Robby Naish Interview

Naish_Interview

Stand Up Magazin: Aloha Robby danke, dass Du Dir Zeit genommen hast unsere Fragen zu beantworten.

Robby Naish: War mir eine Freude

SUM: Du bist einer der Pioniere im Stand Up Paddel Sport, erzähl uns doch mal wie Du die Wiedergeburt von SUP auf Hawaii erlebt hast und wie Du dabei involviert warst.

RN: Anfänglich startete SUP mit in paar Jungs welche mit ihren 12 Fuss Longboards und einem Paddel surfen gingen. Dave Kalama und Laird (Hamilton) haben mich vor ca. 8 Jahren damit infiziert auf einem grossen Brett und mit einem Paddel surfen zu gehen. Ich erwischte dann auch ein paar 12 Fuss Wellen damit. Am Anfang aber war SUP nur eine Kuriosität. An einem windigen Tag bei Ho’okipa machte es eigentlich nicht viel Sinn mit dem SUP raus zu gehen, aber Laird (Hamilton) ging trotzdem raus und paddelte gegen den Wind ins Line Up und surfte auch Wellen. Langsam begannen nun auch andere damit und hier an der North Shore von Maui wurde dann der “Downwinder” geboren. Es war ein bisschen wie in den Anfangstagen des Kitesurfens als wir “upwind” starteten und dann vor dem Wind die Küste runter Kiteten um dann per Autostopp wieder die Küste hoch zu fahren zu unserem Auto.

Mit dem Ansporn von Harold Iggy meinem Shaper und Michi Schweiger meinem Freund, und damals Windsurfing Produkte Manager, begannen wir ein paar Bretter zu entwickeln mit dem Gedanken, dass dieser Sport doch eines Tages populär werden könnte. Beide hatten echt Spass daran und auch ein paar andere unserer Mitarbeiter kamen nun auch mit uns mit zum Paddeln. Ich selber paddelte Downwinderruns am Anfang, fand aber persönlich, das Kiten oder Windsurfen immer noch besser ist um den Wind zu nutzen. Ich war mehr beeindruckt vom Wellenreitpotential (speziell schlechte Wellen und richtig grosse Wellen) und dem Flatwater Cruising Aspekt. SUP machte mir auch in den kleinsten Wellen Spass und der Trainingseffekt im flachen Wasser bei Flaute reizte mich auch sehr. Ich hatte nun endlich einen Sport dem ich mich hingeben konnte wenn kein Wind war! Über mehrere Jahre haben wir unsere Importeure an unserem alljährlichen “Naish International Sales Meeting” hier auf Maui an die Süd Küste gebracht auf eine SUP Surfsession und Demotag. Alle hatten Spaß meinten aber es wäre so ein „Hawaii Ding”. Schließlich ging es los. Ich war selber immer mehr von Sport überzeugt und war oft mit dem SUP unterwegs und unsere Importeure zogen auch nach. Heute sind alle vom Potential des SUP -Sportes überzeugt und das Segment wurde ein Hauptaspekt der Naish Gruppe.

SUM: Wann denkst Du, war der Kipp-Punkt wo der Sport zum Mainstream in den USA wurde?

RN: Je mehr die Leute etwas sehen umso mehr interessieren sie sich dafür. SUP hatte ein kontinuierliches Exposé. Auch der Umstand, das ein paar Hollywood Berühmtheiten sich auf ein SUP stellten half das Interesse für den Sport weiter hinaus zu tragen, wo es anderen Falls lange gedauert hätte.

SUM: Wann hast Du angefangen daran zu denken SUP Bretter zu entwickeln unter Deiner Marke? Was war der entscheidende Faktor?

Robby Naish. Lanes, Hookipa. Maui; Hawaii

RN: Wir fingen in 2006  an Bretter zu entwickeln und in 2008 hatten wir unsere erste kommerzielle Brettkollektion zusammen. Es was mir schon sehr früh klar, dass dieser Sport ein Potential hat das grösser ist als Windsurfen oder Kitesurfen, einfach wegen der Zugänglichkeit: Alle können es. SUP ist einfach und sofort zu erlernen, und man kann es überall machen wo es Wasser gibt, man kann es auf seinem eigenen Niveau machen und der Reiz des “Boardens” geht nie verloren. Nicht zu vergessen der ganze Workoutfaktor, mit gutem Herz- und Konditionstraining und natürlich: Du stehst auf einem Surfbrett.

Die Kombination von diesen Faktoren und dem Umstand das es immer etwas dauert bis ich mit etwas zufrieden bin, und trotzdem Spass am SUP habe, machten mir klar, dass SUP etwas ist wo Naish sich rein knien sollte und von Anfang an investieren sollte. Wir starteten zuerst mit dem US-Markt, der war schon parat für SUP. Der Rest ist dann Geschichte.

