SUP Spot Report Frankreichs Südwesten

Stand Up Magazin Leser Jürgen Hüner war mit dem SUP in Frankreich unterwegs und schickte uns netterweise seine Erfahrungen von der Antlantikküste:

AQUITANIEN

Ein lautes „Platsch“ schreckt mich auf. „Es gibt in Frankreich keine Krokodile“, beruhige ich mich,
sehe dann, als ich näher komme, Sumpfschildkröten, die auf einem Baumstamm in der Sonne sitzen und sich nun ins Wasser fallen lassen..
Ich bin auf dem Courant d’ Huchet, dem „Amazonaie Landaise“, mit dem SUP-Board unterwegs.
„Stehpaddeln“ ist etwas übertrieben, denn oft muss man knien oder sich sogar auf´s Brett legen, weil Büsche und herabhängende Bäume nur einen engen Durchschlupf zulassen.
sunsetDie La Cote d’Argent“, dieser fast 200km lange Strand zwischen der Girondemündung und Biarritz, ist für SUP-er nicht nur wegen der Atlantikwellen interessant. Gerade „unser“ Abschnitt der „Silberküste“,Saint Girons Plage, etwa auf halber Strecke zwischen Mimizan und Hossegor, bietet alle Möglichkeiten, auf dem SUP Spaß zu haben: einen See, zwei Flüsse mit einer faszinierenden Flora und Fauna und natürlich den Atlantik.
Wir sind bei Castets auf dem Flüsschen Palue gestartet. Nach einer guten Stunde kommt man wieder in die Zivilisation, denn der Lac de Leon ist touristisch gut erschlossen, es gibt Surf- und Segelschulen, vor allem aber auch Restaurants, um wieder Kraft für die nächste Etappe zu schöpfen. Der Lac de Leon ist nämlich der einzige der vielen Strandseen, der noch durch den Courant d`Houchet mit dem Atlantik verbunden ist. Wenn man die Flut erwischt – Tidenkalender lesen!!- ist auch auf dem letzten Stück noch ausreichend Wasser unter der Finne. Bei Ebbe kann es im letzten Abschnitt, wenn der Fluss durch die Dünen „mäandert“, kritisch werden.
Eine weitere Paddelmöglichkeiten gibt es auf dem Courant de Contis, Man steigt zwischen St. Julien en Born und Lit et-Mix ( ausgeschildert ) auf´s Brett, kommt nach ca. 1 1/2 Stunden in Contis an der Pont Rose ( Kanustation ) an. Die Weiterfahrt bis zum Meer ist hier nicht empfehlenswert, das Flüsschen ist auf dem letzten Kilometer einbetoniert.
Wildwasserfans müssen etwa eine Stunde Richtung Pyrenäen fahren, finden dann bei Oloron Sainte-Marie ( Gave d´Oloron ) oder St.Jean Pied-de-Port ( Nive ) ihren Spielplatz.
Soviel Positives hat natürlich auch Nachteile: im Gegensatz zu Hossegor oder Biarritz gibt es in dieser Gegend keine Kneipenszene, große Hotels oder Discos. In Cap de l´Homy und St. Girons Plage wohnt man auf dem Campingplatz unmittelbar an der Düne -vom Bett auf´s Brett- oder man mietet, wenn ausreichend Kleingeld da ist, eins der Landhäuser auf der Düne oder im Hinterland.

