Aufs Wasser mit Rücksicht Kampagne

Naturfreundlich mit dem Stand-Up-Paddle-Board auf den Seen unterwegs

Während sich die Bevölkerung an heissen Sommertagen auf das kühle Wasser freut, bedeutet das hohe Aufkommen an Freizeitaktiven auf den Seen für Wildtiere eine grosse Herausforderung. Dank einfachen Verhaltensweisen können Stand-Up-Paddlerinnen und Kanuten dazu beitragen, dass Wasservögel und andere Wildtiere weniger gestört werden. Mit der Kampagne «Aufs Wasser mit Rücksicht» sensibilisiert eine breite Koalition aus Sport- und Naturschutzverbänden für wildtierfreundlichen Wassersport.

Sobald sich schöne Sommertage zeigen, werden auch dieses Jahr viele Leute auf die Seen gelockt. Insbesondere die Anzahl der Stand-Up-Paddlerinnen und -Paddler (SUP) nimmt jährlich zu – so auch auf den Zürcher Seen. Gleichzeitig ist der See Lebensraum für zahlreiche Tierarten wie Vögel, Fische und Libellenlarven. Vögel ziehen ihre Jungen im oder am Schilf auf, Jungfische und Libellenlarven halten sich vor allem in Flachwasserzonen auf.

Plane sorgfältig und informiere dich vorgängig über
Ein- und Ausstiegsstellen sowie Schutzgebiete.


Kampagne «Aufs Wasser mit Rücksicht» wird ausgeweitet

Erholungssuchenden und Sportaktiven aufzeigen, wie sie sich auf dem Wasser naturfreundlich bewegen können: dies ist das Ziel der Kampagne «Aufs Wasser mit Rücksicht». Im Sommer 2020 startete sie mit zwei Pilotregionen am oberen Zürichsee und am Genfersee, dieses Jahr wird sie ausgedehnt auf den Greifen-, Pfäffiker- und Türlersee, wo ein besonders hoher Bedarf an Sensibilisierung besteht.

Rücksicht auf die Natur
«Die menschliche Silhouette ist auf dem Stand-Up-Paddle-Board weithin sichtbar und für die meisten Vögel signalisiert der Mensch eine Bedrohung», erklärt Christa Glauser von BirdLife Schweiz. «Vögel flüchten daher oder unterbrechen die Nahrungssuche. Zahlreiche oder langandauernde Störungen führen dazu, dass Vögel gute Lebensräume meiden oder der Bruterfolg schlechter wird. In Flachwasserzonen werden Jungfische aus diesem für sie guten Lebensraum vertrieben und Libellenlarven, Muscheln oder andere Tiere auf dem Seeboden können durch das Paddeln beeinträchtigt werden.»


Vier Verhaltensweisen
Mit Leporello, Plakaten und auf der Website www.natur-freizeit.ch/wasser werden wiederum vier einfache Verhaltensweisen kommuniziert, die den Stand-Up-Paddlerinnen und weiteren Wassersportlern zeigen, wie sie rücksichtsvoll auf dem Wasser unterwegs sein können: Abstand halten zum Schilf; Abstand halten zu Kiesinseln und Sandbänken; im Herbst und Winter keine Gewässerabschnitte mit Vogelansammlungen befahren sowie Schutzgebiete respektieren (siehe auch Faktenblatt). «Die Wassersportlerinnen und -sportler möchten sich auf eine naturfreundliche Weise in der Natur bewegen, die Kampagne hilft ihnen, genau das zu tun», ist Annalena Kuttenberger von Swiss Canoe überzeugt, «ein Nebeneinander von Mensch und Natur ist vielerorts gut möglich.» Daher enthalten die Leporellos auch Karten zu den Seen mit den Schutzgebieten sowie den Ein- und Ausstiegsstellen.

Verständnis und Respekt gegenüber Wildtieren – wie es in den vier Verhaltensweisen zum Ausdruck kommt – brauchen eine breite gesellschaftliche Abstützung. Dies gewährleisten die Mitgliedorganisationen des Vereins «Natur & Freizeit» (siehe Faktenblatt), zusammen mit den zahlreichen Unterstützern aus der Outdoor-, Sport- und Tourismusbranche, in Zusammenarbeit mit den relevanten Kantonen und Gemeinden.

Verein «Natur & Freizeit»
Die Naturschutz- und Sportverbände sind im Verein «Natur & Freizeit» organisiert. Seit 12 Jahren wird die Kampagne «Schneesport mit Rücksicht» mit Erfolg durchgeführt: www.natur-freizeit.ch/schnee. Aufgrund der boomenden Wassersportaktivitäten dehnt der Verein «Natur & Freizeit» seine Aktivitäten im Wassersport weiter aus. «In der diesjährigen Kampagne wird weiter ausgetestet, ob und wie wir die Stand-Up-Paddler, Kanutinnen und andere Wassersportler von einem naturfreundlichen Verhalten überzeugen können», sagt Kampagnenleiter Reto Solèr. In den nächsten Jahren soll die Kampagne «Aufs Wasser mit Rücksicht» auf weitere Seen in der gesamten Schweiz ausgeweitet werden.

Vier Verhaltensweisen

  1. Abstand halten zum Schilf – wo immer möglich 100 Meter. Im Schilf brüten und verstecken sich viele Vögel.
  2. Abstand halten zu Kiesinseln und Sandbänken – nach Möglichkeit 100 Meter oder mehr. Hier rasten und brüten viele Vögel oder suchen Nahrung.
  3. Keine Gewässerabschnitte mit Vogelansammlungen befahren – im Herbst und Winter sind Störungen aus 1 km Entfernung möglich.
  4. Schutzgebiete respektieren – stets ausserhalb der Grenzen bleiben. Diese sind teilweise mit gelben Bojen oder Tafeln markiert und in Karten eingezeichnet.

Distanzen auf dem Wasser

Das Schätzen von Distanzen ist auf dem Wasser nicht einfach, weil vertraute Vergleichsobjekte fehlen. Darum
ist es besser, etwas mehr Abstand zu halten. Diese Abstände solltest du generell kennen:

25 Meter – Gesetzlicher Mindestabstand zu Schilf, Binsen, Seerosen und anderen Wasserpflanzen zum Schutz von Wildtieren und Vegetation. Wer näher heranfährt, riskiert gemäss Binnenschifffahrtsverordnung
eine Busse.

100 Meter – Empfohlener Mindestabstand zu Schilf sowie Inseln und Bänken aus Kies oder Sand, um
Störungen zu vermeiden.

300 Meter – Nur mit einer Schwimmweste darfst du dich laut Binnenschi!fahrtsverordnung weiter vom Ufer
entfernen. Weitere Infos zur Sicherheit findest du unter www.swisscanoe.ch/de/sicherheit.

1000 Meter – Wasservogelansammlungen können –besonders im Winter – schon auf diese Distanz reagieren.
Vögel recken erst die Hälse, schwimmen davon und fliegen schliesslich weg. Empfohlen ist deshalb ein möglichst grosser Abstand.

Empfindliche Unterwasserwelt
Auch Fische und andere Wassertiere verdienen deine Rücksicht. Besonders empfindlich sind die Mündungen von Bächen und Flüssen mit ihrem kühlen und sauerstoffreichen Wasser sowie Wasserpflanzenbestände im flacheren Wasser. Hier laichen viele Fische. Meide deshalb diese Zonen.