Stand Up Paddler haben überall auf der Welt haben bewiesen, dass der neue Sport aus Hawai’i auch Binnenland fähig ist. Längst finden Paddelrennen auf Seen und Flüssen statt weit ab von den Küsten am Meer. Auch die Wildwasserkanufahrer haben den Sport als neue Herausforderung entdeck. SUP dringt mittlerweile aber auch immer weiter in Urbanezonen vor. In der Trendstadt Zürich zum Beispiel geht Martin mit den Öffentlichenverkehrsmittel zum Paddeln.
Martin geht besonders gern auf einen „Downwinder“ (Paddeln mit dem Wind von A nach B) für einen Downwinder braucht man aber immer einen Partner der einem mit dem Auto am Ausstieg abholt. Martin ist auf solche Hilfe nicht angewiesen, er geht mit der Straßenbahn zum Stand Up Paddeln, mitten in Zürich.
In seinem Erfahrungsbericht schildert er uns wie er das logistische Problem von „SUP in the City“ gelöst hat und den fragenden Blicken wenn er mit seinem aufgerollten Brett und dem Paddel das Tram betritt:
Wie jeder Binnenland-Wellenreiter bin ich oft am Reisen, meistens ans Meer wo es Wellen gibt und das viel zu selten und zu kurz. Dank Stand Up Paddling kann ich so oft ich will Zuhause in der Stadt Surfen.
Diese Stand Up Paddling Reise beginnt im Juni 2009 Juni in Italien – und zwar ohne Brett.
Familienferien in Ligurien. Ich stehe am Strand und muss den Surfern zuschauen wie sie die wunderbaren, sanften und glasigen Wellen mit Ihren Longboards abreiten. Vergebens versuche ich in allen Surfshops der Umgebung ein Surfboard zu mieten aber alle Surfshops sind geschlossen, denn die Jungs sind ja Draussen in der Lineup. Da ich diese Situation nie wieder erleben möchte, mache mich auf die Suche nach einem Travel-Surfbrett. Wir kehren nach Hause zurück und der Sommer ist in vollem Gange. Wir sind wie jedes Jahr immer am Zürichsee und es ist wunderbar. Ach, es wäre so schön wenn wir hier an diesem wunderbaren See Surfen könnten. Die Alternative Windsurfen (hmmm, kein Wind), Wakeboarden und Wakesurfen (Bootslärm und Abgase finde ich nicht so toll) – alles schon probiert, aus der Traum… dachte ich.
Im gleichen Sommer entdecke ich Stand Up Paddling. Aha – Nordic Walking auf dem See denke ich zuerst – hhmm, sieht irgendwie lasch aus. Aber nach zweimaligen Mieten auf dem Zürichsee weiss ich, dass ich ein eigenes Brett haben muss. Da die SUP Bretter noch einiges grösser als die Wellenreitbretter sind und ein verstauen im Kellerabteil des Durschnittschweizers problematisch ist kommt mir wieder der Gedanke an die Reise-Sufrbretter in den Sinn. Es gibt diverse Konzepte aber die Bretter von ULI überzeugen mich – hey die haben ja SUP Bretter! Die Entscheidung ist gefallen und das Bestellformular abgeschickt. Seit letztem September gibt es kein zurück mehr. Stand Up Paddling mit dem aufblasbaren SUP Brett ist der Hammer. Bei Reisen mit dem Auto oder Flugzeug problemlos, nie Übergepäck oder Schäden am Brett. Normales Mietauto reicht. Zuhause immer im Kofferraum, denn der See ist nicht weit. Und wenn kein Auto da ist, dann ist der Transport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auch kein Problem.
Ich lebe in Zürich und der Zürichsee ist zum Stand Up Paddeln wunderbar denn es gibt sehr viele Zugänge zum Wasser – jeder mit seinen eigenen Ausblicken. Im Obersse und in der Gegend um die Halbinsel Au gibt sich der See von der natürlichsten und schönsten Seite und die Kursschiffe generieren Wellen welche an gewissen “Secret”-Stellen abgesurft werden können. Im Seebecken der Stadt Zürich ist man dann mitten in der Stadt und mit dem Schanzengraben hat Zürich auch einen “kleines Venedig”, eine schöne Strecke unter tiefen Brücken hindurch mit ganz ruhigem, glatten Wasser. Urbanes Stand Up Paddling.
