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SUP ist dank Flatwater Rennen populär geworden. Die Leute, die bei Rennen vorne dabei sind, sind die bekannten Gesichter im Sport und bekommen den ganzen Hype zu spüren, national wie international. Dass der Sport eigentlich vom Surfen her kommt, scheinen die Meisten schon vergessen zu haben. Wer sich im Sport einen Namen machen will, der geht besser an die Rennen, anstatt mit den Wellen zu spielen. Die meisten SUP Athleten sind sowieso von Natur aus Surfer und das Paddeln von Rennen eigentlich mehr oder weniger eine Zugabe, denn für SUP Surf Contests scheinen sich, trotz des Surf-Hypes, die Wenigsten zu interessieren. Warum ist das so? Surfen (Wellenreiten) ist schon längst im Mainstream angekommen, da müsste man eigentlich meinen SUP Surfer zu sein ist zigmal cooler als jedes Wochenende über einen anderen See zu ackern. Warum konnte sich SUP-Surf außer bei der ISA nicht weiter etablieren? Genau diesen Fragen sind wir zusammen mit Sean Poynter nachgegangen. Sean selber ist angefressener Surfer und einer der ganz Wenigen, die es geschafft haben, nur aus SUP-Surfing eine Karriere zu machen. Als Starboard Teammember bereist Sean die Welt auf der Stand Up World Tour und surft namhafte Wellen überall auf dem Globus – das war aber nicht immer so.
Stand Up Magazin [SUM]: Aloha Sean! Vielen Dank, dass wir uns treffen konnten.
Sean Poynter [SP]: Sehr gerne.
Erzähl uns doch mal kurz von deinem sportlichen Hintergrund.
Ich bin aus dem Surfsport zu SUP gekommen. Ich wuchs an der US Ostküste auf im Norden von Florida. Damals war ich aktiv in der WQS dabei (anm. d. Red.: World Qualifying Series – Qualifikations Tour im internationalen Surfsport um sich für die Pro-Tour der Top 44 Surfer der Welt zu qualifizieren). Ich war im Surfteam von Volcom und verbrachte meine Zeit im Winter an Oahu’s North Shore. Als dann aber in 2008 die US Wirtschaft praktisch über Nacht zusammenbrach, hatte das auch Auswirkungen auf mich. Volcom und viele andere Marken begannen ihre Teams zu verkleinern und ich wurde dann so quasi entlassen.
Wie du mir schon früher erzählt hast, hast du dich aber nicht klein kriegen lassen und konntest deine Karriere mit SUP weiterführen. Wie ging dieser Wechsel für dich vonstatten?
Ich entschloss mich in 2009 von der Ostküste an die Westküste zu ziehen und nur 3 Monate vor meinem Umzug hat ein Kollege mich auf SUP aufmerksam gemacht. Erst als ich dann aber am Battle of the Paddle war, sah ich, dass SUP ein Sport ist und nicht nur eine Freizeitaktivität. Da wo ich wohnte, sah man selten SUPs und wenn dann nur zum Cruisen. Mein eigentlicher Grund, warum ich nach Kalifornien ging, war aber nicht SUP, sondern weil ich mich ins Epizentrum der internationalen Surfszene und Industry begeben wollte. In Kalifornien angekommen, begab ich mich auf die Suche nach neuen Sponsoren, was aber nicht sehr einfach war. Ich bekam viele Absagen. Mein Kollege in Florida meinte zu mir ich solle es mit Stand Up Paddling versuchen und wies mich auf das grosse Rennen in Dana Point hin. So ging ich dann also zum Battle of the Paddle und konnte kaum glauben was ich sah: Da war so viel positive Energie und Enthusiasmus für den Sport wie ich es beim Surfen nie erlebt habe. Kurz um: Ich war begeistert.
Bist du enttäuscht, dass SUP Surfing nicht annähernd das Interesse der Öffentlichkeit bekommt wie SUP Racing?
Enttäuscht würde ich jetzt nicht unbedingt sagen. Ich denke das liegt einfach daran, dass der Sport noch relativ neu ist und viele Leute auch im Landesinneren auf Binnengewässern Paddeln gehen. Ich denke das liegt einfach in der Natur der Sache und Surfen ist ja auch nicht unbedingt ein einfacher Sport.
