FOIL GUIDE

DIE WARHEIT über FOILING

Alle wollen Foilen und jede SUP- und Windsurffirma hat einen Foil im Programm. Das Ganze ging so schnell bis es in Europa angekommen ist. Eigentlich wollte ich mit dem Magazin das Thema Foilen außen vor stehen lassen, aber nun konnte ich einfach nicht mehr anders. SUP und Foil, so fand ich, sind eigentlich zweierlei Dinge, dann aber irgendwie auch doch nicht. Eines ist sicher: Foiling ist momentan Gesprächsthema Nummer EINS. Alle wollen es, wenige tun es und noch weniger können es und genau darum ist Foiling so verdammt sexy. Schauen wir uns das Thema also etwas näher an.

> KURZER BLICK IN DIE GESCHICHTE

Im Jahre 2003 wird Foilen im Surfdokumentarfilm „Step into Liquid“ zum ersten Mal thematisiert. Der Film von Dana Brown (Sohn von Bruce Brown, Produzent von Endless Summer) widmet sich in einem Teil des Films Larid Hamilton und Dave Kalama, wie sie bei Jaws Towsurfen. Damals war Towsurfen ein großes Ding und gerade am durchstarten. Als Kuriosität wird dann noch gezeigt, wie die Jungs mit einem Foilboard bei Jaws surfen gehen. Dave erklärt dabei, dass es auf Maui eben sehr oft windig ist und man darum immer auf der Suche nach etwas Neuem ist.

Dave Kalama und Laird Hamilton: Foilgeschichte um die Jahrtausendwende.
Fotos ©ErikAeder

Die Bedingungen sind oft nicht sehr gut, darum der Erfindergeist von Dave und Laird. Mike Walze erklärt im Film, wie ein Windsurfkollege einen

„Airchair“ vom Festland zurück nach Maui brachte und in der Gruppe vorstellte. Alle ließen sich hinter einem Jet Ski herziehen und Laird machte wie so oft den nächsten Schritt: Er entfernte den Sitz und schraubte Snowboardschuhe auf das Brett. Das Ganze funktionierte und alle anderen wollten das natürlich gleich auch ausprobieren. Mike Walze im Film: „ Es gibt tausende von Surfboard Shapern rund um den Globus und einer macht ein Brett, wo man sich drauf setzt. Er weiß noch nicht mal, dass wir uns drauf gestellt haben.“ Die Bilder, die folgen, sind atemberaubend wie kurios: Laird Hamilton und Dave Kalama surfen auf einer riesen Welle auf ihren modifizierten Foilboards. Die Arme weit ausgestreckt und riesen Schuhe auf dem Brett festgeschraubt. Der Wind bläst wie Sau, aber dank dem Foil bekommt man nichts von der rauen Wasseroberfläche mit. Die Jungs surfen in kompletter Ruhe über das Wasser, das sonst unsurfbar wäre. Im Film wird dann auch das Potential angesprochen, dass wenn man je eine der grösßten Wellen überhaupt surfen wird, dann auf einem Foilboard. Die Surfwelt staunte kurz und widmete sich dann aber wieder dem eigentlichen Surfen. Das war 2003 und die Entwicklung im Surfsport ging einen anderen Weg. Die Welt war nicht bereit für Foiling. Erst musste noch etwas anderes geschehen.

SUP VERHILFT FOILING ZUM DURCHBRUCH

Das SUP hat dem Foil zum Durchbruch geholfen. Beim Foiling geht es in erster Linie darum, mit einem Brett genug Speed zu bekommen, damit man abheben kann. Eigentlich liegt es auf der

Hand, denn mit einem SUP kommt man in jede Welle hinein. Ein SUP ist dafür genau das richtige Gerät, um mit einem Foil abzuheben.

Ich habe das Thema mit Kai Lenny sehr stark in meinem Interview in der letzten Ausgabe diskutiert. Die Entwicklung ging sehr schnell, Kai montierte ein Foil unter ein Race SUP und begann den legendären Maliko Downwind Run auf Maui zu foilen. Er wurde immer besser und lernte, dass man gar kein großes Brett braucht, um zu foilen. Bevor wir uns versahen, war Kai auf offenem Meer mit einem Foil unterwegs. Eric Terrien aus Frankreich zeigte schon sehr früh, wie man rennender Weise auf ein Foilboard aufspringen kann und in absolut flachem Wasser pumpt. Die neue Generation von Maui Watermen wie Kai Lenny, Connor Baxter und Zane Schweitzer haben dann sehr schnell gemerkt, was man damit alles machen kann.

Die Möglichkeiten wurden demonstriert, der Trend gesetzt und die SUP Szene war entzückt. Somit natürlich auch gleich die SUP Industrie und weil die meisten SUP Marken auch Windsurfen und Kiten im Programm haben, wurde Kite- und Windsurfoiling sofort (re-)aktiviert.

Das Ganze schwappte sofort nach Europa über. 2018 wurde dann Foiling auch zum ersten Mal auf der boot in Düsseldorf vorgestellt. Auf Maui, wo der ganze SUP Trend angefangen hat, sind jetzt alle am Foilen. Die SUP Surfspots sind voll mit SUP Foilern. Dies ist die kurze Zusammenfassung einer sehr schnellen Entwicklung. Foil Designs gab es schon und so war es kein großes Ding, dass sich der Foilwing wie ein Lauffeuer verbreitete. Das Ganze fasste Fuß in weniger als drei Jahren.

Jetzt wollen alle foilen, es ist der Ultra-Mega-Trend, der so dermaßen sexy ist, dass uns allen nur so der Speichel trieft. Foilen ist sexy, Foilen ist speziell, Foilen ist teuer und Foilen ist extrem schwierig zu erlernen. In dieser Sparte wird es garantiert keine Aldi-Billig-Inflatable-Foils zu kaufen geben. Hier kann eben nicht jeder mitmachen und wer mitmacht, hat einen langen Weg hinter sich.

> NUN ABER DIE GROSSE FRAGE: Für wen macht das Sinn?

Unter Vorbehalt für alle, die eine neue Herausforderung suchen.

Eines ist sicher und das wird mir auch immer wieder von allen Seiten bestätigt: Foiling ist die nächste Stufe einer Sportart, die man schon beherrscht. Sprich: Wenn man noch nie auf einem SUP gestanden hat, dann kann man nicht Foilen lernen. Mann muss erst das Sportgerät ohne den Flügel gut beherrschen und dann kann man sich einen Foil darunter schrauben.

Für SUP Surfer gilt darum:

Erst muss man eine Welle perfekt und gerade anpaddeln und surfen können. Eine sehr gute Balance haben ist unabdinglich.

Für normale Surfer gilt:

Mann muss einen perfekten Pop-Up haben und die Füsse sofort in die richtige Position bringen können.

Dies sind die Minimalanforderungen.

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