Robby Naish Interview

Interessanterweise machen alle Marken wie deine praktisch alle Sportgeräte für „aufs Wasser“ außer Surfboards. Warum ist das eigentlich so?

Interessanterweise machen alle Marken wie deine praktisch alle Sportgeräte für „aufs Wasser“ außer Surfboards. Warum ist das eigentlich so?

Nun ja, wir machten schon auch Surfboards eine Weile, wir hatten ja die Boards mit Gerry Lopez. Aber dieses Jahr haben wir aufgehört. Das Volumen war einfach zu klein.

Und warum fässt eure Branche Surfen generell nicht an?

Da hätte keiner in dieser Branche eine Chance. Surfing ist immer noch eine „Corebranche“. Klar, es gibt schon ein paar Marken, die Massenproduktionsboards verkaufen. Aber die „Coresurfer“ fassen diese Boards nicht an. Ich finde das eine gute Sache. Surfen ist eben noch core, da ist noch viel Handarbeit drin. Jeder Ort hat noch seinen Localshaper. Ich finde das toll. Es muss ja nicht immer alles aus Asien kommen und diese Boards sind dann auch meist Billigprodukte.

Macht Sinn, was Du sagst. Lass uns doch nun dort weitermachen, wo ich eigentlich anfangen wollte. Wir haben uns schon kurz auf der boot in Düsseldorf gesprochen und Du scheinst ja eine sehr spezielle Beziehung zu Deutschland zu haben. Wie ist das entstanden?

Ach, das kam einfach mit der Zeit. Mein erster Brieffreund/Fan, wenn man denn so sagen darf, kam aus Deutschland. Wir wurden gute Freunde und rufen uns immer noch zum Geburtstag an. Ich habe auch Deutsch in der Oberstufe genommen. Alle anderen nahmen Spanisch, Japanisch oder sonst was. Ich hatte schon ein paar deutsche Freunde wie Jürgen Hönscheid zum Beispiel. Die Sprache interessierte mich, also habe ich das Fach gewählt. Das war eine gute Entscheidung, den Windsurfen in Deutschland wurde sehr groß. 

Ja genau und in Deutschland hält sich Windsurfen sehr gut, auch jetzt noch.

Ja es ist ein großer Markt, auch im Kitesurfen.

Wie erklärst Du Dir das?

Nun ja, Deutschland hat eine große Wirtschaft und die Leute haben Geld. Die Deutschen sind auch gerne draußen, reisen gerne und sind auch abenteuerliche Leute. Auch schon vor 30 Jahren – wo immer ich war, ich habe immer Deutsche getroffen. Die haben Windsurfen einfach sehr gut angenommen, Windsurfen war und ist das „Surfen“ Deutschlands. Dieser „Cool-Faktor“ mit dem Board auf dem Dach, das kam in Deutschland enorm gut an in den 70ern und 80ern. Das hat den Sport groß gemacht. Auch Sylt oder Messen wie die ISPO und die boot in Düsseldorf haben enorm viel zum Wachstum des Sportes beigetragen. Das deutsche „SURF“ Magazin war auch sehr einflussreich.

Oh ja, das Magazin hat auch mich beeinflusst. Ich habe damals als junger Schweizer zugeschaut, wie ihr auf Maui am Meer gelebt und euren Sport gemacht habt. Das hat mich sehr inspiriert. Ich wollte unbedingt auch am Meer leben. Du warst letztes Jahr und davor auf der boot und davor?

Ach in den letzten 40 Jahren war ich sicher gut und gerne 25 Mal dort.

Wie war das damals?

Es war abartig, wie groß das war. Da waren zwei Hallen nur für Windsurfing. Mit allen Marken mit riesen Ständen. Da waren 25 große Windsurfmarken, nicht wie heute, wo wir drei bis vier sehen. Das war zu den Zeiten, als Neil Pryde 150.000 Segel pro Jahr verkauft hat und Gaastra in der Nähe von 200.000 Segel. Mistral verkaufte 80.000 Boards pro Jahr und BIC 100.000. Der ganze Umsatz der Branche jetzt ist etwa halb so groß wie der Umsatz einer Marke von damals. Es war einfach unglaublich groß das Ganze.

Also die SUP Branche kratzt nicht mal an solchen Zahlen.

Nein, nicht mal annähernd. Dann war da die zweite Halle, der „Türkische Basar“. Die war voll mit Ware zum Kaufen. Das war eine ganze Halle, das war unglaublich.

