Nachdem unser Plan, von Österreich mit den SUP- Boards ans schwarze Meer zu paddeln, aus mehreren Gründen im Sandverlaufen war, starteten Roman und ich vergangenes Wochenende zum „Kurz- Flusstrip“ am Stand Up Paddle Board von meinem Heimatort Gosdorf an der Mur aus Richtung Südosten. Zuvor stellten wir Romans Oldtimer- Bus in Barcs im Süden Ungarns als Shuttle- Taxi ab und fuhren mit meinem Auto nach Gosdorf zurück, was alleine schon aufgrund Ungarns Straßen und unserer Kartenlesekunst fast einen Tag verbrauchte.
Am Sonntag Vormittag um 10.30 Uhr stachen wir nach mehreren Knüpfarbeiten zur Befestigung von 40 Kilo Gepäck endlich in See, oder besser gesagt in die Mur. Mit dem Pass im dreifach verpackten Plastik passierten wir mehrere Staatsgrenzen, eigentlich fuhren wir unten durch und mussten somit den Pass auch nie vorweisen, so genau haben wir dann nicht nachgefragt.
An Schiffsmühlen und Murfähren vorbei passierten wir auch zwei Stellen, die schon ordentliche Verschneidungslinien erkennen ließen. Wir raten an dieser Stelle vor Flussfahrten mit ungenügend Erfahrung ab, da es meist nicht möglich ist, die Strecke im Vorhinein auf Gefahren zu überprüfen. Wehre, seien sie auch noch so klein, müssen umtragen werden, da die Gefahr des Ertrinkens besteht, wobei diese Strecke komplett frei von Wehren ist. Der erste Teil der Strecke war mir von einer sommerlichen Bootstour bekannt, fährt sich aber stehend mit ordentlich Gepäck am Board ganz anders als im großen Gummiboot.
Knapp vor Sonnenuntergang beendeten wir auf einer erhöhten Schotterbank unseren ersten Paddeltag nach gut 75 Flusskilometern und wurden sogleich von den Gelsen in Angriff genommen, das Zelt stand dafür umso schneller und nach mehreren Müsliriegeln kam die warme Mahlzeit vom Gaskocher gerade recht. Nach einer harten Nacht auf der Isomatte, die irgendwann mal aufblasbar war, ging es am nächsten Tag aufgrund des starken Nebels leicht verspätet weiter. Im Flussbett befinden sich viele Bäume, die umfahren werden müssen und so sollte man zumindest ein paar Meter weit sehen können.
An Fischern, Fischgestängen und Brücken vorbei passierten wir Letenye in Ungarn, wo die Mur an Breite zunimmt und dafür die Geschwindigkeit verringert. Langsam aber sicher kamen wir der Drau immer näher, um halbvier nachmittags passierten wir die leichten Verschneidungen vom braunen Murwasser ins grüne Drauwasser. Gut 25 Kilometer später hatten wir unser Ziel, die zweite Draubrücke, erreicht und gastierten auf einer Schotterinsel mitten im Fluss. Mittlerweile waren wir bei Kilometer 150 angelangt, was uns Zuversicht gab, unser Ziel schon am folgenden frühen Nachmittag zu erreichen.
Am Morgen von Tag 3 standen wir bereits um 7.30 Uhr wieder auf unseren Boards und paddelten mehr oder weniger munter drauflos. Roman hatte aufgrund einer neuen Montage seines Gepäcks volle Wettkampffähigkeit erlangt und war von mir nur schwer zu halten, somit war der letzte Teil unseres Trips auf alle Fälle der sportlichste, wobei auch wunderschöne Altarme mit teils recht kniffligen Untiefen bepaddelt wurden. Ohne einen einzigen Sturz ins kühle Nass erreichten wir um die späte Mittagszeit Barcs, unser Endziel, wo auch Romans Auto auf uns wartete. Glücklich und um einige Erfahrungen reicher verstauten wir unser Material und kehrten in die erstbeste ungarische Pizzeria ein, um den Kohlehydratspeicher ordentlich aufzufüllen.
Auf der gemütlichen Heimfahrt arbeiteten bereits die kleinen grauen Zellen, wo uns der nächste Trip wohl hinführt. Ob es vielleicht im nächsten Jahr wirklich das schwarze Meer wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Bilder und Text: Peter Bartl