SUM: An vielen Orten wurde SUP von Kanupaddlern angenommen denen die  Surfkultur von Hawaii eigentlich absolut fremd ist. Hat Dich das Überrascht?

RN: Absolut nicht. Es war klar das Surfen nur einen kleinen Teil der SUP Popularität ausmacht, wenn man sich den Markt als ganzes anschaut. Ich wusste, das SUP auch attraktiv für Outdoor Enthusiasten, Kanuten, Kayaker, Segler und auch für Leute ohne Wassersport Erfahrung sein wird. Stand Up Paddeln ist auch das ideale Crosstraining für Athleten jeder Sportart.

SUM: Wo siehst Du das grössere kommerzielle Potential: Im Flachwasserpaddeln oder im SUP-Surfing?

Robby_Naish_mit_tochterRN: Für uns ist der Flachwassermarkt bereits grösser als der SUP-Surf Markt. Das war so seit unserem zweiten Jahr im SUP Geschäft. Es war von Anfang an klar, dass die Attraktivität von SUP sehr weitreichen würde. Nichts desto trotz war das Wellenreitimage und das Rennimage von SUP sehr wichtig um den Sport dem Höhepunkt entgegen zu bringen (Gerade mit Fahrern wie Dave Kalama und Kai Lenny auf unserer Seite). Das wirkliche Wachstum in der Zukunft wird jedoch vom Freizeitpaddeln her kommen oder “touring” wie alle es zu nennen mögen.
(Anmer d. Red.: Wir sagen gerne SUP-Spaziergang)

SUM: Naish ist hauptsächlich bekannt für Windsurfen und Kitesurfen, daher hast Du eigentlich eine einzigartige Möglichkeit Dich bei den SUP-Surfern und den Flatwaterpaddler zu positionieren. Aus einer anderen Perspektive nun: Denkst Du, dass reine Surfmarken ebenfalls eine Chance haben werden sich im SUP Markt zu etablieren?

RN: Die Welt ist ein ausgeglichenes Spielfeld, darin ist SUP ein neuer Sport mit vielen neuen Kunden. Ich denke das gute Produkte, guter Kundenservice, gutes Marketing, Markenimage; und Produkteverfügbarkeit darüber entscheiden werden wer die Spieler sein werden und wer nicht. Im Deutschen Markt gibt es kein Zweifel, das die Windsurfmarken (Ich denke das ist was Du meintest als Du “surfen” sagtest.) ihre Kunden in Richtung SUP pushen werden. Hier bei uns sind die echten Surfmarken (Wellenreiten wir Ihr in Deutschland sagt) ein ernstzunehmender Faktor. Ich denke eher Global und es gibt nur wenige Firmen mit der Struktur und Fähigkeit zu diesem Zeitpunkt die Nachfrage des Marktes zu erfüllen so wie wir mit unserer zielgerichteten kompletten Brettlinie, einer soliden Firmengeschichte und dem Fundament von Qualität im Boardridingsport.

SUM: Es scheint mir als hättest Du in Europa, speziell Deutschland und Österreich, eine größere Präsents als auf dem US-Festland. Ist dieser Eindruck korrekt?

RN: Falls Du jetzt Robby Naish die Person meinst, sicher ich bin in Europa bekannter als in den Staaten. Kommerziell gesehen ist die Präsents der Marke “Naish” auf dem US-Festland substanziell größer als in Europa, speziell im Bereich von SUP. Unsere SUP US-Verkaufszahlen machen ein grosser Teil unserer Weltweiten Verkaufszahlen aus, verglichen mit Windsurfen und sogar Kitesurfen.

SUM: Was war Deine Motivation, Deine starke Präsents in Deutschland und Österreich voranzutreiben?Robby_Naish_SUP_Hawaii

RN: Das kam eher langsam über die Zeit hinweg, ich kann nicht sagen, dass ich das vorangetrieben habe. Windsurfen war schon immer groß in Europa, speziell in Deutschland. Kitesurfen folgte dem Trend und gab mir einmal mehr die Möglichkeit meine sportliche Karriere voranzutreiben. Ich mag Deutschland sehr gut und baute eine gute Verbindung auf zu dem Land und seinen Leuten in den letzten Dreißig oder so Jahren. Ich fühle mich sehr wohl und zu Hause in Europa.

SUM: Wie würdest Du den US Markt und den europäischen Markt vergleichen?

RN: Der US Markt ist schon einiges voraus wenn es um SUP geht, ich bin aber sicher, dass Europa sehr schnell nachziehen wird.

SUM: Wir hören immer wieder, dass SUP Bretter zu teuer sind für den Einstieg und den Familiensport und als folge dessen wird sich der Sport nicht in sein volles Potential entfalten. Was sagst Du dazu?

