Gibt es überhaupt die richtige Bekleidung bei SUP in der kalten Jahreszeit?
Beim Stand Up Paddeln kann mit der optimalen Ausrüstung die Zeit, wo wir in unseren Breiten am Land verharren müssen und nicht aufs Board können, stark verkürzt werden. Mit der richtigen Bekleidung startet die SUP Saison spätestens im März und endet je nach Witterung Ende Oktober bis Ende November. Hartgesottene Outdoorfreaks und Leistungssportler paddeln das ganze Jahr über durch, wobei an klassischen Wintertagen mit Temperaturen im zweistelligen Minusbereich es kein Fehler ist, ab und an das Board mit Langlaufski oder sogar einem guten Buch in der warmen Stube zu tauschen. Nun stellt sich die Frage, welche Ausrüstung für kalte Tage geeignet ist und auch die Sicherheit bietet, nicht Gefahr zu laufen, in den kalten Fluten zu versinken.
Neopren, die richtige Wahl oder nicht?
Wie so oft im Leben, gibt es die optimale Lösung nicht wirklich, und wenn Wasserkontakt oder ein Sturz ins Wasser oftmalig vorkommt, ist der Neoprenanzug in 3 bis 6 mm Stärke immer noch eine gute Wahl. Bei Bewegung hält dieser Anzug warm und nach einem Sturz ins kühle Nass hält sich der Körper trotzdem gut auf Temperatur, vorausgesetzt man paddelt. In Ruhe kühlt man nämlich mit nassem Neopren sehr schnell aus. Der grösste Nachteil ist die nicht vorhandene Atmungsaktivität im Gummianzug, so schwitzt man bei Bewegung meist sehr intensiv, vor allem bei seltenem Wasserkontakt. Beim SUP Surfen in der Welle bleibt Neopren aber nach wie vor die erste Wahl für mich, das wird sich auch so schnell nicht ändern.
Neopren kombiniert mit Paddeljacke
Ich kombiniere einen ärmellosen Anzug, einen sogenannten Long John gerne mit einer Paddeljacke aus dem Kajakbereich. Unter der Paddeljacke trägt man am besten ein eng anliegendes langärmeliges Funktionsvlies. Unter dem Neo wärmt auch eine lange Funktionsunterhose. Als zusätzlichen Wärmeschutz verwende ich teilweise Shorts, die ich nicht wie die Kiter als modischen, viel mehr als funktionellen Aspekt verwende.
Funktionsbekleidung- mit Vorsicht geniessbar- professionals only
Ohne Wasserkontakt verwenden SUP-Profis auf kleinen und ruhigen Gewässern Funktionsbekleidung aus dem Rad- Lauf oder Langlaufbereich. Diese Bekleidung ist atmungsaktiv,hält warm und hat eine begrenzte Saugfähigkeit bei einem möglichen Sturz ins Wasser. Bei Temperaturen unter 10 Grad plus läuft man trotzdem Gefahr, bei einem Sturz einen Kälteschock zu bekommen, und / oder Erfrierungen zu riskieren, wenn man nach einem Sturz ins Eiswasser noch längere Zeit in nassem Zustand zurückpaddeln muss. Für Hobbypaddler ist dies also absolut keine Alternative.
Hochfunktionelle SUP- Bekleidung- Marke Supskin
Die sinnvollste Lösung, um unsere Saison am Wasser auszudehnen und auch bei kalten Temperaturen Spass zu haben, ist die Verwendung eines atmungsaktiven Trockenanzuges. Während klassische Trockenanzüge aus dem Tauch – Kite- und Windsurfbereich meist keine Atmungsaktivität besitzen, wird bei einem funktionellen Trockenanzug der Schweiß nach aussen transportiert wie bei der bekannten Goretexmembran. Vor kurzem hat sich die Firma Supskin mit Sitz im Salzkammergut diesem Problem angenommen und einen atmungsaktiven Trockenanzug speziell für Stand Up Paddler, aber auch Kajaker, Kanuten sowie alle anderen Wassersportler entwickelt. Nach den ersten Tests waren wir voll begeistert und zufrieden, so fühlten wir uns auch nach mehreren Stürzen im Eiswasser noch immer “pudelwohl” in unserer Haut. Auch erste Wettkampferfahrung durfte dieser Anzug bereits erfahren, so paddelte die junge Slowenin Manca Notar, eine der stärksten Paddlerinnen in Europa, das SUP Race in Paris auf der Seine mit einem SUP Skin Anzug und konnte noch dazu den zweiten Platz heimfahren. Nähere Informationen findet ihr unter www.supskin.com. Die Anzüge können ab sofort bestellt werden. Preis: je nach Ausführung und Modell ab 599 €.
