Ein Thema das bestimmt einige von Euch interessiert. Vielen Dank an Gastautor Björn Twittmann.
Warum gibt es zum Thema Kompressionsbekleidung eigentlich keine klaren und eindeutigen Studien?
Im folgenden probiere ich das einmal kurz darzulegen – hier also mein (völlig subjektiver) Testbericht zu den Vertics Sleeves und Vertics Calfs:
Da ich schon in meiner Zeit als Student der Sportwissenschaften und auch danach an verschiedenen Studien zum Thema „Kompressionsbekleidung“ teilgenommen habe, ist mir der theoretische Hintergrund des Themas völlig klar – ebenso kenne ich die ganzen Diskussionen um das Thema.
Oftmals lauten die Resultate in etwa: „Die Probanden fühlen sich damit besser, aber die gemessenen Unterschiede sind wissenschaftlich nicht signifikant.“ Ätsch, das wars dann – wenn das Ergebnis nicht signifikant ist, ist es also vielleicht auch nur Zufall – so in etwa die Deutung der Wissenschaft.
Beim Skifahren oder Skitouren gehen würde ich allerdings niemals auf meine Kompressionssocken verzichten wollen – keine oder weniger kalte Füße, kein Brennen und das Wichtigste: ICH FÜHLE mich besser – ob ich dadurch aber auch messbar besser oder anders Ski fahre bezweifele ich dich sehr. Objektiv messbar ist das definitiv nicht.
Jetzt aber erstmal zu den VERTICS Produkten:
Inzwischen habe ich die Sleeves und die Calfs bei drei SUP-Rennen über jeweils ca. 12 Kilometer getragen, Belastungszeit jeweils ca. 80 Minuten.
Mit den Vertics bin ich NRW-Meister geworden zwei weitere Rennen ein Wochenende später habe ich ebenso gewonnen. Auch auf der Langstrecke bei den 11-Citys in Friesland konnte ich die Weekend Challenge für mich entscheiden.
Hätte ich die Rennen auch ohne Kompressionsbekleidung gewonnen? Wahrscheinlich schon – ich habe keine Vergleichswerte.
Warum trage ich dann die Vertics? Weil ich damit ein super gutes Gefühl an Armen und Beinen habe.
– im Rennen habe ich weniger Stress im Unterarm und nach dem Rennen fühlen sich meine Beine deutlich fitter an. Aus diesen Gründen bin ich wirklich begeistert von den Sleeves.
Damit der Effekt von Kompressionsbekleidung aber auch wissenschaftlich bewiesen werden kann, benötigt die Wissenschaft natürlich klare Zahlen und Fakten. Beispielsweise ein Test mit Vertics, ein Test ohne Vertics. Die sonstigen Testbedingungen müssen in jedem Fall identisch bleiben.
Und schon haben wir das Problem: Wenn ich annehme, dass sich die Vertics positiv auf mein Leistungsvermögen auswirken, werde ich ohne die Vertics in jedem Fall schlechter sein. Hier wird der Einflussfaktor „meine Psyche“ größer sein, als der Faktor Vertics.
Somit suchen wir uns ein anderes Testdesign: Echte Vertics und „Placebo“ Vertics (also Vertics ohne Funktion). Im Optimalfall haben auch die Leiter der Tests keinen Plan wann ich die echten und wann ich die falschen Vertics trage (Doppelblindstudie) – dies wird erst im Nachhinein geklärt. Problem ist hier: Wenn ich an einem Produkt mehr und an einem anderen Produkt weniger Kompression spüre, dann ist der Test nicht mehr objektiv – natürlich verfälschen sich meine Leistungen & Aussagen zu den Produkten – schon wieder kann ich das ganze nicht objektiveren.
Das war es aber leider noch nicht. Es gibt so viele weitere Probleme, welche bei Studien mit sich wiederholenden Tests zur Ausdauerleistungsfähigkeit entstehen: Wenn ich (bezogen auf das Paddeln) mehrmals die selbe Strecke oder die selbe Zeit paddeln soll, wird sich bei den späten Tests meine Motivation zum Erbringen von Leistung vielleicht verändern. Ich habe ggf. schlicht und ergreifend einfach irgendwann keinen Bock mehr auf diese Studie und werde langsame. Eventuell kann ich aber auch inzwischen besser mit der geforderten Strecke / Zeit umgehen weil sich so etwas wie ein Trainingseffekt einstellt oder ich mir die Strecke / Zeit besser einteilen kann – dann werde ich schneller. Vielleicht habe ich aber auch vor dem letzten Test etwas anderes gegessen / besser oder schlechter geschlafen / mehr oder weniger Stress im Beruf gehabt / oder was ganz anderes ist passiert, was meine Leistung beeinflusst und schon habe ich eine massive Abweichung von dem Test, welchen ich als nächstes absolvieren werde…
Alternativ könnte ich natürlich die Wettkampfstrecken noch einmal paddeln und die Zeit messen um einen Vergleich mit und ohne Vertics zu haben – geht nicht???
Natürlich nicht: Ohne Konkurrenz im Nacken bin in natürlich in jedem Fall langsamer. Es passiert eben so viel im Kopf, dass dies oftmals mit dem Material (oder der Bekleidung) nicht ausgeglichen werden kann.
Wenn ich einem Paddler für einen Wettkampf ein neues Paddel gebe und ihm sage, dass dies (bei gleicher Bauform) einige Gramm leichter ist als sein altes Paddel, wir der Paddler damit sicherlich motivierter im Rennen sein und somit vielleicht auch etwas schneller.
Anderes Beispiel: Gebe ich einem Triathleten einen neuen Aerohelm für den nächsten Wettkampf wird auch er durch den besseren Helm motivierter sein – und wohl auch schneller!
Wir behalten also im Hinterkopf: Ein geeignetes Studiendesign zu finden, mal ganz zu schweigen von geeigneten Probanden, ist gar nicht so einfach.
Mein Fazit zu den Vertics:
Ich fühle mich wirklich gut mit den Vertics und das aus meiner Sicht schon ein völlig ausreichender Grund, diese auch in Zukunft zu tragen! Es schadet weder mir noch jemand anderem – so viel ist klar. Ein weiterer Faktor, welcher nicht vernachlässigt werden sollte ist der kühlende Effekt mit nassen Vertics. Wenn es (zu) warum wird, kann ich beim Paddeln ein wenig Wasser an die Beine spritzen oder die Arme fix in das Wasser halten, schon sind die Vertics nass und ich habe einen angenehmen, relativ lang anhaltenden Kühleffekt.
Zum Author
Björn Twittmann ist Diplom-Sportwissenschaftler und Biologe, seit vielen Jahren selbst aktiv im ambitionierten Hobbysport unterwegs.
Früher war es auf zwei Rädern und zum Ausgleich auch mal an senkrechten Wänden.
Seit 2017 ist das Rad nun der Ausgleich zum Stand Up Paddeln, im Winter geht es nach wie vor gerne in die Berge und in den Schnee.
Die ersten SUP Wettkämpfe kamen 2018 (u.a. Deutsche Meisterschaft Platz 4 Senioren, Platz 17 Gesamt und Landesmeister NRW in 2018 und 2019).
Neben seinen eigenen sportlichen Aktivitäten hat er auch viele Jahre lang diverse Profi Mountainbike Teams betreut, darunter waren Deutsche Meister, Südafrikanische Meister und ebenso Weltmeister. So konnte er einen noch viel tieferen Einblick in die Welt des Profisports erlangen.