RN: Ganz klar die Qualitätsbretter sind teuer für den Einstieg, aber es gibt immer mehr Billigbretter von geringerer Qualität auf dem Markt welche für budgetbewusste Einsteiger geeignet sind. Es gibt den Aspekt des Leistungssports und der des Hobbysportlers und der, der Familie welche ein Spielzeug für den Strand will. Dazwischen gibt es viel Raum für Entwicklung und viele Leute werden im Sport aufsteigen und sich ein entsprechend besseres Brett kaufen. In den USA z.B. sind viele unserer Kunden jene die schon SUP gelernt haben und nun den Sport ernsthafter betreiben wollen, das ist absolut OK so. Ich garantiere der Sport wird sich in sein volles Potential entfalten.

SUM: Du hast ein starkes Team von Paddlern und Surfern, welches sind Deine stärksten Euro-Paddler?

RN: Wir haben viele Paddler welche uns via unsere Distributoren der einzelnen Länder beigetreten sind. Auf internationalem Level haben wir Sonni Hönscheid, Eduardo Diaz, Stephan Etienne und Nicole Boronat. Das Team-Europa ist immer noch am wachsen und wird mit der Organisation des Sportes auch weiter wachsen.

SUM: Wir hatten in Deutschland alleine mehr SUP-Rennen letztes Jahr als in Hawaii. Die Leute fangen an sich über eine “one design” Klasse zu unterhalten wie beim Windsurfen und es werden auch Regelbücher aufgestellt. Was denkst Du wird das wichtigste sein für den SUP-Rennsport um vielleicht eines Tages Olympisch zu werden?

RN: Als erstes denke ich, dass Du Dich da etwas verzählt hast. Ich weis es gab eine Qualifikationsserie für den Jever SUP Worldcup, aber abgesehen davon, denke ich gab es immer noch mehr Rennen hier auf Hawaii. Letztes Jahr hatten wir das Naish Maliko Rennen mit knapp 300 Teilnehmern, das M2O Challenge, das Duke Race und die Battle of the Paddle und viel andere. Siehe Dir den Eventkallender selber an:

Anmer d. Red.: Des Platzes wegen haben wir hier den Eventkallender ausgelassen, geben Robby aber recht, Hawaii hatte tatsächlich mehr Rennen im Sommer 2010 als Deutschland. Sorry Jungs our mistake!

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Wettkampfregeln und Klassen sehr gut definiert. Es gibt die Unlimited Class (siebzehn, achtzehn usw mit Rudder) für die extremen Openoceanrennen. Die Vierzehnerklasse und die Zwölf Sechser und darunter. Die Unlimited Klasse ist eher klein die Vierzehnerklasse ist die grosse Klasse für Open Ocean rennen und Distance Rennen. Danach die 12’6“er Klasse welche am Battle of the Paddle und auch für Staffetenrennen beliebt ist. Die meisten Rennen werden wohl in der 12’6”er und 14er Klasse stattfinden mit der Ausnahme einer kleinen Elite welche die Unlimited Klasse paddelt. Regeln usw. werden immer mehr kommen, da nun der Sport immer besser organisiert wird mit SUP Vereinen von Hawaii bis Kalifornien und auch Frankreich, Spanien und Deutschland. Früher oder Später werden sich alle auf dem gleichen Nenner finden, aber momentan will halt jeder sein eigenes Stück vom Kuchen haben. Der Sport ist ja nun WIRKLICH sehr einfach: Du stehst auf einem einzelnen Brett mit einem einzelnen Paddel und Du paddelst von A nach B. Es wird nicht lange dauern bis sich das ganze von selber organisiert hat!!

Robby_Nais_SUPsurfing_maui

SUM: Du sagtest früher, dass Du einige Zeit in Europa warst (2010) von der Perspektive des SUP: Was waren Deine persönlichen Höhepunkte?

RN: Ganz bestimmt Venedig, das war einfach unglaublich schön und dann ganz klar Hamburg, das was super cool! Jetzt gibt es nur noch ein paar Millionen andere Plätze in Europa die ich entdecken möchte.

SUM: Siehst Du einen Unterschied beim Paddeln in Süsswasser zu Salzwasser?

RN: Nein, außer, dass ich Süßwasser besser mag für Touring. Ich mags wenn ich viele Dinge am mir vorbeiziehen sehe. Auf dem Meer kommt man sich manchmal schon etwas langsam vor und das ist dann etwas langweilig. Auf einem See oder Fluss ziehen die Dinge an
einem vorbei.Ich mags je Flächer desto besser, ich mag das Gefühl des Vorwärtskommens beim Paddelschlag im Flachwasser und engen Wasserwegen. Mit dem SUP auf Entdeckunstour zu gehen macht viel mehr Spass als das pure Training.

SUM: Vielen Dank Robby, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast.

RN: War mir eine Freude, ALOHA und Happy Paddling!! See you in the water

Robby_Naish_and_family