Rapid SUP Pionier in Ost Europa

Erschienen im Stand Up Magazin #23 Frühjahr 2023

Wie der SUP-Sport in die Ukraine kam und wieder vertrieben wurde.

Andriy Anisimov gründete seine Marke Rapid SUP in Kiew im Jahr 2017. Er beschäftigte sich schon lange Zeit zuvor, wie viele Leute in Osteuropa, mit dem Paddelsport. Er arbeitete zusammen mit einer größeren Firma aus Kanada, die hauptsächlich Kajaks und Kanus für Vermietungen herstellte. Um 2016 bot die Firma ihm auch Paddleboards an. Andriy war sofort fasziniert von der Idee im Stehen zu paddeln. “Wir haben in der Ukraine keine Möglichkeiten zu surfen, aber das SUP gab mir das Gefühl, ich wurde mit einem Paddel auf einer Welle reiten. Leider waren die Boards aber sehr schwer und unhandlich“, erzählt Andriy.

Es war sehr schwer ein Brett in der Ukraine bekommen und die, die es gab waren sehr teuer. Andriy entschied dann im Jahr 2017, seine eigene SUP-Marke zu gründen.

„Ich hatte drei Kontakte von Fabrikanten, einer für Karbonboards, einen für Inflatables und einen für Paddel. So entschloss ich mich, nach China zu fliegen, um zu schauen, was möglich ist“, so Andriy. 2018 gingen die ersten SUPs auf den Markt. Er gründete zusammen mit Oleksii Sidenko, einem der ersten und besten SUP-Paddler der Ukraine, ein Raceteam. Das erste Rennen an dem das Rapid SUP-Raceteam dabei war, war das GlaGla Race.

Andriy: „Wir trafen uns dort mit Leo Nika, um die Möglichkeit zu besprechen, seinen Bruder Claudio für die EURO TOUR mit ins Team zu holen, so begann das Ganze.“

In der Zwischenzeit baute man in Kiew eine aktive SUP-Community auf. Der Sport wurde sehr gut angenommen. Das erste SUP-Rennen, wenn man es so nennen darf, wurde in einem Kajakmarathon integriert.

„Wir holten alle Leute, die ein SUP besaßen, nach Kiew. Viele paddelten auf Inflatables und auf unseren Miet-Hardboards aus Kanada. Bei miserablem Wetter starteten ca. 70 Paddler und wir schickten sie auf eine 10 km lange Rennstrecke. Das war das erste SUP-Rennen in der Ukraine überhaupt.“

Das Ganze fand auf dem großen Wasserreservoir des Dnjepr nördlich von Kiew statt. Die Bedingungen waren nicht sehr einfach, aber jetzt war der SUP-Sport in der Ukraine angekommen. Die Teilnehmer freuten sich alle, dass sie dabei waren. Nach dem ersten Erfolg wurden weitere SUP-Events organisiert. Nun auch an der Küste zum Schwarzen Meer, wie zum Beispiel in Odesa oder Chornomorsk. Andriy trug den Sport in Städte, die traditionell mit dem Paddelsport verbunden sind, um dort SUP als neuen Trend vorzustellen.

Mit der Einführung des Sports wurde irgendwann auch die Frage der Organisation laut. Wo sollte man die neuen SUP-Enthusiasten der Ukraine unterbringen? Andriy gründete die Ukrainische SUP und Surfing Federation und kontaktierte die ISA. Leider gab es da aber Probleme mit einer anderen Anfrage aus Odesa. Andriy setzte sich mit Capser Steinfath zusammen, um einige Probleme zu diskutieren. Leider wurde die Aufnahme von SUP in der Ukraine auf eine paar Jahre hinausgezögert, weil auf Grund der Konkurrenz aus Odesa die ISA blockiert war. Andriy schlug den Surfern in Odesa vor, man würde zusammen eine Organisation gründen, in welcher man den Surfsport verwalten und sich um den SUP-Sport kümmern würde. Leider lehnten die Konkurrenten aus Odesa den Vorschlag ab. Nach ein paar Jahren entschied die ISA überraschend, die Surfer aus Odesa als Mitglied in die ISA aufzunehmen.

Andriy: „Nach diesem Entscheid haben wir uns an die ICF gewendet. Wir brauchten eine internationale Organisation, die den SUP-Sport in der Ukraine anerkennt. Unser Sport Ministerium verlangt von nationalen Organisationen eine Eingliederung in ein internationales Organ, um nationale Anerkennung zu erlangen.“

Mittlerweile hat sich der Streit um die SUP-Vorherrschaft aber gelegt und ukrainische SUP-Athleten*innen können auch an ISA Rennen teilnehmen. So war zum Beispiel der Ukrainer Damodara Mokhniuk auch an den Europa Meisterschaften in Dänemark dabei.

