FOIL GUIDE

Technische Infos

Der Flügel oder eben der Foil unter dem Board ist eigentlich das, worauf es ankommt. Das Brett selbst spielt gerade am Anfang eine untergeordnete Rolle. Das Brett ist eigentlich nur ein Medium, um Schub zu bekommen, damit man abheben kann. Zum Steuern und Stehen braucht es eigentlich kein großes Brett, sondern nur um aus dem Wasser zu kommen. Wichtig ist vor allem die Größe der vorderen Tragfläche. Hier wird bei den meisten Marken in Quadratzentimetern gemessen. Besonders wichtig ist das Verhältnis zwischen der Spannweite und der Breite des Flügels. Dieses Verhältnis nennt sich Aspect Ratio. Hier beginnt nun die Wissenschaft: Man muss schon fast ein Aeronautiker sein, um hier mitreden zu können. Die Grundregeln sind aber einfacher zu verstehen als man denkt. Letzten Endes steht man hier auf einem Flugzeug und alle kennen den Unterschied zwischen einem Jumbo Jet, einem Segelflugzeug und einem Kampfjet.

Je höher die Traglast, in dem Falle das Gewicht der Piloten, desto größer muss auch die Tragfläche sein.

Je größer die Tragfläche bei kleinerer Traglast, desto besser gleitet der Flügel durch das Wasser.

Je größer die Spannweite der Tragfläche, desto besser die Gleiteigenschaften (im Jargon „lift“).

Weiter geht es natürlich mit dem Profil und der Biegung des Flügels. Auch über den Flex des Flügels könnte man viel sagen. Auch Länge der Fuselage (Rumpf), also dem Abstand von Front Wing und Back Wing, kommt zum Tragen. Hier lassen sich dann auch noch die Winkel der Wings (Flügel) verstellen. Bei einem Flugzeug lassen sich eben ganz viele verschiedene Teile einzeln verstellen und austauschen.

Der Abstand mit welchem die Fuselage vom Brett entfernt ist, ist natürlich die Mastlänge. Zum Schluss kommt noch dazu, in welcher Position man das Ganze Set Up am Brett montiert hat. Ist der Mast weiter vorne oder hinten am Brett montiert?

Foiling in der Bootswelle. Rider: Steve Fleury

Hier gilt: Wenn der Mast weiter vorne ist und man den Fuß hinter den Mast stellt, dann druckt man das Brett nach oben und somit auch den Foil. Dann will das Ding sofort abheben. Das ist also keine gute Idee. Besser ist, den Mast also ganz nach hinten zu platzieren, damit man nicht immer gleich das Board nach oben tritt.

Auf größeren Wellen, auf denen man schneller unterwegs ist, wird der Mast dann nach vorne verlegt, die Pros stellen sich dann auch eine Fußlänge vor den Mast. Weil man bei höheren Geschwindigkeiten mehr Gewicht nach vorne verlagern muss, um den Flügel (Lift) besser entgegen zu wirken. Es gibt zig Kräfte, die in zig Richtungen wirken und man kann alle einzeln trimmen und einstellen.

Wenn Dir jetzt beim Lesen dieses Teiles fast schwindlig wurde, mach Dir keinen Kopf, es spielt am Anfang auch gar nicht so eine große Rolle. Erst einfach mal ausprobieren und lernen, mit dem Foil umzugehen. Es lohnt sich aber schon, sich von jemandem, der Ahnung hat, in das Thema einführen zu lassen oder im Internet dazu Videos zu schauen.

> Foiling in Kürze

Warum Foilen: Weil es einfach ein unglaubliches Gefühl ist, über dem Wasser zu schweben. Es ist der nächste Schritt in der Sportart, die man schon kann. Man kommt ins Wasser, wenn es sonst langweilig wär.

Foiling lernen: Wer keine Vorkenntnisse in einer Brettsportart mitbringt, soll die Finger vom Foil lassen. Erst das Sportgerät beherrschen, dann einen Foil drunter schrauben.

Wo Foiling lernen: Am besten an Spots, an denen du alleine im Wasser bist und keinen gefährdest. Noch besser ist, sich von einem Boot ziehen zu lassen, damit man ein Gefühl für das Fliegen entwickelt.

Foil kaufen: Viel Geld mitbringen. Einen Gebrauchtmarkt ist momentan im Aufbau. Lass Dich
von einem Foil-Nerd beraten. Lies viel zum Thema. Es ist sehr einfach, etwas falsches zu kaufen.

Gefahren beim Foilen: Enorme Suchtgefahr. Verletzungsgefahr durch die scharfen Kanten der Flügel. Am Anfang Schutzkleidung tragen.

