Zum Auftakt der 2014 ISA Stand Up Paddle World Championships:
Wir erinnern uns als Petra Offermanns, Normen Weber und Mortiz Mauch Deutschland letzets Jahr in Peru für Deutschland dabei waren. (Erstveröffentlichung im Stand Up Magazin 2.1 Frühjahr 2013)
In 2013 hatte Deutschland erstmals ein Team an der ISA Stand Up und Paddleboard Weltmeisterschaft in Miraflores, Peru.
Das Team bestand aus Youngstar Moritz Mauch, amtierender Deutscher Meister im SUP Surfing, Normen Weber, Sieger der NP 4 Lake Trophy und amtierender Deutscher Indoor Meister sowie Petra Offermanns, 2. bei den Deutschen Meisterschaften und 4. in den Europäischen Long Distance Rankings. Moritz sollte in der Disziplin SUP Surfing starten und Petra und Normen im SUP Racing (22 km Long Distance Race und 5 km Technical Race). Die beiden Münchner Normen und Petra hatten es jedoch schwer in der Vorbereitung, München war seit Jahresanfang verschneit, es herrschte strenger Dauerfrost mit bis zu -15°C und viele der Seen waren zugefroren. Der Exildeutsche Moritz hatte es da auf den Kanarischen Inseln besser.
Das Team reiste am Freitag vor dem Event an. Gleich nach der Landung begannen die Probleme, die sich wie ein roter Faden durch den Trip ziehen sollten.
Die Boards und Paddels von Moritz und Petra kamen gar nicht an, Normens Board (ein Core Inflatable) kam an, aber es war durch den Flug beschädigt.
Vom Flughafen Lima aus fuhren sie nach Miraflores, einem schönen Vorort direkt am Meer mit einer beeindruckenden felsigen Küstenpromenade und einer wunderschönen historischen Altstadt. Nach dem Check-In ging es an den Strand, wo das Team vom 27°C warmen Wetter und einem beeindruckenden Pazifik Swell begrüsst wurde.
Normen hatte glücklicherweise noch ein Ersatzboard dabei, welches aber mit nur 24“ Breite bei dem großen Swell sehr schwierig zu paddeln war, zudem gingen am ersten Tag auch gleich beide Finnen kaputt. Da saßen die drei vom deutschen Team also ohne Material am steinigen Kiesstrand von Miraflores. Naja, wenigstens konnten sie sich an der Sonne bräunen.
Am nächsten Tag stand die Eröffnungszeremonie auf dem Plan, ein Einmarsch der 23 Nationen durch das historische Stadtzentrum von Miraflores um den Parque Kennedy. Das Deutsche Team hatte – anders als Australien oder die USA – kein wirkliches Teamoutfit, aber mit ein paar Flaggen, Aufnähern, Fussball-Fanschminke und Petras schwarz-goldener Adidashose sahen sie doch ganz präsentabel aus. Der Umzug endete an einer großen Tribüne im Herzen der Altstadt, wo jedes Land Sand von seinem „Heimatstrand“ in eine grosse Glasschüssel schüttete, was das friedliche Miteinander symbolisieren sollte. Petra und Normen hatten anstelle von Sand Steine aus der Isar in München mitgebracht. Es war eine sehr schöne emotionale Feier und die Spiele wurden nach diversen Reden und dem Eid für eröffnet erklärt.
Nach der Zeremonie machten sich die drei auf, um sich nach den Boards zu erkundigen, was sich in Peru allerdings als recht schwierig erwies. Leider gab es keine News am Flughafen, und so musste Moritz am Montag mit geliehenem Board und Paddel antreten. Er erzählte: „Mein Board kam fünf Tage verspätet an und ich konnte mich leider deswegen nicht wirklich einfahren. Ich lieh dann ein Brett von Sean Poynter aus, welches ich im ersten Heat zum ersten Mal fuhr. Es fühlte sich allerdings ganz anders an und ich brauchte einige Zeit, um mich daran zu gewöhnen. Ich hatte dann eine gute Welle und ging somit in die Repercharge.“ Der Heat war für Mittwoch angesetzt und sein Board kam tatsächlich gerade rechtzeitig an.
