Zehn Jahre mit Connor Baxter

Keiner hat den SUP Sport so dominiert wie Connor Baxter. Er war als Teenager ganz am Anfang im Sport dabei, damals als SUP praktisch nur aus Downwind Rennen und Wellenreiten bestand. Connor wurde in di Windsurfszene Mauis hineingeboren. Genauso wie Zane Schweitzer und Kai Lenny. Die drei sind praktisch Hand i Hand zusammen aufgewachsen. Genau wie Annabel Anderson wurde Connor vom SUP Racer zum SUP Athleten der Dekade erkohren. Wie hat Connor die letzten zehn Jahre erlebt, was für Erinnerungen sind ihm geblieben und welche Lehren hat er gezogen? Ich habe Connor gefragt, ob er mir etwas schreiben möchte und da wir alle mehr oder weniger Zuhause bleiben müssen, hat er spontan „ja“ gesagt und ein paar Zeilen für das Magazin geschrieben.

CONNORS PERSÖNLICHER RÜCKBLICK

Maui2Molokai 2013 (Foto: Karen Baxter)

Die letzten zehn Jahre waren ein Wirbelsturm! Hätte mir einer, als ich 14 Jahre alt war, gesagt, dass ich in zehn Jahren mehrfacher Weltmeister sein werde, ich die Welt bereisen würde und viele, viele neue Leute treffe, dazu noch die Liebe meines Lebens heiraten und Vater sein werde, ich hätte einfach nur laut raus gelacht. Ich habe das Gefühl, ich hätte ein ganzes Leben in nur zehn Jahren durchlebt und alles nur, weil ich mich als Junge ins Meer verliebt habe.

Der größte Grund, warum ich heute auf dem Niveau bin und Wettkampfsport betreibe, ist, dass ich auf Maui aufgewachsen bin. Die Bedingungen auf Maui ändern sich dauernd und das ist der Grund, warum hier so viele Wassersport Athleten leben. Ich hatte das enorme Glück, Leute wie Laird Hamilton, Dava Kalama, Robby Naish und viele andere als Vorbilder zu haben. Es war auch ein enormes Glück, mit talentierten

Freunden wie Zane Schweitzer und Kai Lenny aufzuwachsen. Wir versuchten dauernd besser zu sein als der andere und „pushten“ uns gegenseitig immer wieder zum nächsten Level. So wurden wir zu den Athleten, die wir heute sind. Ganz ehrlich, Zane ist einer der bescheidensten, positivsten und verrücktesten Freunde, die ich habe. Unsere Eltern waren damals Windsurf Pros und wir waren immer an den gleichen Windsurf Events. Als wir uns zum ersten Mal trafen, wurden wir auf der Stelle beste Freunde. Wir haben sogar den gleichen Geburtstag, was uns praktisch zu Brüdern macht. Als wir nur elf und zwölf Jahre alt waren, reisten wir an verschiedene Windsurf Contests. Hauptsächlich in Japan, Europa und das amerikanische Festland. Wir hatten eine echt gute Zeit. Wir gewannen Contest, surften mitten in der Stadt auf Flusswellen, wir waren an SUP Rennen in Patagonien zwischen den Eisbergen und waren an einem SUP Surf Contest in Abu Dabi mitten in der Wüste. Natürlich gab es auch ab und zu mal Probleme: Einmal saßen wir am Flughafen von Puerto Rico wegen eines Sturmes fest. Wir waren unbeaufsichtigte Minderjährige und Zane versuchte aus dem Raum auszubrechen, wo man uns unterbrachte. Nach ein paar Tagen konnten wir endlich weiter nach Bonaire fliegen, um an einem Windsurf Contest dabei zu sein. Bis heute reisen, trainieren und konkurrieren wir. Wir sind Freunde fürs Leben und dafür bin ich sehr dankbar.

Als ich mit Paddeln anfing, gab es eigentlich nur Downwind Rennen und die Leute, die es zu schlagen gab, waren Leute wie Dave Kalama, Mark Raaphorst, Ekolu Kalama und Livio Menelau. Ich war noch ein Kind und war hinter den älteren her und lernte so von den besten im Sport damals. Mein Schlüsselerlebnis war, als ich 14 Jahre alt war und das Maui2Molokai Downwind Rennen gewann.

v. L. n. R: Dave Kalama – Livio Menelau – Mark Raaphorst – Ekolu Kalama – Connor Baxter (Foto: Karen Baxter)

