Interview mit Matthias Neumann

Matthias Neuman ist Stand Up Paddler und Unternehmer. Als Gründer der Act-Agency ist er für den Colgate Windsurf World Cup auf Sylt und den Kitesurf World Cup in auf St. Peter-Ording verantwortlich. Matthias Neumann kennt sich in der internationalen Windsurfszene sehr gut aus, denn er hat den Windsurfboom in den 80. selbst miterlebt und ist sogar als Aktiver im World-Cup-Zirkus mitgefahren.

Seit seinem ersten Kontakt mit dem Sport ist er ein großer Fan des Stand Up Paddling. Er erkannte das große Potential dieser Sportart und rief den JEVER SUP World Cup ins Leben.

Wir konnten uns vor kurzem mit Matthias Neumann unterhalten und haben ihn befragt, wie er den Sport sieht, und wie es zum größten SUP Event Europas gekommen ist:

Stand Up Magazin: Aloha Matthias, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast für uns.

Matthias Neumann: Es ist mir eine Freude.

SUM: Erzähl uns doch mal wie Du zum SUP-Sport gekommen bist oder wie er zu Dir.

MN: Vor drei Jahren hat der Importeur von Robby Naish die ersten SUP Boards nach St. Peter Ording zum Kitesurf Weltcup gebracht. Da hab ich das zum ersten Mal gesehen und war als Windsurfer total überrascht, wie einfach und schnell man das erlernen kann. Ich war gleich total begeistert und auch fasziniert, wie schnell man die schwierigen Wellen an der Nordsee damit surfen kann. Spätestens seit dem ersten JEVER SUP World Cup im vergangenen Jahr ist der SUP-Bazillus auf mich übergegangen und nun ist es meine Hauptsportart.

SUM: Kam Dir dann gleich nach dem ersten Kontakt die Idee, dass man da was auf die Beine stellen sollte in Richtung SUP Worldcup?

MN: Ja, mein Job ist es, neue Sportarten und Trends zu entdecken. Wir (ACT AGENCY) vermarkten auch große Sportarten und arbeiten auch mit der FIFA und dem Deutschen Fußball Verband zusammen. Aber mein Herz schlägt fürs Windsurfen, Surfen und allgemein für Wassersportarten, weil ich da her komme.

Als ich vor drei Jahren auf dem SUP Board gestanden habe, beschloss ich, dass ich einen SUP-World Cup machen möchte. Meine Vision war es, das als „Flatwater“ Event mitten in der Stadt zu machen, weil ich das Gefühl zu den Leuten in die Stadt tragen wollte.

SUM: Wie hast Du es geschafft, eine Bier-Marke mit 160 Jahren Tradition für eine (noch) nahe zu unbekannte Sportart zu begeistern?

MN: Das war eigentlich ein Zufall, wir arbeiten schon seit Jahren mit JEVER zusammen. JEVER ist auch beim Wind- und Kitesurf World Cup aktiv, d.h. somit war hier schon eine Vertrauensbasis vorhanden und sie wissen, dass wenn wir etwas versprechen, es auch halten. Schließlich haben wir einen Ruf zu verlieren.

SUM: Wie konntet Ihr eine Brücke schlagen zwischen Bier und Stand Up Paddling?

MN: JEVER ist sehr stark friesisch geprägt und greift bei Werbemotiven auch immer wieder diese Welt auf. JEVER war sofort Feuer und Flamme für die Idee.

SUM: Wie lange ging es von der Idee bis zum ersten Event?

MN: Nachdem wir also JEVER von der Idee begeistert konnten, beobachteten wir die Entwicklung von Stand Up Paddling bis die Zeit reif war, das Projekt umzusetzen.

SUM: Wie war es, als Ihr bei der Stadt Hamburg das Projekt vorgestellt habt, um die entsprechenden Bewilligungen einzuholen?

MN: Am Anfang wurde ich ein wenig belächelt bis man von städtischer Seite verstand, was da alles hinter steht. Wir haben nicht nur ein großes Netzwerk, sondern gehen v.a. auch professionell an so ein Event heran. So bekamen wir, natürlich unter bestimmten Auflagen, auch die Bewilligungen.

In diesem Jahr, war die Situation sogar noch etwas besser, da kam man auf uns zu und erfragte, ob wir wieder kommen könnten. Wir hatten den Sportstadtrat von Hamburg auf der Pressekonferenz und der Siegerehrung. Als Schirmherrin luden wir die amerikanische Generalkonsulin ein.

SUM: Das klingt sehr interessant, wie man gelesen hat waren beim ersten Event rund 20’000 Zuschauer beim Event, was sicherlich auch die Stadt Hamburg gefreut hat – wenn Du diese Zahl bestätigen kannst.

MN: Ja ich kann diese Zahl bestätigen es waren sogar mehr als 20’000 Gäste vor Ort. Die offizielle Angabe ist 27’000, wobei zu beachten ist, dass die Lokalität nicht nur wenig Laufpublikum hat, sondern zusätzlich gerade am Veranstaltungstag äußerst schlechtes Wetter war. Nichts desto trotz konnten wir die Leute zum JEVER SUP World Cup holen.

SUM: Wie man gesehen hat, hattet Ihr auch viele namhafte Personen aus der internationalen Surfszene vor Ort. Wie konntet Ihr sie dazu begeistern, nach Hamburg zu kommen?

MN: Ich kenne Robby Naish schon seit vielen Jahren aus der aktiven Windsurfzeit und er hat sich da auch sofort bereit erklärt, Botschafter zu werden und hat dann auch auf Hawai’i für den Event geworben.

SUM: Nach diesem Erfolg des ersten Events, wo siehst Du den Sport in den nächsten 2 – 3 Jahren?

MN: Da muss man differenzieren zwischen Flatwater und Surf. Ich denke, dass das SUP Flatwater eine absolute Chance hat, ein Breitensport zu werden. Ab diesem Punkt öffnen sich die Türen von ganz allein zu noch radikaleren Disziplinen wie Stand Up Surfen, Downwinder oder dem Wildwasser SUP.

Ich sehe definitiv ein riesiges Potential, das Surfgefühl zu „demokratisieren“. Man hat ein „Glorygefühl“ wenn man stehend über das Wasser paddelt. Das ist eine Erhabenheit die demokratisiert wird, die jeder haben kann. Da passiert ja auch viel im Gehirn und es ist wirklich interessant, wenn man das Gefühl von SUP von dieser Seite her analysiert.

Insofern ist das Potential vorhanden, aber die Industrie muss sich nun ganz schnell überlegen, wie sie dieses Potential strategisch erschließt. Es gibt eine große Hürde, das hört man von allen Leuten: Die Boards sind zu teuer für den Einstieg. Wenn man sich ein Kanu für 200 bis 300 Euro kaufen kann, warum soll man sich dann ein Stand Up Paddel Board kaufen. Da muss also ganz schnell was passieren. Wenn die Industrie das schafft und man dann ganz behutsam vorgeht – mit Respekt vor den Gewässern – dann kann das eine Massenbewegung werden.

SUM: Denkst Du Flatwater Stand Up Paddling hat olympisches Potential?

MN: Selbstverständlich ganz klar, es gibt so viele Ruder- und Paddeldisziplinen es gibt keinen Grund warum das nicht so wäre. Es ist nur schade, dass die immer schneller sind als wir, daran müssen wir arbeiten. (lacht)

SUM: (lacht) Super cool, vielen dank Matthias für diese Gespräch.

MN: War mir eine Freude.

Die Fotos zum Artikel stammen vom ersten JEVER SUP Worldcup und aus Barbados wo sich Matthias mit Brian traf.