Von Petras Board gab es nach wie vor keine Spur, sie konnte am Dienstag leider nicht am Long Distance starten. Sie erzählte: „Vielleicht hätte ich mir irgendein Board leihen können, aber ich hatte ja auch kein Paddel und keinen Camelbak – und 22 km im Meer mit einem falschen Paddel und ohne Getränke, das wäre dann doch etwas zu schwierig gewesen.“
Auch Normen hatte kein Glück: Sein frisch repariertes Board war erneut kaputt gegangen, diesmal aber unreparabel. Es war einfach ungeeignet für das raue Meer. So ging er auf gut Glück vor dem Rennen an den Strand und fand ein 12’6“ NSP Board, welches er ausleihen konnte. Er startete damit, ohne es je vorher gepaddelt zu haben. Er sollte das Rennen als 16. beenden – nicht schlecht für sein erstes Rennen im Meer.
Das Rennen war ziemlich verrückt, der Swell war groß, man musste sich durch hohe Dünungswellen hinauskämpfen. Drei Runden à 7 km galt es zu paddeln, mit jeweils drei Bojen am Ende, um die man im BOP-Style surfen musste. Es war also eine Mischung aus einem BOP-Style Beach Race und einem Langstreckenrennen. In der dritten Runde zogen dann dicke Nebelschwaden auf, sodass man kaum etwas sehen konnte. Dieser Nebel sollte den ganzen Event begleiten. Da die Wassertemperatur in Peru um einiges kälter ist als die Luft, findet man an der Küste sehr viel Nebel. Das hat aber auch was Gutes, denn die perfekten Spots weiter nördlich sind nicht allzu bekannt und deshalb relativ leer; einfach deswegen, weil es nie wirklich gute Bedingungen zum Fotografieren gibt und sie darum in den Surfmagazinen selten auftauchen.
Nach dem Rennen ging es in den exklusiven Waikiki Beach Club, zu dem die Rider mit ihren orangefarbenen Bändchen Zutritt hatten. Normalerweise kostet die Mitgliedschaft 100.000 US$ (!). Dafür bekommt man einen wunderschönen Pool mit Meerblick, bequeme Liegestühle, super Essen zu günstigen Preisen und gepflegte Duschen und Umkleiden. Frauen können diesem Club gar nicht beitreten , sie brauchen einen Mann, der Mitglied ist, Kinder von Mitgliedern zahlen „nur“ 40.000 US$.
Am Mittwoch standen die Repercharge Heats auf dem Programm. Moritz erzählte: „Kurz bevor mein Heat startete, kam mein Brett an und ich konnte mich noch kurz einfahren. Es verlief gut, ich hatte ein paar sehr gute Wellen und ging mit gutem Abstand in Führung und somit in die nächste Runde. In dieser Runde hatte ich mit Collin Mc Philips einen sehr starken Gegner, kam aber knapp weiter.“
Beim Qualifying für das Technical Beach Race am Donnerstag handelte es sich um drei Runden Dreieckskurs mit mehreren Turns um Bojen. Man musste zuerst hinaus aufs Meer paddeln, einen Turn machen und dann mit den Wellen wieder zum Strand zurücksurfen. Dann folgten vier weitere Turns, bevor man wieder rauspaddeln musste. Der Swell war gross, die Wellen erreichten teilweise über zwei Meter. Normen tat sich mit wenig Erfahrung im Meer schwer mit diesen Wellen und auch sein NSP Board war nicht wirklich wellentauglich – er wurde letzter. Sein Kommentar: „Ich habe meinen letzten Platz auf Teufel komm raus verteidigt, auch wenn das mehrere Waschgänge beinhaltete. Auf jeden Fall brauche ich heute nicht mehr zu duschen!“
Moritz hatte an dem Tag seinen Heat in der 3. Runde der Repercharge, dort hatte er drei sehr starke Gegner und wurde knapp Vierter. Das Fazit von Moritz: „Die Bedingungen waren in fast allen Heats sehr schwierig, da es wenige gute Wellen gab und diese oft wenig Druck hatten. Schlussendlich war es trotzdem eine sehr schöne Erfahrung und ich hoffe nächstes Jahr wieder dabei zu sein.“
Da die Herren und Damen beim Technical Race diesmal getrennt starteten, konnte Petra das NSP Board von Normen ausleihen. Die Damen standen gegen 16 Uhr startbereit aufgereiht, Petra mit dem NSP und einem viel zu langen Fanatic Paddel, und blickten in freudiger Erwartung auf die zwei Meter großen Wellen, die tolle Surfabschnitte garantieren sollten. Das Rennen wurde dann jedoch aus Sicherheitsgründen auf den nächsten Tag verschoben. Petra hoffte, dass sie dann mit ihrem eigenen Brett starten könne, kam aber erneut mit leeren Händen vom Flughafenausflug zurück.