Hast du das Gefühl, dass Surfer und die Surf Insdustry SUP Surfing noch nicht ganz akzeptiert haben?
Ja ich denke schon, gerade wenn ich irgendwo ins Lineup paddle, gibt es immer wieder böse Blicke oder Kommentare. Was ich an solchen Momenten dann
immer mag, ist, wenn ich die Leute im Wasser mit meinem Surfen von ihren Vorurteilen befreien kann. Hinterher sprechen mich die Leute dann an und erzählen mir, dass sie keine Ahnung gehabt hätten, dass man mit einem SUP auch so surfen kann.
Wie haben deine Pro Surfer Kollegen reagiert als du Pro SUP Surfer wurdest?
Ja da gabs schon ein paar Kommentare in denen einige meinten, was das den solle. „Du machst was?“ meinten einige. Aber eigentlich war ich es auch selber. Ich bin ein sehr offener Mensch und ich wollte weiterhin an Wettkämpfen mit hohem Niveau antreten und ich wollte das mit einem Surfbrett unter meinen Füßen. Auch ich musste mich erst daran gewöhnen, dass das nun mit einem Stand Up Board geschah. Das dauerte schon ein paar Monate um mich daran zu gewöhnen, dass ich jetzt ein Stand Up Paddler war.
Paddelst du manchmal ins Lineup und wünschst dir, du wärst auf einem Shortboard?
Nicht mehr, aber am Anfang dachte ich das schon manchmal. Als ich draußen ankam und ich mich wunderte was die Leute wohl denken oder weil ich auch noch nicht so gut war oder ich ein schlechtes Brett hatte. Aber jetzt nicht mehr, weil ich ja auch noch dazu lernen will.
Du vermisst also auf keinen Fall dein 5’10“er?
Nein, ich surfte viele 5’10“ Surfboards in meinem Leben, ich vermisse das nicht.
Du bist also ein reiner SUP Surfer. Hast du manchmal nicht das Gefühl, dass du eine Karrierechance verpasst dadurch, dass du an praktisch keinen Rennen teilnimmst?
Hm … ja … das höre ich oft. Mein Coach meint öfters zu mir, dass ich an SUP Rennen teilnehmen soll. Es ist ja nicht so, dass ich nie an Rennen gehe und ich bin auch ganz gut, ich wette wenn ich mehr trainieren würde, könnte ich es bestimmt weit bringen. Ich sehe einfach nicht genug Befriedigung in SUP Racing. Ich reise nach wie vor sehr viel, ich sehne mich aber nicht noch mehr unterwegs zu sein um mit einem 12’6“er Raceboard kreuz und quer über den Erdball zu reisen. Ich sehe meine SUP Karriere neben dem Surfen auch im Freizeitpaddeln in Form von Workshops und so weiter.
Wenn wir uns mittlerweile das Niveau im SUP Surfen anschauen, seid ihr Jungs eigentlich gleich auf mit „normalem“ Surfen, was technische Manöver angeht. Surfen ist mittlerweile im Mainstream angekommen und eine Multimillionenindustrie und trotzdem: SUP Surfing konnte von dem nicht profitieren. Warum denkst du ist das so?
Der Sport ist noch neu, sehr neu. Die meisten Leute die auf einem SUP stehen, waren noch nie am Meer, Leute die den Sport neu ausprobieren machen das auf einem Binnengewässer. Ich denke aber für viele ist das ultimative Ziel das Meer, es ist also nur eine Frage der Zeit.
Das macht Sinn, aber was ist mit den ganzen Küstenregionen? Die führenden Leute im Surfen kommen alle aus Australien, Hawaii, Kalifornien und Brasilien. Was ist mit diesen Regionen?
Schwierig zu sagen. Vielleicht hat es etwas mit dem Stigma von SUP Surfern zu tun. Viele Surfer sind extrem „core“ und steigen nicht um. Dann komme ich wieder auf meinen ersten Punkt zurück: Die Leute, die ihre erste Erfahrung mit einem Brett auf dem Wasser machen, kommen nicht sofort zum SUP Surfen. Und die, die schon surfen sind äh … so …
Anti?