Mögliche Foilspots in Binnenregionen oder Nord- und Ostsee: Das faszinierende am Foil ist, dass wenn man den Start geschafft hat, es eigentlich nicht viel Energie braucht, sich im Flugzustand zu halten. Daher kann man mit dem richtigen Set Up an Orten Spaß haben, wo man sonst nicht ins Wasser gehen würde.

Riverfoil: Carsten Kurmis hat uns gezeigt, dass man mit einem Foil durchaus in eine stehende Welle kann.

Wakefoil: Hinter einem Boot herziehen lassen und dann das Seil los lassen, das hat sicher großes Potential in Zentral Europa.

Wasserskibahn: Gut zum Üben. Erst ziehen lassen und dann das Seil los lassen. Schauen, wie lange man pumpen kann.

Nord- und Ostsee Windwellen: Garantiert großes Potential. Ein Foil braucht nicht viel Wellenenergie zum Fliegen.

Downwinder: Downwinder Foiling ist auch auf Seen möglich, denn man braucht gar nicht so große Wellen. Eric Terrien war einer der Ersten in Europa, der Downwind Foiling ausprobiert hat.

Flachwasser Pumping: Die Pros haben es uns gezeigt: Direkt vom Steg weg starten und pumpen bis einem die Schenkel brennen, das geht. Mit der Entwicklung des Materials wird das in Zukunft sicherlich noch einfacher werden. Man kann sich am Steg auch von einem Kollegen kurz mit einem Seil anziehen lassen.

Foiling kommerziell: Momentan kann man auf Maui extrem billig SUP Boards kaufen. Keiner will mehr SUP Surfen, alle wollen nur noch Foilen. Das Foil-Fieber hat SUP Surfing und Downwinding hier in Hawaii einen argen Dämpfer vergesetzt. Gerade an Downwindrennen nimmt die Zahl der Foiler sehr stark zu. Der Boom ist in vollem Gange.

Wir befinden uns momentan gerade in einer Experimetier-Phase. Viele der jungen, guten Foiler werden sehr schnell immer besser und geben ihr Feedback laufend an die Hersteller ab. Mit dem Besserwerden der Pros verändert sich auch das Material sehr schnell.

Foilrennen und Surfcontests: Nur weil das Thema jetzt gerade heiß ist, heißt das nicht, dass wir bald nur noch Foilrennen sehen werden oder gar Foilsurfcontests. Die Anzahl der Leute, die Foiling sehr gut beherrschen, ist immer noch enorm klein. Aber: Foilklassen sind an SUP Downwind Rennen nicht mehr wegzudenken. Sollte es jemals wieder SUP Surfingcontests geben, könnte ich mir auch vorstellen, dass Foiling dort mit eingebaut wird. An der APP und den ISA Weltmeisterschaften denke ich aber kaum, dass wir Foiling sehr bald sehen werden.

SUP Foilrennen sind bist jetzt nur in einem Downwindszenario möglich. Das zu erlernen, ist noch schwieriger als SUP Foilsurfen. Gut möglich ist aber, dass wenn viele Leute besser werden, wir bald „Foil-Pump-Rennen“ sehen werden. Also im flachen Wasser ohne Wellen einfach nur vom Bootssteg auf das Brett springen und per auf und ab den Foil durch das Wasser vorwärts treiben. Das sind aber noch Zukunftsvisionen, die liegen aber sicher im Bereich des Machbaren. Vergessen wir hier bitte aber nicht Robby Naishs Worte, warum Windsurfen so klein wurde. Die Windsurfbranche wurde zu schnell zu technisch und hat sich so zu sagen aus dem Mainstream raus technisiert. Das wird Foiling bestimmt nicht passieren, denn der Sport ist schon von Anfang an so hoch technisch, daas der Einstieg ein ganz anderer ist als bei SUP.

> Fazit

Abstürzen: Da muss jeder durch.

Foiling auf dem SUP in der Welle oder als Downwinder eröffnet ganz neue Perspektiven und Geschwindigkeiten. Erfahrene Brettsportenthusiasten sollten, wenn sie sich etwas Zeit nehmen, das neue Gerät in einem vernünftigen Zeitraum beherrschen. Das Schöne am Foilen ist, dass es einem neue Spots und Bedingungen eröffnet, bei den der erfahrene Athlet sehr schnell gelangweilt wäre. Ich rate allen davon ab Foiling auf die leichte Schulter zu nehmen. Auch wenn ihr die „Ober-Macker“ seid. Selbstüberschätzung wird bekanntlich sehr schnell bestraft. Informiert euch auch im Internet und sprecht mit jemandem, der sich schon mit Foiling befasst hat.

In diesem Sinne haut rein und habt Spaß.