Also trotz eines gewonnen Tages immer noch kein Board für das Technical Race für Petra. Sie hatte nach dem Rennen mit Normen und Charlie diskutiert, die beide auf dem NSP Pintail unterwegs gewesen waren, und beide hatten ihr gesagt, dass das NSP in den Wellen nicht wirklich funktioniert. Wegen des geringen Volumens im Tail sei es sehr schwierig Wellen zu erwischen, und selbst wenn man eine Welle bekomme, könne man es kaum steuern und in der Welle halten.
Für den nächsten Tag waren 5-6 Fuss angesagt. Petra fand die Aussicht, das Technical Race mit dem NSP zu paddeln, nicht so prickelnd und beschloss am Morgen vor dem Rennen auf Boardsuche zu gehen. Sie fand bei den Surfschulen am Strand ein Starboard 11’2×30“ Funboard, das würde zwar mühsam zu paddeln sein, aber wenigstens Spass auf den Wellen bereiten. Leider nahm der Swell pünktlich zu Rennbeginn bei Lowtide stark ab. Die Organisatoren hatten das wohl extra so geplant, damit die Damen die kleinsten Wellen haben sollten.
Petra erzählte: „Leider wurde der Swell zu Rennbeginn wieder kleiner und so war das breite Funboard in Runde 1 und 2 sehr mühsam zu paddeln. Trotzdem konnte ich Anschluss an das Ende des Feldes halten (alle anderen Paddlerinnen waren auf 12’6“-er Raceboards unterwegs). In Runde 3 und 4 kamen wieder ein paar schöne Sets rein, ich erwischte zwei super Wellen und holte auf. Schlussendlich hätte ich nur eine weitere Paddlerin überholen müssen, um es ins Finale zu schaffen. Schade, aber es hat trotzdem Spass gemacht.“
Das Beste kam dann abends zurück in der Unterkunft: Pünktlich zur Schlusszeremonie kam ihr Boardbag mit Paddel in der Lobby an… .
Am letzten Wettkampftag, dem Samstag, standen dann die Finalläufe und die Team Staffel auf dem Programm. Das deutsche Team fungierte hier jedoch nur noch als Zuschauer. Nach der Staffel fand die feierliche Siegerehrung mit Nationalhymnen und der Abschlussparty im Waikiki Beach Club statt. Insgesamt belegte das deutsche Team den 19. Rang, was angesichts der Umstände nicht schlecht war. Trotz der vielen Pannen war es ein super Event, an dem alle drei gerne nochmals teilnehmen würden. Gespannt sind alle auf die Bekanntgabe der Location für 2014.
Schliesslich hieß es Koffer packen. Moritz blieb noch einen Tag zum Surfen und flog am Montag auf die Kanarischen Inseln weiter, Normen übte noch zwei Tage auf dem 12’6“x24“ Inflatable in den Wellen und Petra flog am Sonntag mit ihrem Freund nach Cusco.
Normen (Core, Lavacore), Moritz (Starboard) und Petra (Fanatic, ION, munich-sup) möchten sich bei ihren Sponsoren und dem Deutschen Wellenreitverband, insbesondere bei Thorsten Kegler, bedanken. Ohne sie wäre diese Reise nicht möglich gewesen. Ein Dank geht auch an alle, die die Reise andersweitig unterstützt haben.
Text und Fotos: Petra Offermanns