So das bringt mich jetzt wieder zu dem Thema, wie sich die Windsurfbranche selber ins Knie geschossen hat. Schau, wenn in der einen Halle die Top-Neuheiten präsentiert werden und neben an brandneue Ware, die aber nur ein Jahr oder weniger alt ist, zu Discountpreisen verkauft wird … wie soll das dann bitte funktionieren? Habt ihr so was nie diskutiert?

Naja, das Ganze ging alles sehr gut bis die Stückzahlen drastisch zurück gingen. Ich meine, Marken wie North Sails produzierten bis zu 40% „overstock“ nur mit dem Gedanken, dann auf der boot sofort in den Ausverkauf zu gehen. Für viele der dort ansässigen Marken war es wichtiger, einfach mehr zu verkaufen als die Konkurrenz. Margen schienen da keinen zu interessieren. Das hat sich natürlich geändert in der heutigen Zeit.

OK, dann bringen wir das zurück zum SUP, die Spieler sind ja plus minus immer noch die gleichen. Da habt ihr sicher eure Lektion gelernt?

Nun ja, wir (Naish) waren immer eher eine kleine Marke, ich konnte mir solche Eskapaden schon gar nicht leisten. Da war ich nicht konkurrenzfähig, weil mir da die Margen fehlen und weil ich ja auch gar nicht in Deutschland ansässig bin. Die anderen konnten immer gleich direkt an die Shops und Windsurfcenters liefern.

OK, ja so viele Marken sind entweder aus Deutschland oder haben den Haupsitz in Deutschland.

Genau das sind jene, mit welchen es sehr schwer ist zu konkurrieren. Schau dir Boards and More an. Die kaufen sich gerade in den Markt ein. An jeder Ecke und an jedem See …

Soll ich das echt so drucken?

Ja mir egal ist ja die Realität. Bei denen sind große Investoren im Hintergrund, die mit anderen großen Investoren konkurrieren. Die haben gesagt, wir verlängern die Lizenz für North nicht mehr und nennen das Ganze jetzt „Duotone“. Da wird gerade ein Millionenbudget investiert. Letzten Endes ist das Ganze nur ein Machtkampf zwischen Oaktree Capital und Emerin. Also wenn du momentan nach Deutschland oder an den Gardasee gehst, dort ist alles voll mit Duotone Bannern. Es sind immer iteressante Zeiten, wenn sich so etwas zuträgt. Das sind ganz große Spieler in der Branche und da geht es nur darum, wer den anderen schlägt. Solche Sachen sind aber oft nicht sehr nachhaltig, denn früher oder später will jeder Investor sein Geld zurück.

Wow … was da alles so in den Hinterräumen abläuft. Sag mal, wie siehst Du den ganzen Foilhype eigentlich? Das ist ein größeres Thema in diesem Magazin. Foiling ist momentan so dermaßen sexy, allen trieft der Speichel. Ich aber sage, Foiling ist doch auch etwas „overrated“?

Bei den Windsurfern wird oft schon von Anfang an „Highperformance“ Ware verkauft. Foiling ist für Windsurfer schon einfach zu erlernen, aber man muss nicht gleich mit einem Formel 1 Foil anfangen. Oft ist das Material auch zu teuer für den Einstieg. Gerade im Surffoiling schreien alle: „Foiling, foiling!“, aber Foilen ist schwer und der Markt ist klitzeklein. Der Foilmarkt ist schon so wie bei den Inflatables, es gibt schon zehn Mal mehr Produkte als Käufer.

Genau und alles ging so schnell. Mir kam es vor, als hätten alle schon eine „Mould“ gehabt und mussten die Dinger nur noch auf dem Markt pumpen.

Ja ich weiß, das ist nicht gut. Das führte schnell zu einem Überangebot. Die sind auch gar nicht so schwer herzustellen, wie man denkt und alle dachten, es ist das Größte überhaupt. Aber man vergisst eines: Du musst schon ein recht gutter Surfer sein, um Foiling zu lernen.

Ja so ist es, also egal auf was für einem Brett man unterwegs ist, man muss das schon beherrschen, bevor man sich einen Foil darunter schraubt.

Ja und man braucht Zeit, es zu erlernen. Maui ist voll mit Kindern von reichen Familien. Die brauchen nicht arbeiten gehen, die haben endlos Zeit, auf das Wasser zu gehen. Ich sehe auch Typen, die gar nicht so sportlich sind und die sind recht gut im Foilen, aber die haben sehr viele Stunden mit Üben verbracht. Also Foiling ist nicht so zugänglich wie SUP oder sonst was und das wird auch die Zahl der Kunden limitieren, die sich dann auch einen kaufen.

Dann sag mal: Wo siehst Du die Zukunft von Foiling? Also auf Maui hat der Foil dem Unlimited SUP ja schon einen argen Dämpfer versetzt.

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