Als ich mit Paddeln anfing, gab es eigentlich nur Downwind Rennen und die Leute, die es zu schlagen gab, waren Leute wie Dave Kalama, Mark Raaphorst, Ekolu Kalama und Livio Menelau. Ich war noch ein Kind und war hinter den älteren her und lernte so von den besten im Sport damals. Mein Schlüsselerlebnis war, als ich 14 Jahre alt war und das Maui2Molokai Downwind Rennen gewann. Jetzt war ich süchtig. Mein Sieg hat mir gezeigt, zu was ich alles fähig sein kann. Nun war die Flamme in mir entbrannt und ich wollte diesen neuen Sport ausleben. Von dem Punkt an wird alles etwas neblig, Reise um Reise, Rennen um Rennen, viele Siege und Niederlagen – alles kam sehr schnell. Nach dem bekannten Foto von mir auf dem Podium mit Ekolu und Dave begannen sich die Dinge zu überschlagen. Das erste grosse Rennen au.erhalb von Hawai‘i, wo ich hin ging, war das Battle of the Paddle in Kalifornien 2009. Das war ein großer Wegweiser für unseren Sport. SUP Rennen durch brechende Wellen war etwas ganz Neues und wurde zu meiner Lieblingsdisziplin. Das zweite Battle of the Paddle in Dana Point war für mich wohl das aufregendste Event, an dem ich je war. Die Wellen waren groß und wir mussten sechs Meilen rein und raus aus den Wellen paddeln. Zwischen jeder Runde musste man noch den Strand hoch laufen. Der Strand war voll mit Zuschauern und Wettkämpfern. Jede SUP Marke war mit einem Stand mit am Strand. Ich wurde von den anderen komplett zerhackt und wurde Neunzehnter. Das aber goss nur mehr Benzin ins Feuer, das in mir brannte. Später in dem Jahr überquerte ich den Kaiwi Channel (von Molokai nach Oahu) zum ersten Mal und stellte den Rekord, als jüngster Stand Up Paddler die Strecke gepaddelt zu haben, auf. Das war eines der härtesten Dinge, die ich jemals machte, aber dank der Hilfe meiner Familie schaffte ich es. Ich legte die Strecke mit einer Zeit von sechs Stunden und 56 Minuten zurück. Ich kam auf Platz 89. Das war ein Jahr der Niederlagen, aber auch ein großes Lehrjahr. Es war ebenfalls ein Jahr, in dem ein zukünftiger Champion geboren wurde.

Nachdem ich die Luft auf so großen Bühnen geschnuppert hatte, wusste ich genau, was ich wollte und tun musste. An der ersten SUP 11 City Tour hatten Zane und ich eine gute Gelegenheit, unsere physischen und psy psychischen Stärken zu testen. Ehrlicherweise erinnere ich mich nicht mehr an viel, außer an die warmen Malzeiten nach den täglichen fünf Stunden Paddeln, die Massagen, die es gab und den verrückten Holländer (Bart DeZwart). Ich ging in dieses Rennen mit dem Gedanken, das der Sieg ein Einfaches sein wird, lernte aber schnell, dass ich noch einiges an Arbeit vor mir hatte. Als ich wieder Zuhause war, begann ich mit Bart im Hafenbecken von Kahului zu trainieren. Ich machte nur Downwinder vorher. Bart wartete jeden Morgen am Hafen auf mich. Meine Mutter fuhr mich hin, wir trainierten eine Stunde oder mehr und ich fuhr mit dem Bus wieder nach Haus für meine Online-Hausaufgaben. Mein Training mit Bart war ein großer Wendepunkt in meiner Karriere und ein großer Faktor für meine Erfolge.

SUP Showdown 2014 (Foto: Mike Jucker) v.L.n.R: Danny Ching, Kai Lenny, Connor Baxter, schönes Local Mädel.

Ich muss hier auch klarstellen, dass der bekannte „choke stroke“ von Bart stammt. Ich beobachtete Bart, wie er an den windigeren Tagen sein Paddel kürzer griff, um den Windwiderstand zu reduzieren. (Anm. d. Red.: Die obere Hand am Paddel ist nicht am Griff, sondern darunter. Connor wurde bekannt mit diesem Griff. Er wird vor allem im Endspurt angewendet und wenn man Gegenwind hat.) Damals galt die Faustregel, dass ein Rennpaddel einen „Doppelshaka“ länger als die Körpergröße sein muss. Damals, als ich 14 Jahre war, benutzte ich längere Paddel als heute mit 25. Der „choke stroke“ fühlte sich einfach sehr natürlich an und ich gewann einige meiner größten Rennen damit. Zwei Jahre später gewann ich mein erstes Molokai2Oahu und kurz danach das Battle of the Paddle im Kampf gegen Jamie Mitchell und Danny Ching. Die Konkurrenz wurde immer stärker und so musste ich mein Training, meine Reisegewohnheiten und mein Wettkampfverhalten anpassen. Die Geburt einer eigenen Rennserie war im Jahr 2012 auf Fiji mit der „Stand Up World Series“. Das war ein krasses Event mit ein paar wenigen Athleten. Das war auch der Moment, wo meine Rivalität mit Kai größer wurde. Kai gewann ein Rennen und dann gewann ich ein Rennen. So ging das vor und zurück für die nächsten fünf Jahre. Die „Stand Up World Series“ war ganz klar DIE Tour, bei der man dabei sein musste und es gab auch richtig gutes Geld zu gewinnen.

