Spot Report Norwegen

Norwegen SUP- Van – Tour 2020

Bilder und Fotos von Tanja Seemann

Drei Tage bevor Norwegen seine Einreisebestimmungen für Deutschland verschärft hat, konnte ich über Hirtsals, Dänemark nach Kristiansand einreisen, ohne in eine 10tägige Quarantäne geschickt zu werden. Ein komisches Gefühl bleibt trotzdem. Wollen mich die Norweger überhaupt? Werde ich ständig überprüft oder sogar wieder nach Hause gebeten? Nach langer Überlegung denke ich…auf geht’s. Immerhin bestätigt mir die norwegische Gesundheitsbehörde, dass ich noch einreisen darf.

Der erste Fjord im Süden Norwegens, den ich anfahre ist der Jøsenfjord. Einstieg war direkt an der Straße, der Ort heißt Jøsenfjorden. Dort finde ich einen kleinen Stellplatz direkt an der Straße und klettere mit dem SUP über einen Mauervorsprung. Aufgeregt geht es auf den ersten Fjord. Das Erlebnis, diese Ruhe und Tiefe des Wassers ist einfach unbeschreiblich. Das Wasser ist pechschwarz und ich kann nur erahnen, wie tief es unter mir ist. Obwohl ich eigentlich sehr sicher auf dem Board bin, zittern die Beine am Anfang leicht. Jetzt weiß ich, warum ein örtlicher Kanuverleiher mich gefragt hat: „du bist dir wirklich sicher, dass du dir einen Fjord zutraust, so ganz alleine“? Ja, ich bin mir sicher, habe jetzt aber Respekt, obwohl das Wasser sehr ruhig zu sein scheint.

Der nächste Fjord soll der Naerøyfjord sein. Er ist schmaler und gehört zum Weltkulturerbe. In Gudvangen steige ich an einem kleinen zauberhaften Naturcampingplatz, Dyrdal Gard og Camping, auf mein Board. Der Naerøyfjord ist tatsächlich deutlich enger. Die bewaldeten Berghänge sehen von der Nähe sehr steil aus und ich entdecke den ersten Wasserfall. Es sind kaum Menschen auf dem Fjord unterwegs. So habe ich die Natur und meine Gefühle ganz für mich alleine. Dieses Erlebnis zu haben ist einerseits wunderbar, bereitet mir aber auch Kopfkino. Was ist, wenn mir jetzt was passiert? Mir keiner helfen kann? Ich versuche, diese Gedanken abzustellen und diesen Ort zu genießen. Wie auch in Deutschland setze ich mich auf mein Board, und sauge die Umgebung auf. Ich denke, es kann keine Steigerung mehr geben und bekomme das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Meine Zufriedenheit trage ich noch lange in mir.

Von Anfang an, wollte ich auf den Geirangerfjord. Der König der Fjorde und ebenfalls Weltkulturerbe. Normalerweise liegen drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen und Mengen von Menschen besuchen den Ort Geiranger. Nicht in dieser Zeit. Der Ort ist leer, auf dem Fjord ankern keine Schiffe. Zwei Mal am Tag kommt eine kleine Fähre, das wars aber auch schon. Ich finde, ein Glück für mich, dieses Land in dieser Zeit so still kennenlernen zu dürfen. Auf dem Stellplatz erhalte ich einen Platz direkt am Fjord und beginne sofort, das Board und mich zum Paddeln vorzubereiten.

Jetzt bin ich richtig aufgeregt, hört das denn gar nicht auf? Ich möchte zu den berühmten Wasserfällen „seven Sisters“ ,sehe aber auch die Schlucht und die Warnung habe ich deutlich gesagt bekommen: „Halte dich nicht zu dicht an den Wänden auf, es könnte Geröll abgehen“ okay, verstanden und los. Ich habe noch kurz von einem Norweger gehört, dass Wale nun so langsam in den Fjord kommen. Das Futteraufkommen ist gerade gut. Ich weiß aber auch, ich gehöre nicht auf deren Speisekarte… hoffentlich.


Geirangerfjor

Der Geirangerfjord trägt seinen Namen zu Recht. Er ist der König der Fjorde mit engen Schluchten. Ich muss den Kopf tief in den Nacken legen, um an den steilen Wänden, nach oben zu schauen. Ich denke, wie winzig muss ich von dort oben aussehen, bin ich überhaupt zu sehen?

So schön und glassy.

Ich erreiche die „seven Sisters“ und freue mich, wie eine Königin, es geschafft zu haben. Er transportiert nicht mehr so viel Wasser, das ist im Frühjahr bestimmt deutlich spektakulärer. Toll war es trotzdem. Wale habe ich übrigens leider nicht gesehen, aber ihr „PFFFF“ gehört. Diesen Fjord habe ich am nächsten Morgen noch einmal beSUPed, bei 2 GradAußentemperatur, wollte ich die Ruhe noch einmal ganz gezielt aufnehmen. Diese mystische Zeit auf dem Board werde ich garantiert nie vergessen.

Seven Sisters

Fazit: Norwegen ist fantastisch für diesen Sport. Er ist dort noch nicht weit verbreitet, bietet aber beste Bedingungen. Die Fjorde sehen ruhig aus, können aber bei schnell aufkommenden Wind auch sehr anspruchsvoll werden.

Unter der glatten Oberfläche habe ich immer einen Wellengang wahrgenommen. Selbst wenn die Schiffe nicht zu sehen sind, kann die Wellenbewegung in den Schluchten nirgends hin und wir SUPer spüren sie dann. Ein Fjord ist etwas für geübte Menschen. Ich hatte alle Formen der Bekleidung, wie Neohose, schnelltrocknende Kleidung und einen Trockenanzug mit und die Leash immer angebracht. Befahrensregeln gibt es keine. Auch keine Dokumente, wie EEP3 oder ähnliches, die man benötigt.

Die einzige Regel, die mir genannt wurde, ist: „nicht stören und zerstören“ Ich finde, eine wunderbare Regel, die selbstverständlich für alle Teile dieser Welt gilt.

In diesem Sinne, habt Spaß auf dem Board

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