Ich finde das Highlight sind die Finals 2019 und 2021. Den Sport medial aufzubereiten und in die Welt zu publizieren ist eine wichtige Aufgabe, um den Sport weiter voranschreiten zu lassen und eventuell irgendwann auch olympisch werden zu lassen. Der DM-Titel bei den Finals 2019 in Berlin war so etwas besonderes für mich. Ich zähle allerdings meine DM-Titel auch nicht mehr. Ich bin persönlich dazu übergegangen, nur noch meine WM-Titel zu zählen. Das macht es sehr übersichtlich.
Bei so vielen Titeln wird mir ja schon fast schwindelig. Was mir in den ganzen Jahren immer wieder aufgefallen ist, ist dass man dich kaum auf internationalen SUP Rennen sieht, wenn sie weit weg von Deutschland stattfinden? Ich könnte mir gut vorstellen, dass du einigen Leuten an einem Rennen wie dem Carolina Cup das Fürchten lernen könntest.
Ich denke, meine Stärken sind eher auf dem Flachwasser oder leichten Fließgewässern im SUP. Wenn es auf das offene Meer geht, kann ich international nur am Horizont die Paddler erkennen. (lacht)
Ich habe durch meinen Beruf keine Möglichkeit an solchen Wettkämpfen teilzunehmen. Ab und an passt es sehr gut in die Urlaubsplanung hinein und so kann ich mal einen internationalen Wettkampf mehr bestreiten. Das werden wir auch in Zukunft immer nur sporadisch von mir sehen können.

Wenn wir schon bei internationaler Konkurrenz sind: Hast irgendwelche Athleten, die dir ein Vorbild sind oder gegen die du mal gerne antreten würdest, aber noch nie konntest?
Wenn du als Sportler heutzutage erfolgreich sein willst, musst du die Athleten Titouan Puyo, Bruno Hasulyo oder Michael Booth schlagen können. Das sind derzeit die erfolgreichsten und schnellsten Sportler.
Bei all diesen Titeln ist mir aufgefallen, dass du noch nicht an den Olympiaden warst – ist das richtig? Sollte in 2024 SUP tatsächlich an die Olympiaden in Frankreich gehen und du die Wahl hättest zwischen Kanadier und SUP. Was würdest du eher machen und warum?
Meine Sportart „Kanu Wildwasser“ ist nicht olympisch. Von daher ist da keine Möglichkeit. Eine Teilnahme an den olympischen Spielen ist für jeden Sportler das Ziel. Ich bin jetzt 35 und werde nicht jünger. Ich bin gespannt, ob ich das in meinem Leben nochmal erreichen werde …
Hätte, wäre wenn, hat SUP deiner Meinung nach ein Chance für Frankreich 2024?
Nein. Das sollte soweit bereits alles entschieden sein. Ich denke, 2028 wäre ein mögliches Szenario, aber dafür müssen sich auch die Verbände der ICF und ISA einigen, wer die Durchführung des Sports auf internationaler Bühne bis hin zu den olympischen Spielen übernimmt. Ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs (CAS) hat dies Ende 2020 erst einmal beiden Verbänden bis hin zu Weltmeisterschaften erlaubt. Es wird also irgendwann noch eine weitere Entscheidung anstehen …
Anyway…. Genug davon jetzt, wie trainiert man eigentlich wenn man so lange im Sport dabei ist. Wie sieht ein Trainingstag im Leben von Normen Weber aus.
Ich probiere auf der Arbeit einmal bis dreimal die Woche Sport zu treiben und ansonsten noch drei bis fünf Trainingseinheiten nach der Arbeit und am Wochenende. Mehr ist mit Berufsalltag nicht rauszuholen. Freizeitsportler eben …
Ach soooo, da muss ich auch zugeben, dass mir das nicht bewusst war. Ich kenne dachte du würdest in der Bundeswehr von Berufes wegen, jeden Tag trainieren.
Das Sportkonzept der Bundeswehr sieht vor, dass wir als Soldaten dreimal die Woche Sporteinheiten durchführen, um eine gute Fitness zu haben. Wir müssen uns in einem Auslandseinsatz in unserem jeweiligen Aufgabengebiet bewähren können, aber keine Spitzenleistung auf internationalem Niveau abrufen. Von daher ist es nicht notwendig, jeden Tag ein sportliches Training anzusetzen.
Wie bereits erwähnt, war ich von 2005 bis 2008 Sportsoldat. Da war es meine Aufgabe, die Bundeswehr nach außen hin als Athlet Deutschlands zu präsentieren und dabei internationale Medaillen zu gewinnen. In dem Zeitraum hatte ich nichts anderes zu tun als zu trainieren, um diesen Auftrag erfolgreich ausführen zu können.
Zum Schluss würde mich noch interessieren, wie du den aktiven SUP Sport in Deutschland beurteilst. Du bist lange dabei und wir haben einiges gesehen. Viele Leute versuchten den Sport zu organisieren, einiges wurde probiert und wieder sein gelassen. Haben wir in Deutschland Fortschritte gemacht?
Es ist immer schwer, das so einfach zu beurteilen. Unsere Strukturen sind so, dass wir alles in Ehrenamtlichkeit durchführen und ein jeder, der sich engagiert, dies eben nur ab und an durchführen kann. Wir müssen uns finanziell erst einmal selbst abgesichert haben, bevor der Kopf frei ist, sich in anderen Feldern engagieren zu können. Ich denke, das ist eines der großen Probleme … Wir haben durchaus viele gute Ideen und SUP Begeisterte, die etwas umsetzen wollen. Aber wenn wir es anpacken, stehen wir oft alleine da und werden nicht so gut unterstützt, wie wir es uns vorstellen. Dann verzweifelt man irgendwann und hört auf oder bekommt sogar Gegenwind von einer anderen Seite herangetragen. Da verliert man irgendwann die Motivation und überlässt das Amt dem nächsten mit seinen Ideen.
Wir sehen u. a. in Frankreich, wie sich der Sport entwickelt. Nehmen wir einmal die Veranstaltungen, wie das GLA-GLA Rennen in der kalten Jahreszeit Januar. Da nehmen über 600 Paddler teil. Das sind mehr als 90 % Freizeitsportler, die auf kürzeren Distanzen mit einer guten Moderation, schnellen Ergebnissen und dem Erlebnis, mit Profisportlern am Start zu stehen, motiviert sind.
So etwas sollten wir in Deutschland auch hinbekommen, um die SUP begeisterten Menschen mit ihren Inflatable Boards auf dem See und Meer in unsere Szene des Sports aufzunehmen. In Deutschland müssen unsere Veranstaltungen in diesem Sinne noch mehr durch Vereine mit dem DKV und/oder DWV durchgeführt werden, um hier Fortschritte zu erzielen.
In diesem Sinne bedanke ich mich herzlich für das Interview und noch viel Erfolg.
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