Die Schweiz hat wohl eines der dichtesten öffentlichen Verkehrsnetze der Welt. Dies kombiniert mit der flexibilität des aufblasbaren ULI SUP Brettes erlaubt viele einzigartige Downwind oder Fluss-Strecken zu surfen ohne, dass jemand auf die Session verzichten muss. Ich mache mich also mit dem Tram auf den Weg zum See. Mein Surfbrett ist zusammengerollt auf einem Gepäckrolli verstaut. Die Pumpe und der restliche Kram sind in meinem Rucksack. Fragen oder Blicke der Mitfahrer kriege ich keine – niemand erkennt was es ist – und überhaupt herrscht in der Stadt ja die Anonymität. Ich freu mich jedes Mal, wenn ich Tram sitze, die Gesichter sehe und daran denke, dass ich gerade auf dem Weg zu einer Surf-Session bin. Am Wasser angelangt rolle ich mein ULI aus und pumpe es auf – dauert etwa 7 Minuten. Da ich in einer Stadtumgebung bin muss ich darauf achten, dass z.B. keine Scherben herumliegen und das Brett beschädigen. Falls ich nicht wieder an den Startort zurückkehre, verstaue ich den Rolli und das Gepäck wasserdicht auf dem Brett verstaut und schon gehts los. Haustür bis zum ersten Paddelschlag: 25 Minuten. Wetter, Wasser und Tageszeit definieren die Session – sie ist jedes Mal anders. Nach der Session wieder Luft raus lassen (dauert noch schneller als aufpumpen) auf dem Rolli verstauen und ab aufs Tram. Hey Leute ich war gerade Surfen will ich rausschreien, macht doch auch so was – ihr lebt neu auf – aber bringt ja eh nichts.
Oft Endet eine Reise nicht am ursprünglich geplanten Ziel. Eigentlich wollte ich ein Reise-Surfbrett um Wellenreiten zu gehen und bin nun auf dem Stand Up Paddle Brett gelandet. Und doch bin ich am Ziel: Ich surfe und zwar mehr denn je! Nein, nicht auf den Wellen aber es ist trotzdem eine Variation des Surfens. Der Prozess ist derselbe: Wetter und Wasser checken, Ausrüstung vorbereiten, Gear packen, zum Spot fahren, Umziehen, Brett vorbereiten, Session, etc… genau gleich wie beim Wellenreiten. Kürzlich bin ich zum ersten Mal seit einem Jahr wieder “richtig” gesurft. Wellenreiten in Cornwall, England. Die Wellen waren gross, gut und ich bin so gut wie noch nie gesurft – obwohl ich ja nie traininert habe – oder doch? Mehrmals die Woche stehe ich auf meinem SUP Brett und surfe auf dem See. Ich trainiere meine Fitness, die Muskeln welche ich beim Wellenreiten brauche (inklusiv den Beinen!) und das Gleichgewicht und Brettverhalten.
Stand Up Paddling steckt vor allem in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Mittlerweile kann man teilweise am See SUP Bretter mieten, aber ich sehe bei meinen Ausflügen nie andere Surfer. Es wird spannend sein zu sehen wie sich der Sport entwickelt. Dank SUP sehe ich nun auch eine neue Chance für die leider soeben gescheiterte stehende Welle “Limmatwave”. Dank den grossen SUP Brettern ist das abreiten einer Welle möglich, auch wenn sie nicht bricht. Auch kann sie viel kleiner sein. Mit diesem Wissen sind ganz interessente – auch teils See- statt Flussbasierte Konzepte möglich.
Anm.d.Red: Martin betreibt den ersten Schweizer SUP Blog: www.supsurf.ch
——–