Nachdem wir in Kapstadt, am südlichsten Zipfel des Afrikanischen Kontinents leben, sind wir eigentlich mit konstant guten Wellen gesegnet. Und doch – ein paar Wochen aus dem kühlen Kapstadt (kühl ist hier relativ, denn unter 15 Grad rutscht die Queckslbersäule selbst im Winter selten) zu flüchten und gegen tropische Bedingungen zu tauschen – diese Idee war auch für uns verlockend.
Gedacht, getan, wir entschlossen uns, für 4 Wochen auf der “Rhapsody”, einem 40ft Katamaran, durch die Inselkette Indonesiens zu segeln. Wir packten unsere Kinder, deren und unsere (ein wenig größere) Spielsachen und machten uns auf, um unglaubliche Stand Up Paddle spots zu surfen und entdecken, grossartiges Schnorcheln zu erleben und durch fantastische Landschaften zu gleiten.
Ein Traum wird wahr!
Schon vor 9 Jahren hatten Tom und ich fast 2 Jahre damit verbracht, durch das Rote Meer und den Nordindischen Ozean zu segeln, um neue Kite und Windsurf Destinationen zu entdecken. Auf dieser Reise würden wir auch auf die Suche gehen, mit dem einzigen Unterschied: Dieses Abenteuer würden wir mit unseren beiden Töchtern (4- und 6 jährig) erleben.
Was würden wir erleben, wie sind die Strömungen, sind die Spots überlaufen, haben wir genug Medizin, was ist mit Malaria? All diese Fragen, die durch unsere beiden Mädls eine andere Bedeutung erhalten hatten. Wochen vor Ablfug begannen wir zu packen, Ersatzteile zu sammeln und ein medizinisches Notfallpaket zusammenzustellen, das dann letztlich 5 kg auf die Waage brachte!
Dann hatten wir das nicht unwesentliche Problem, mein Coreban 8.5 und Tom’s 9.0 heil und vor allem rechtzeitig um die halbe Erdkugel zu transportieren. Auf meine Anfrage bekam ich widersprüchliche Informationen über die Gewichts- und Größenbeschränkungen der einzelnen Airlines. Die beiden Bretter schickten wir dann letztlich über Land nach Johannesburg und von dort hatte Malaysian Airlines kein Probem, unsere Bretter in ihre Boieng 777 zu laden.
Candice, die für True Blue Travel arbeitet, war ein Goldstück und hat alles in ihrer Macht stehende getan um sicherzustellen, dass die Bretter auch wirklich in Bali ankommen. Das Gefühl war unbeschreiblich, wie nach der langen Anreise in Denpasar Airport unsere Bretter auf dem Förderband auftauchten.
Bei unserer Ankunft jedoch erfuhren wir, dass die Rhapsody Motorprobleme hatte und dass es ein oder zwei Tage brauchen würde, um das Problem zu lösen. Nun, es gibt wahrscheinlich schlimmere Ort um festzusitzen. Wir ergriffen die Chance, uns ein wenig umzusehen und entschieden uns, ins Landesinnere zu reisen. Auf unserer Fahrt vorbei an atemberaubenden Vulkanen und saft grünen Reisfeldern trafen wir unglaublich schöne, freundliche und einladende Menschen und ausgeflippte Affen.
Nach 6 Tagen war die Rhapsody letztlich bereit, aus dem Hafen auszulaufen.
Wir waren hungrig nach Wellen und konnten es kaum erwarten, ins Wasser zu kommen. Ich war sicher, dass sich das Warten ausgezahlt hatte… ich konnte ja nicht ahnen, wie früh wir belohnt werden sollten.
Wir hieften den Anker, setzten die Segel und – kamen nicht weit. Just als wir den natürlichen Hafen von Serangan an der Ostküste Balis verlassen wollten, sahen wir eine verführerische right…… es geht doch nichts über eine frühmorgendliche Surfsession! Vor allem nach dem langen Warten!!! Nach einer 2 stündigen, herrlichen session mit 6 ft faces und mit dem Hereinrollen der Flut, setzten wir erneut die Segel und durchquerten die Straße von Nusa Lembongan.
Diese nette Insel zwischen Bali und Lombok ist leider gar kein Geheimtipp mehr. Unzählige Hotels und Resorts kämpfen um die verfügbare Strand- und Wasserfläche. Nusa Lembongan ist eine Touristendestination, die sich vor allem um den begeisterten Surfer kümmert. Hier gibt es alles, von chiquen Restaurants über coole Bars, zu gepflegten Pools und Massageeinrichtungen. Lembongan, das wussten wir, konnte die Massen anziehen.
Man hört vieles über volle Surfspots in Indo und wir waren mehr als ein wenig nervös beim rüber paddeln zum berühmten Wellenspot “Shipwrecks” mit 35 Surfern im Wasser. Wie würden uns die Surfer behandeln? Würden wir auf Abneigung stoßen? Aber kein Murren, kein kalten Blicke, keine bad vibes. Das freundliche und offene Klima am Wasser war überraschend – und sehr erfreulich!
Als Supper hatten wir in den Wellen deutliche Vorteile gegenüber den anderen Surfern, und konnten die Wellen schon von weit draussen anpaddeln und uns gut positionieren. Doch nutzten wir dieses nicht aus, sondern teilten die Wellen respektvol mit unseren neuen Freunden aus Amerika, Australien und Südafrika. Man trifft jeden Menschen zweimal im Leben… Wie wahr, denn einige Surfer trafen wir in den Wellen von Lombok wieder.
Während der darauffolgenden Tage hatte wir das große Glück alle Lembongan Breaks zu surfen, Shipwrecks, Razors, No Mans, Lacerations und Playground.
Maya, Yannah, Tom und ich gewöhnten uns sehr schnell an das Leben an Board der Rhapsody. Die Mädls liebten unser neues Leben, vor allem das Entdecken der tropischen Fische und Korallen. Was für ein Abenteuer sie hatten: ins Wasser springen und schnorcheln, wann immer sie wollten, Fische fangen, sie selbst zu kochen und dann am Abend zu verspeisen. Wir SUPpten in ruhigen Lagunen, schliefen unter den Sternen auf dem Brückendeck und während wir durch die Nacht segelten konnten wir den Mond im Wasser verfolgen. Was für ein Glück, dass unsere Kinder diese Art von Abenteuer genauso lieben wie wir.
Weiter ging die Reise Richtung Lombok, eine Insel im Osten von Bali. Wir segelten die Küste entlang und genossen unsere Zeit auf den bekannten und weniger bekannten Surfspots von Lombok: Desert Point, Belongas, Mavi, Grupuk and Ekas. Die meiste Zeit waren wir alleine auf dem Wasser, so auch in Belongas, wo wir gleich 2 Tage verbrachten.
Die Menschen von Belongas leben noch sehr ursprünglich, und sind Fremde nicht gewohnt. Dementsprechend wurden wir bestaunt und umrundet, als wir an Land gingen. Sogar die Wasserbüffel trauten uns nicht und gingen uns vorsichtshalber aus dem Weg. Kinder und auch einige ältere Kinder beobachteten unsere Supping Sessions mit grossen Staunen.
Viele der Spots, die wir entdeckten zeigten uns, dass Supping definitiv für ein breites Spektrum an Wellen geeignet ist. Vor allem kann man mit dem SUP Wellen abreiten, die für die kürzeren Wellenreitbretter ungeeignet sind. Der beste Weg die unzähligen bekannten und unbekannten Wellen von Indonesien zu erkunden, ist definitiv mit einem Boot.
Text und Bilder: ©Karina M Figl
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