SUP-Boardshapes – mit Werner Gnigler, Boardshaper von JP-Australia

Welche Shapedetails bei SUP Boards sind für welche Fahreigenschaften verantwortlich? Einige Formen sind recht augenscheinfällig und andere, wie zum Beispiel die Bodenkurve („Scoop-Rocker-Linie“) sind nur für Fachleute richtig zu deuten. Doch am Ende bringt ein ganzheitliches Shapekonzept die Harmonie in ein SUP Board. Wir bringen Licht ins Dunkel von Outline, Heckformen, Rails, Unterwasserschiff und Scoop-Rocker-Linien.

Outline
Die sogenannte Outline ist die Aussenschiffslinie von einem SUP Board. Die wichtigsten Merkmale dieser Outlines sind die Platzierung der breitesten Stelle (gemessen vom Heck des Boards) und der Form der Outline.

JP-Australia_SUP-Shapes

Werner Gnigler erklärt uns einige Merkmale heutiger Outlines von SUP Boards:

Wenn die breiteste Stelle vom Board näher zum Heck hin platziert wird:
„Das ist oftmals ein Merkmal für eine gute Eignung in kleinen Wellen und für schnelle Turns.
Genauso unterstützt es, in schnellen Wellen den Speed in Wellenritten beizubehalten.“

Eine eher gerade Outline macht das Board:
„Eignet sich gut für große Wellen, wenn Du längere Turns machst und eine maximale Kontrolle brauchst.

Schmalere Boards sind etwas für:
“Sind definitiv etwas für fortgeschrittene Paddler und für den Einsatz in großen Wellen und nichts für Paddler, die in diesen Sport einsteigen.“

Je breiter das Board ist, desto:
“Desto kippstabiler ist es, einfacher zu paddeln und leichter wird es genauso Wellen zu überqueren.“

Je kürzer ein Board ist, desto:
„Desto besser dreht es!“

Das Heck
Der Begriff “Heck” bezeichnet die Form des Hecks, oder präziser ausgedrückt, die Outline („Aussenschiffslinie“) des Hecks. Im weiteren Sinne, gehört das Heck zur gesamten Outline des Boards. Die häufigsten Formen sind Pintails, rounded Pintails, Squaretails, Squashtails, und Exoten sind Smallowtails und andere.

Werner Gnigler gibt uns einige Statements zu verschiedenen Heckformen von SUP Boards:

Squaretails und Squashtails, aber auch Rounded Pintails sind für welchen Einsatz gedacht?
„Meistens für breitere Boards. Solche Boards verlangen nach einem dementsprechenden Heck, welches sich in so ein Gesamtkonzept problem integrieren lässt. Meistens werden Rounded Squaretails geshaped.

Klassische Pintails und Rounded Pintails sind bei welchen SUP Boards häufig zu finden?
„Diese Heckformen finden sich häufig bei Boards, die in größeren Wellen gefahren werden. Sie verlangen nach einem schmaleren Heck, also nach einem klassischen Pintail –wenn nicht gar „Gun“-Pintail.

Scoop-Rocker-Line („Bodenkurve“)
Die Scoop-Rocker-Line bezeichnet die Form der Mittelschiffslinie des Unterwasserschiffs vom Board.

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Werner Gnigler gibt uns einige Statements zu verschiedenen Scoop-Rocker-Linien von SUP Boards:

Die Aufbiegung der Scoop-Rock-Linie zur Nase hin, nennt man “Scoop”, und wird in Zentimetern ausgedrückt.
Je größer der Scoop ist, desto:
“Desto geringer ist die Gefahr, das die Nase vorne einsticht, was insbesondere in Wellen passieren kann. Auf der anderen Seite verringert ein zu großer Scoop einen geringeren dynamischen Auftrieb.“

Also, wenn der Scoop nur gering ausfällt?
„Dann kann das Board einspitzeln!“

Die Aufbiegung der Scoop-Rocker-Linie zum Heck hin, nennt man “Rocker”, und wird in Zentimetern ausgedrückt.
SUP Boards mit einem nur geringen oder keinem Rocker, sind:
“Das gibts grundsätzlich bei SUP Boards gar nicht, dieses findet man nur bei Windsurfboards.
Ein SUP Board kommt nicht ins Gleiten und eine flachere Bodenkurve gibt’s nur im mittleren Bereich des Boards, genau da wo man steht. EineAufbiegung am Heck ist notwendig, allein schon deshalb, damit das Wasser am Heck sauber strömen kann. Kein Rocker würde den Widerstand im Wasser erhöhen.“