Extremitäten schützen in der kalten Jahreszeit
Wer öfters bei kalten Temperaturen unterwegs ist, wie z.B. Weihnachtsmann, Nikolaus oder Krampus, der weiss, dass man über die Extremitäten zuerst auskühlt und viel Wärme verliert. Wir sprechen hier vor allem von Kopf, Füssen und Händen, die besonders geschützt gehören.
Der Kopf:
Am Kopf verwende ich meist funktionelle Hauben aus dem Langlauf- oder Laufbereich, die über die Ohren reichen, um auch diese warm zu halten. Als Reserve habe ich eine dünne Neoprenhaube eingesteckt, um bei einem Sturz ins Wasser die Haube zu wechseln.
Hände und Finger:
Ich bin nicht unbedingt Freund von Handschuhen beim Paddeln und versuche die Verwendung meist möglichst lange hinaus zu zögern. So verwende ich persönlich erst im Minusbereich Handschuhe..Das funktioniert, wenn man vor dem Paddeln die Körpertemperatur richtig auf Trab bringt und das “innere Feuer”, das aus dem Rumpf ausgeht, auch die Finger warm hält. Sollte der Wind meine Hände stärker auskühlen, habe ich zur Reserve immer Handschuhe dabei, am besten ein Paar Langlaufhandschuhe und ein Paar Neoprenhandschuhe. Viele Personen, speziell Damen klagen aber schon bei 5 Grad über dem Gefrierpunkt über kalte Hände und sollten auf alle Fälle Handschuhe verwenden.
Vorsicht !
Funktionshandschuhe müssen trocken bleiben, ansonsten erreicht man den gegenteiligen Effekt.
Neoprenhandschuhe, wenn notwendig
Neoprenhandschuhe mit einer Stärke von 3 bis 5 mm wärmen auch nach einem Sturz ins kühle Nass. Die Ermüdung in den Händen und Armen und eine oftmalige Krampfbildung erfolgt früher, da diese Handschuhe die Blutzirkulation unterbinden.
Problemkind “Füße”
Schuhe in der kalten Jahreszeit können kaum zu dick sein, wohl aber zu dünn. Ich kombiniere 6 mm Neoprenschuhe mit Neoprensocken, auch normale Funktionssocken sind besser als nichts. Weiters achte ich drauf, dass die Füsse so lange wie möglich trocken bleiben, was mir bei ruhigem Wasser sehr gut gelingt. Bei bewegtem Wasser ist dies unmöglich und so paddle ich bei bewegtem Wasser, Wind und Wellen nur, wenn sich die Temperaturen im Plusbereich befinden. Bei eisigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt suche ich mir einen aufgestauten Fluss oder einen kleinen Teich, der natürlich eisfrei sein muss. Ich bevorzuge Schuhe mit Zipp, da diese bei oftmaligem Gebrauch besser trocknen und auch einfacher zum An- und Ausziehen sind. Achtet beim Kauf auf eine dicke Sohle, die von unten her warm hält. Den Geruch der Schuhe nach oftmaligem Gebrauch, der an eine Dose alter Maden erinnert, die ich früher öfters beim Angeln verwendete, sollte man am besten ignorieren.
Essentielle Tipps
– Wärme dich gut auf, du solltest dich warm fühlen, wenn du zu paddeln beginnst
– Verwende im Winter zusätzlich eine Schwimmweste, sie gibt dir Sicherheit im Notfall
– Rechne bei kalten Temperaturen den Windchill ein, der oft in der gschützten Bucht nicht spürbar ist.
– Halte dich in der Nähe des Ufers auf und suche dir kleinere Gewässer aus in der kalten Jahreszeit.
– Vermeide die Überquerung grösserer Wasserflächen im Winter
– Achte unbedingt auf Ruhezonen für Vögel und andere Tiere und meide Schilfgürtel
– Für Getränkeversorgung verwende einen Hüftgurt mit lauwarmen Getränken, Fruchtsaft, etc.
– Erkundige dich nach Winterfahrverboten, die auf manchen Gewässern, speziell auf Flüssen bestehen.
Bericht: Peter Bartl Bilder: Maja Bartl, Gerhild Bartl, Supskin, Abel Cathelineau