingen. Da macht es recht wenig Sinn, dem Fahranfänger nach erfolgreich absolvierter Prüfung ein Formel 1 Auto anzuraten, nur weil es vielleicht das einzige Produkt ist, das ich noch auf Lager habe, oder ich persönlich ein Formel 1 Auto toll finde.
Wird diese Thematik auch im Buch auch beleuchtet?
In der aktuellen Ausgabe des Workbooks wird auf diesen Aspekt sehr wenig eingegangen, da wir uns maßgeblich auf die Lernentwicklung und –kurve unseres potentiellen Schülers / Users konzentriert haben. Da wie bereits beschrieben, die zu erwartenden Entwicklungsschritte im Materialsektor zur Zeit noch recht unabsehbar sind, halte ich ein Lehrbuch zum Einstieg ins Wingboarden auch nicht unbedingt für das geeignete Medium um sich in den Feinheiten der Materialdifferenzierung zu tummeln. Das ist dann doch eher ein Thema für die Fachmagazine – was meinst Du Mike … ;-)?
Das Stimmt und ich versuche hier mit Videocontent den Leuten das Material näher zu bringen sofern ich welches von den Herstellern bekommen kann.
Ich bin sicher wir könnten uns hier noch stundenlang zum Thema unterhalten und in X Bereiche abschweifen. Heben wir uns das aber für den Sommer auf, ich bin sicher Winging wird noch viel zu reden geben und der VDWS ist mitten drin und voll dabei. Da werden wir uns sicher nochmals unterhalten.
Ich stimme Dir zu und freue mich schon auf unser nächstes Gespräch. Vielen Dank!!!
Viel Erfolg!