SUP Boards mit mehr Rocker (“mit einer größeren Aufbiegung am Heck”
“Diese Boards drehen besser, wobei die gesamte Bodenkurve harmonisch geshaped sein muss. Und da reicht ein Rocker allein nicht aus.“

In bestimmten Fällen kann auch ein SUP Board ohne eine geraden Bereich der Bodenkurve auskommen. Wir sprechen hier von „durchgescoopten“ Boards. Diese Scoop-Rocker-Linien finden wir bei SUP-Freeride und –waveboards.

Werner, wir kennen einen “Nosekick” und “Tailkick” von Windsurfbrettern. Gibt’s diese Shapemerkmale genauso bei SUP Boards?
“Ich glaube, dass das schon mit den vorhergehenden Antworten rübergekommen ist. Kein SUP Board hat einen geraden Verlauf wie ein Windsurfboard, sogar keine Flachwasser-SUP Boards. Einen geraden Verlauf gibt’s nur im Standbereich, aber niemals Richtung Heck.

Rails
Die Kante der Boards heissen “Rails”. Rails werden nicht in Millimetern ausgedrückt, sondern lediglich die Form ist der Ausdruck. Wir betrachten den breitesten Punkt runter zum Unterwasserschiff. Eine volle und weiter reinverlaufende Form wird mit „tucked-under- edge“ bezeichnet. SUP Raceboards haben keine oder eine nur geringe Tucked-under-edge.
Railshapes mit mehr tucked-under-edge geben mehr Reaktion in Kurvenfahrten. Mit anderen Worten ausgedrückt, es wird dadurch leichter mit einem SUP Board zu drehen.

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Werner, was sind die wichtigsten Merkmale von Railshapes bei SUP Freeride, -wave und Racesboards?
“In grundsätzlichen kann man sagen, dass manöverorientierte SUP Boards, dünnere Rails, mit viel tucked-under-edge haben. Das ist eine ganz klare Anforderung vorne an bei Waveboards. Eine Rail hat hier fehlerverzeihend zu wirken und sollte eine gute Reaktionsfreudigkeit haben.
Auf Raceboards brauchst du eine vollere Rail, die zudem hoch und steil verlaufen ist. Das unterstützt den Vortrieb bei solchen Boards.
Bei Freerideboards liegen wir in bezug auf dieses Shapemerkmal irgendwo dazwischen.

Unterwasserschiff (“Bottom”)
Das Unterwasserschiff bezeichnet die Form des Board im Querschnitt. Grundsätzlich gibt es plane, „V“, konkave, doppelkonkave und dreifach konkave Unterwasserschiffe.
Weiterhin gibt es Unterformen wie z.B. „Bevels“.
Die prominentesten Unterwasserschiffen im SUP Bereich sind „V“-Verläufe. Jedes SUP Board hat heutzutage irgendwo im Unterwasserschiff ein „V“. Wir sprechen von einem „V“, wenn die Mittelschiffslinie tiefer als die Aussenschiffslinie liegt.strong>

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Werner, die am weitest verbreiteste Form von Unterwasserschiffen bei SUP Boards, bezeichnet welche Fahreigenschaften?
Diese haben einen direkten Einfluss auf Turns. Bestimmte Arten von „V“ erlauben schnellere Turns. Wenn zu viel „V“ hineingeshaped worden ist, dann macht es das SUP Board allerdings instabil, d.h. als Shaper haben wir einen Kompromiss zu finden.“

Welche anderen Unterwasserschiffsformen sind noch bei SUP Boards zu finden?
„Seit dieser Sport auch in extremen Bedingungen, wie z.B. in hohen Wellen, Einzug gehalten hat, finden wir auch konkave Unterwasserschiffe, die noch eine größere Kontrolle in hohen Wellen geben können. Aber ansonsten sind flachverlaufende „V“´s der beste Kompromiss für SUP Boards.

Ganzheitliche Shapekonzepte bei SUP Boards:
Insgesamt kommt es auf eine harmonische Gesamtabstimmung aller Shapedetails im Board drauf an. Jeder Shape benötigt einen gewissen „flow“, das eine Handschrift des betreffenden Shapers, wie hier dem SUP Boardshaper Werner Gnigler von der Marke JP Australia.

 

Text unf Fotos: reemedia