SUP in Mexiko – … oder die pure karibische Entschleunigung!

Das Jahr 2020 wird nicht als Reisejahr in die Geschichte eingehen. Ach wie schön wäre es wieder mal das Weite zu suchen. Lassen wir uns in dieser, bis jetzt unveröffentlichten Geschichte von Axel Bischoff nach Mexiko entführen.

Zugegeben: Mexico ist ja nicht gleich nebenan – und mit 6 Stunden Zeitunterschied und 11 Stunden Flug in den Knochen erwischen uns beim Verlassen des Terminals die 28 Grad gleich mit voller Breitseite. „Jetzt eigentlich nur noch schnell den Mietwagen abholen …“ , denke ich voller Vorfreude und  90 Minuten später –  immer noch ohne Auto – steht eine Entscheidung an: deutsch sein, aufregen, laut werden oder die Chamäleon Taktik anwenden und in die Mentalität des Landes eintauchen? Die Kinder haben schon Variante „B“ gewählt und schlafen mittlerweile zwischen den mexikanischen Kindern auf der Parkbank. Also nicht ärgern – es ist ja auch irgendwie nur menschlich, wenn der Mitarbeiter des Car Rentals mitten während einer Vertragsunterzeichnung erst auf die Toilette muss, sich dann einen Kaffee holt und zu guter letzt seinem Kollegen am Nachbarschalter aushelfen muss – allerdings sicherlich nicht fachlich. Denn vor dem Schalter stehen zwei 25jährige amerikanische Blondinen, die für die Spring Break Partys nach Cancun geflogen sind. Alles egal, denn nach zwei Stunden cruisen wir endlich entlang der Riviera Maya in Richtung Süden durch die sternenklare Nacht. Zwar nicht im gebuchten Offroad-SUV sondern im Family-Van, aber das ist weit nach Mitternacht dann auch ganz egal.

Einfach gemütlich cruisen

Riviera Maja nennt sich die 150 km lange touristisch voll erschlossene Küstenregion der Yucatan Halbinsel von Cancun bis Tulum. Die türkisfarbene Karibik, puderweiße Sandstrände mit Palmen, atemberaubende Korallenriffe und zahllose Ausgrabungsstätten aus der Mayazeit bieten die idealen Zutaten für einen abwechslungsreichen SUP-Urlaub in Mexico.

Am nächsten Morgen lacht uns dann die Sonne im Feriendörfchen Puerto Morelos gleich beim Frühstück ins Gesicht. Puerto Morelos ist ein kleines Nest am Strand und es ist weit weniger bekannt als die aus den Reisekatalogen bekannten Orte Playa del Carmen, Tulum und vor allem Cancun. Die Übernachtung in Puerto Morelos war eine bewusste Entscheidung, da es eher beschaulich ist, aber dennoch alle Highlights der mexikanischen Karibik von hier aus zu erreichen sind. Im Nachhinein war dies die wohl beste Wahl und beim nächsten Mal könnten wir uns vorstellen, die gesamte Zeit hier zu bleiben. Bekannt ist Puerto Morelos vor allem bei den Tauchern, da das vorgelagerte Riff wunderschöne Einblicke in die Unterwasserwelt gibt. Das Great Mayan Reef ist das zweitgrößte Riff der Welt und zieht sich fast 1000km entlang der Küste bis ins Nachbarland Belize. Hier im Naturpark von Puerto Morelos gilt das Riff als sehr artenreich und völlig unzerstört. Bei dem Anblick müssen wir dann auch sofort auf das Wasser. Die mitgebrachten Boards (SIREN shark 10.6 und mola 12.0) sind schnell aufgepumpt und dann geht es mit Schnorchelbrillen raus zur letzten Boje vor dem Riff. Kleiner Tipp: Die Boards kann man ganz einfach mit der Fuß-Leash (auf dem offenen Meer immer Pflicht!) vertäuen. Dann Schnorcheln wir los: WOW, das ist wie im Aquarium – nur schöner! Zig kleine Fische sausen herum und sogar ein Rochen winkt ein freundliches „Moin, Moin“ zu. Die Farben der Korallen kann man beim Paddeln vom Board aus schon erahnen, aber um die volle Farbenpracht zu erleben, muss man eben doch abtauchen. Ein Tintenfisch begrüßt freundlich winkend mit mehreren Armen und ich kann es mir nicht verkneifen an Calamari Fritti zu denken. Beim Auftauchen gibt es ein breites Grinsen auf dem Gesicht und wir sind vor allem froh, dass die Boards auch wirklich noch an der Boje liegen als wir zurückkommen.

Abends in der Strandbar gibt es dann wirklich Tintenfischringe. Aber irgendwie passt es nach dem netten Kennenlernen des Achtfüßlers heute Mittag nicht, seine Freunde abends aufzuessen – vielleicht werde ich doch Vegetarier?