Alle großen Athleten waren dabei. Ich habe die Tour seit dem ersten Rennen unterstützt und tue es auch heute noch. In den letzten Jahren hat sich einiges geändert und seit dem Namenswechsel zu „APP“ entwickelte sich das Ganze in die richtige Richtung. Es war ein unglaubliches Gefühl, in Städten wie New York, London, Osaka oder Paris an SUP Rennen dabei zu sein. Stand Up Paddling bekam damit eine größere Bühne. Ganz klar, es gab, wie in jedem neuen Sport, immer wieder Konflikte (Paddletics – Paddling Politics).

Bild links: Connor gewinnt das Olukai auf Maui zig Mal und macht sein Sprung über die Zielline zur Tradition. (2016 Foto: Karin Jucker)

Zwei Organisationen haben entschieden, dass sie diejenigen sind, die den Sport verwalten sollten. Letztenendes verstehe ich deren Argumente und Standpunkte, aber es sind immer die Athleten, die unter diesem sinnlosen Hin und Her leiden. Grundsätzlich war die ISA als erste Organisation dabei und organisiert ein paar wirklich tolle Weltmeisterschaften. Es ist auch der ISA zu verdanken, dass wir SUP an der wohl größten Veranstaltung mit dabei hatten, an der es SUP jemals gab: Die Pan American Games. Die ICF ist definitiv neuer im Sport und hatte nur eine Handvoll Meisterschaften. Meisterschaften in einem eher traditionellen Format, mit Sprints, Marathon und einem technischen Rennen. Die Veranstaltung des ICF war sehr gut organisiert und die Athleten wurden sehr gut behandelt.

Spässchen am Lost Mills 2015: Bekommt Rami Zur das Bier über den Kopf? (Foto: Mike Jucker)

Der Konkurrenzkampf an verschiedenen Events wird immer größer und Athleten fangen an, sich auf eine Disziplin zu konzentrieren. In den letzten zwölf Jahren wurde es immer schwerer und der Druck, gut zu sein, wurde immer größer für mich. Gerade weil ich so viele verschiedene Rennen gewonnen habe, fühle ich den Druck, jedes Rennen gewinnen zu müssen – egal, ob Longdistance, Sprint oder technisches Rennen. Diese Realität hat mich in den letzten zwei Jahren etwas eingeholt und meine Motivation in Mitleidenschaft gezogen. Meine Motivation kommt oft erst dann zurück, wenn ich an der Startlinie stehe. Flat Water Races, bei denen es nur um Kondition geht, waren noch nie meine bevorzugten Rennen. Dazu habe ich meine Motivation komplett verloren. Rennen wie die Pan American Games, die ICF 200 Meter Sprint Meisterschaften und die APP Technischen Sprints in Paris hingegen machen mir enorm viel Spaß und ich kann es kaum erwarten, an den Start zu gehen. Nun habe ich meine Prioritäten neu gesetzt und gehe nur noch an Rennen, die mir auch Spaß machen. Damit ist auch meine Motivation zurück gekommen und ich freue mich darauf wie ich mich auf alle Rennen gefreut habe, als ich mit Wettkämpfen angefangen habe. So hatte ich mir meine Saison für dieses Jahr vorgestellt, aber leider hat sich nun alles geändert. Die Welt ist nicht mehr die gleiche wie Anfang des Jahres. Mit dem Coronavirus und der Geburt meines Sohnes wurde 2020 ein echt verrücktes, aber auch erfüllendes Jahr für mich. Ein Rennen gewinnen ist eine super Erfahrung, aber sein eigenes Kind in den Armen zu halten, kann von nichts übertroffen werden. Ich verbringe jetzt mehr Zeit zu Hause und das hat mich daran erinnert, was wichtig im Leben ist und was ich noch erreichen will.

Ich freue mich darauf, mich nächstes Jahr auf die APP Tour zu konzentrieren und will den Sport wieder zurück nach Hawaii holen und eine Downwind Serie starten. Dazu wäre es auch toll, wenn der Gerichtsfall zwischen der ISA und dem ICF endlich zu einem Entscheid kommen würde. Stand Up Paddling ist einer der wenigen Wassersportarten, wo sich Salzwasser und Süßwasser Athleten treffen. Ich glaube fest daran, dass unser Sport speziell und attraktiv genug ist, um an die Olympiaden zu kommen. Das wichtigste aber ist, dass ich ein guter Vater für meinen Sohn, Trestle, bin und ich ihn an alle Events mit- so wie es mein Vater getan hat, als ich ein Kind war.


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