Foto: Damodara auf dem Schwarzenmeer.

Andriy baute seine Marke erst rund um Brettvermietungen in seiner Region auf. Alles drehte sich um Inflatable Touringboards in der Größe um 12’6″, die relativ breit sind, damit der Kunde bequem darauf stehen kann. Andriy hatte aber auch seine ersten Fehltritte: „Anfänglich versuchten wir auch SUPs, die man zum Fischen benutzen kann, zu verkaufen. Leider wurden diese Boards aber nicht gut angenommen, also stellten wir die Produktion wieder ein.“

Mit seinem Enthusiasmus für SUP-Racing stellt Andriy natürlich auch Raceboards her: „Wir produzieren Inflatable SUP-Raceboards, die der ICF Amateurklasse angepasst sind. Seit 2018 stellen wir auch Hardboards her, momentan aber hauptsächlich für unser Raceteam.“
Die Herstellung von Raceboards hat aber auch seine Tücken und seit dem Beginn vor fünf Jahren musste Andriy ein paar mal den Hersteller wechseln. Jetzt hat man aber mit Prestol Composites in Lettland einen guten Partner gefunden. Andriy ist für den Shape verantwortlich, den er zusammen mit dem Team entwickelt. Danach wird der erste Prototyp gebaut und getestet.

Rapid Sturm 14’x22″

Damodara Mokhinuk ist seit ein paar Jahren ein großer Teil von Rapid SUP. Er ist aktiv im SUP-Renngeschehen dabei. Wohnhaft in Graz und aufgewachsen in Izmail an der Donau südlich von Odesa. Damodara ist seit 2014 aktiver Paddler und war damals im Paddelklub bei sich im Ort. 2017 kaufte sich der Klub SUPs von Rapid und alle waren begeistert. Der Klub wurde immer größer und Damodara bestritt mit der ukrainischen SUP-Meisterschaft 2018 sein erstes SUP-Rennen. Damodara wurde Junioren Landesmeister und drei Jahre später war er an seinem ersten internationalen Rennen mit dem Rapid-Team in Ungarn an den ICF Weltmeisterschaften dabei.

Alles lief super, das Team und der Sport waren im Aufbau. Doch dann entschied sich Russland, sein Nachbarland anzugreifen. Andriy musste sich sehr schnell auf die neue Situation einstellen.

Andriy: „Im Januar 2022 waren wir noch am GlaGla Race mit unserem Team und als wir wieder zuhause in Kiew waren, fielen Ende Februar die ersten Bomben. Die russische Invasion hat ca. 80 % unseres Geschäftes kaputt gemacht.“

Andriy verlor sein ganzes Einkommen aus den Vermietungen. Die Küste am Schwarzen Meer bei Odesa war nicht mehr sicher, da die Russen die Küste verminten. Rapid SUP verlor in kürzester Zeit alle Kunden in der Ukraine. Es wurde schnell klar, dass wenn Andriy mit Rapid SUP weitermachen wollte, er den Hauptsitz außer Landes verlegen muss. Andriy fand in Polen einen Investor für seine Marke und verlegte das Geschäft so nach Polen.

Damodara am Lake Rocks Festival 2023 (Foto by Klotzy)

Andriy: „Unsere Container waren schon bereit für die Verschiffung als wir nach Polen zogen. Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis wir alle Formalitäten für den Umzug erledigt hatten. Ich konnte das Land in der Zeit nicht verlassen, da ich für den Militäreinsatz eingezogen wurde.“

Anfang 2023 kann sich Andriy wieder um sein Geschäft kümmern und ist parat für den europaweiten Verkauf.

Damodara ist zurzeit in Graz, wo er bei Christian Taucher wohnt und sich auf die SUP-Saison 2023 vorbereitet. Sein erstes großes Rennen dieses Jahr ist die SUP Alpstrophy auf dem Faaker See.

Andriy ist zurzeit in Kiew und arbeitet weiter an der Entwicklung von Raceboards. Zusammen mit dem ungarischen Kanumarathon Weltmeister Marton Kover, der auch im Rapid SUP-Team ist, arbeitet er gemeinsam am Aufbau des SUP-Sportes in Osteuropa.

Informationen zu Rapid SUP gibt es unter www.rapid-sup.com / Socialmedia @rapidsup