Am nächsten Morgen steht mit dem Besuch einer Cenote zuerst einmal Kultur auf dem Programm. Cenoten sind eine Besonderheit und die großen Highlights der Yucatan Halbinsel: Die eingestürzten ehemaligen Karsthöhlen bilden nun halbunterirdische Seen. Sie wurden schon von den Mayas als Brunnen genutzt. Über 2.000 dieser malerischen Flecken gibt es allein auf Yucatan Halbinsel. Viele der Cenoten werden leider überrannt von Bussen aus Cancun und Playa den Carmen, aber Dank eines Tipps des Hoteliers steuern wir auf die einsame Cenote „Verde Lizero“ zu. Bei der Ankunft stehen allen dann Mund und Augen offen: Ein 20m breites Loch im Boden mit kristallklarem Süßwasser. An den Rändern eine Unterwasser-Slackline (ausprobiert!), eine Seilbahn (entlang gerutscht!), ein 3m Sprung vom Felsen (gemacht) und ein 7m Sprung vom Felsen (ebenfalls gemacht!). Das Wasser ist so klar und erfrischend kühl, dass man kaum genug bekommen kann. Doch irgendwann sind die Kräfte erschöpft und wir picknicken mit frischem Obst und Nachos. Dann aber naht doch noch das Grauen: Ein Reisebus voll US-Amerikanern hat doch dieses kleine Paradies gefunden und wie die Lemminge fallen übergewichtige Amis in Schwimmwesten in das Loch!

Zum Glück gibt es gleich eine Ansage vom Reiseleiter: „Hurry up Guys – 30 minutes!“ – puh Schwein gehabt – flink ist der Spuk wieder vorbei und wir erfrischen uns noch einmal allein in „unserer“ Cenote bis die Sonne untergeht.

Author Axel Bischoff

Zum Paddeln bietet sich südlich von Cancun der Rio Nizuc an. Der kleine Strom lässt aus der riesigen Lagune von Cancun das Wasser ins Meer abfließen. An einer Straßenbrücke über den Rio Nizuc gibt es den passenden Einstieg in die Mangrovenwelt. Die viele Warnschilder vor Krokodilen lassen wir erst einmal außer Acht und hoffen, dass hier nur kleine Alligatoren wohnen, die eher Angst vor unseren aufblasbaren Boards haben. Mit seinem großen Bruder dem Salzwasserkrokodil hingegen ist nicht zu spaßen. Los geht‘s durch die Mangroven. Unter uns sehen wir ein paar Trompetenfische und ein paar Brassen. Aber nichts größeres – zum Glück. Weiter rein in den Dschungel durch die verschlungenen Wasserwege. Langsam nähert sich ein dröhnendes Geräusch aber am Himmel ist kein Hubschrauber zu entdecken. Plötzlich nähert sich eine Horde sonnenverbrannter Urlauber in Motorbooten, die mit 20 Knoten an uns vorbei rasen. Wahnsinn und das in dieser schönen Natur! In Mexiko ist wohl doch alles etwas lockerer und mehr erlaubt, als auf heimischen Wasserstraßen. Die kleinen Flitzer schieben eine unangenehme Welle vor sich her. Die Boards mola und shark bieten aber genügend Kippstabilität und so bringen diese Rowdies uns nicht ins Schleudern. Kurze Zeit später ist wieder Ruhe im Fluss und bei 30 Grad im Schatten mit hoher Luftfeuchtigkeit wird die heutige Paddelstrecke dann doch kürzer als erwartet.

Als Relaxprogramm geht es auf ins Strandgetümmel von Cancun, denn Strand und Wasserfarben sind hier wirklich einmalig. Das Great Mayan Reef liegt hier etwas weiter vor der Küste, so dass ein paar schöne Wellen an den Strand laufen, die zum stundenlangen Bodysurfen einladen. Und was passt am Besten zum Ende eines so aufregenden Tages? Klar: Cerveza und Guacamole!

Die Halbinsel Yucatan beherbergt mit der Pyramide von Chichen Itza eines der 7 neuen Weltwunder und einen Besuch sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Der Hotelier in Puerto Morelos gibt uns noch einen Tipp mit auf den Weg: Die Tempelanlage von Ek Balam – da sind viel weniger Touristen, man darf noch auf die Pyramide klettern und irgendwie bietet es mehr Indiana Jones Feeling! Also auf nach Ek Balam und die Kinder sind gar nicht froh, dass aus einer Sightseeing Tour nun gleich zwei geworden sind! Ek Balam ist – wie versprochen – imposant und Chichen Itza ist – wie erwartet – touristisch komplett überlaufen. Kleiner Tipp: Ganz früh oder ganz spät besichtigen. Wir springen vorher noch in die Cenote der Hacienda Oxman (überragend und ein echter Tipp!) und entscheiden uns für die späte Variante. Was die Majas hier vor 1500 Jahren gebaut haben ist schon überwältigend und der Abstecher zu den Ausgrabungsstätten ist eigentlich Pflichtprogramm auf der Yucatan-Reise.

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