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Ohne den Ingenieur Nicolas Brémontier, der Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag Napoleons diese
bis dahin lebensfeindliche Gegend -sumpfige Heide und große Wanderdünen- „zähmte“, gäbe es dieses Ferienparadies aus endlosen Pinienwäldern und Meeresrauschen nicht. Mehrere Meter hinter dem höchsten Punkt der Flut wurden damals Bohlenpalisaden errichtet, an denen sich der Sand verfing und allmählich eine etwa 10 – 15m hohe Küstendüne aufstaute. Das darauf wuchernde Sandgras hält bis heute durch das Wurzelwerk die Düne zusammen. Dahinter wurden Pinien und Korkeichen gepflanzt – sie bilden mittlerweile das größte zusammenhängende Waldgebiet Frankreichs – den Regionalpark Foret des Landes“.
Der stetige Westwind, der früher die Wanderdünen „antrieb“, biegt heute nur noch die Bäume zu Phantasiegebilden.
An diesem Küstenabschnitt zwischen Contis und Moliet reiht sich eine Sandbank an die nächste, kein Wunder also, dass sich hier auf den Campingplätzen sehr viele Surfcamps angesiedelt haben.
Wenn man aber bereit ist, ein paar Minuten durch den Wald zu wandern und dann erst über die Düne zu gehen, hat man „seinen“ Surfspot für sich allein. Wir hatten ein „Inflatable-SUP“ dabei; -mit dem Rucksack waren auch kurze Strecken per Rad kein Problem. Es gibt ein wirklich phantastisches Radwegenetz unmittelbar hinter der Küstendüne im Wald, so dass man auch
Surfstrände, die etwas weiter weg sind, problemlos aufsuchen kann. Auch die traditionellen
Märkte in Leon oder Lit et-Mix -hier kann man Spezialitäten aus dem Baskenland, Wein und

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Armagnac probieren- sind mit dem Rad problemlos erreichbar. Alternativen zum Wassersport gibt es natürlich auch: Hochseilgärten gibt es bei Moliets ( Adrénaline Parc ) und Contis Plage ( Jungle
Parc ), Entspannung/Fitness findet man in Dax ( centre aquatique/ Saint-Paul-les-Dax ).
Überall sieht man hier eine hohe, halbkreisförmig gebaute Mauer, die sog. „Fronton“. Man spielt hier eine Art „Squash“, das „Pelote Basque“. Der kleine,harte Ball wird mit der bloßen Hand, einer Art Handschuh ( chistera ) oder einem Holz- oder Korbschläger ( pala/xare ) abwechselnd gegen die Mauer geschlagen.
Der Atlantik ist natürlich nicht das Mittelmeer, das Wetter kann auch im Sommer schnell
„umschlagen“ und windiger werden. Bei auffrischendem West- oder Nordwestwind werden die sonst schön regelmäßig hereinrollenden Wellen schnell chaotisch, erinnern dann eher an die Nordsee.
Dann lohnt es sich, den Kite aus dem Kofferraum zu holen; aber das sind im Sommer
eher Ausnahmetage.
Abends geht man essen – es gibt im Hinterland einige durchaus empfehlenswerte Restaurants:
In Uza ( von Lit-et Mixe etwa 5km weit ins Landesinnere ) „le Cottage“ oder bei Saint-Julien-en Born das „Entrecote“. Sie sehen, es lohnt sich, eine detailgenaue Landkarte ( 1: 50.000? ) zur Hand zu nehmen.
Auch in den kleinen Dörfern, die etwas weiter im Landesinneren liegen, werden abends die „Bürgersteige hochgeklappt“. Wer etwas „Nachtleben“ schnuppern möchte, muss bis Mimizan, Hossegor, oder auch bis Biarritz fahren.
Zum Saisonende wacht diese Region allerdings etwas auf: Ende August gastiert in Hossegor
regelmäßig der Surf-Weltcup ( in diesem Jahr waren es die Damen, der Herrenwettbewerb fand in Lacanau statt ), der dann für einige Tage „Party“ für Hossegor bedeutet.
In den größeren Ortschaften Mont-de-Marsan und Dax herrscht Anfang/Mitte August „Ausnahmezustand“.
.Das Baskenland feiert dann jeweils eine Woche lang „sein“ Fest ( FERIA ) mit Stierkämpfen und einer Variation „landaise“, bei der der Stier nicht umgebracht wird, sondern mehr als „Turn-Hindernis“ dient. Die „Recortadores“ überbieten sich mit akrobatischen Sprüngen und Hechtrollen über den heranstürmenden Stier – sehenswert!
Ein abendliches „Muss“ ist der Sonnenuntergang. Ganz egal, ob am Hauptstrand mit Applaus ( wirklich! ) oder zu zweit mit Rotwein und Käse in den Dünen – ganz großes Kino.

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Fotos und Text: Jürgen Hüner

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