Ja genau, die sind Anti SUP Surfen und würden nie umsteigen. Mit ein Grund dafür ist bestimmt auch, dass die Wenigsten bis jetzt erkannt haben, dass man auf der Welle mit einem SUP Surfer genau so viel machen kann wie mit einem normalen Surfboard.
Für wie möglich hältst du es, dass SUP Surfing eines Tages ein Teil der ASP (Verband der Profesionellen Surfer) wird?
Ich denke, das ist durchaus eine Möglichkeit.
In was für einem Zeitraum wäre sowas denkbar? Was meinst Du?
Hm … das ist natürlich schwer zu sagen aber 5 Jahre könnten durchaus passen. Es gibt schon heute Verbindungen, wie zum Beispiel am SUP Showdown wo die ASP schon am Rande mit dabei ist. Ich denke ein gewisses Interesse ist vorhanden aber einen Zeitraum lässt sich hier sehr schwer voraussagen. Aber es gibt schon einige Organisationen welche sich für den Sport interessieren, auch Organisationen, aus dem Kajaksport und natürlich auch die ISA. Denn der Sport wird olympisch werden.
Ich bin froh, dass du das erwähnst, denn wenn SUP olympisch wird, dann ganz offensichtlich mit SUP Rennen. Würde das dann deine Meinung ändern und du würdest auch mehr für SUP Rennen trainieren?
So wie ich das verstehe, wird, wenn SUP olympisch wird, auch Surfen dazugehören.
Wie stellst du dir das vor?
Wavepools.
Du denkst also surfen ohne SUP wird dann auch olympisch sein?
Ja, 2020. Lass uns das hoffen.
Wir hoffen!
Natürlich gibt es viele Spekulationen, einige meinen 2020 andere schon 2016 oder ganz sicher in 2024. Wir werden halt einfach sehen müssen.
Nur um hier ganz sicher zu sein: Du sagst, wenn SUP als Paddelrennsport olympisch wird, dann wird SUP Surfen automatisch auch olympisch?
[Pause] Ja.
Das finde ich überraschend.
Nun ja oder auch 4 Jahre danach.
Spontaner Themenwechsel: Denkst du, da es so viel einfacher ist Wellen mit dem SUP zu erwischen, mehr Leute in den Wellen sind, auch wenn sie dort nichts verloren haben?
Oh ja garantiert, ich sehe viel mehr Anfänger auf SUPs an Wellen, an denen man früher keine SUPs gesehen hat.
Kennst Du Surfspots an welchen SUPs nicht erlaubt sind nicht von Gesetzes wegen sondern weil die Locals das nicht erlauben?
Oh ja. Kalifornien ist voll mit solchen Spots wo man sich als SUP Surfer besser nicht hintrauen sollte. Aber manchmal gehe ich auch extra gerade deshalb an Spots wo SUP nicht so populär ist. Einfach um den Surfern zu zeigen, was mit dem SUP alles möglich ist.
Meinst du es hat auch damit zu tun, dass die Surfer einfach Angst haben die SUP Surfer würden ihnen alle Wellen wegnehmen?
Oh ja absolut, keine Frage. Das ist genau der Punkt. Lustigerweise ist mir letztes Jahr auf Maui das umgekehrte passiert. Ich war an einem Spot mit meinem Shortboard und ein SUP Local hat mir eine Rede gehalten.
Höchst interessant, was hatte der zu sagen?
Er meinte er wäre an allen anderen Spots vertrieben worden und hätte nun endlich eine Welle gefunden wo die SUP Surfer unter sich sein können. Dies würde er sich bestimmt nicht von einem Surfer verderben lassen. Und … irgendwie hatte ich Verständnis dafür. Umgekehrterweise gibt es halt einfach viele, die mit dem SUP in die Wellen gehen und nicht wissen was sie tun. Ein so großes Brett und ein Paddel kann auch sehr schnell zur Gefahr für andere werden.
Vielen Dank Sean für dieses Gespräch.
War mir eine Freude.
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