VDWS Wo sind alle Instruktoren

Beim Stand Up Magazin freuen wir uns in gutem Kontatk mit dem VDWS zu sein. Der Verband leistet eine enorme Arbeit im Wassersport und ermöglicht Jungen Wassersportenthusiasten einen professionellen Werdegang. Umso mehr erstaunte es uns, dass der VDWS momentan etwas Probleme bei der Stellenbesetzung hat. Kann es sein, dass man der selben Mechanik ausgesetzt ist wie der Rest der Weltwirtschaft?

Im Interview mit dem Geschäftsführer Dirk Muschenich versuchen wir der Sache auf den Grund zu gehen:

Aloha Dirk,

Long time no hear. Ich hoffe beim VDWS fing die Saison gut an wobei wenn ich Eure letzte PR Meldung richtig verstanden haben, es etwas an Personalmangel gibt beim den VDWS Schulen?

Kannst du uns den Sachverhalt nochmals etwas darlegen?

Hallo Mike,

schön wieder mit Dir ein Interview zu machen und vielen Dank, dass Du Dich unserer Thematik annimmst.

Dirk-Muschenich

Es ist tatsächlich kein neues Phänomen, dass die Nachfrage nach Wassersport Instruktoren immer größer wird (die Menschen wollen halt in Ihrer Wassersportfreizeit gut betreut werden und die Frequenz auf die Wassersportcenter nimmt stetig zu). In der aktuellen Situation kommt vielleicht die allgemeine Verunsicherung dazu.

Woher kommt diese Verunsicherung?

Ich denke die Antwort ist für jeden von uns im Ukraine Krieg zu finden, denn abgesehen davon mit wieviel Fassungslosigkeit man vor den Ereignissen steht, die Herr Putin da heraufbeschwört und zu verantworten hat, macht sich eben auch bei jedem ein mulmiges Gefühl breit, wie weit dieser Konflikt noch eskalieren könnte. Der Umstand, dass wir nun „scheibchenweise“ erkennen müssen, wie international verwoben unser Dasein inzwischen ist, dass der Krieg Auswirkungen und Konsequenzen auf beinahe alle unsere Lebensbereiche hat, erschreckt mich persönlich (und wahrscheinlich auch viele andere Menschen) und macht einen vorsichtig und zurückhaltend in den persönlichen Entscheidungen … . Vielleicht und wahrscheinlich geht es aktuell so auch vielen potentiellen Wassersport Instruktoren.

Ich habe stark das Gefühl, dass Eure Schulen allenfalls und dem gleichen Phänomen leiden wie globale Wirtschaft. Die Leute suchen sich alle besser bezahlte Jobs. Erkläre uns doch mal den den Werdegang beim VDWS und was die Verdienstmöglichkeiten sind?

Ja, das ist sicherlich in vielen Bereichen so. Ich persönlich bin allerdings davon überzeugt, dass es den meisten Wassersport Enthusiasten nicht (nur) auf´s Geld ankommt.

Ganz allgemein ausgedrückt und aus meiner Sicht DIE wichtigste Voraussetzung ist, dass man als Interessent wirklich Spaß daran haben muss, anderen Leuten etwas beizubringen, sich durch deren Erfolg motivieren kann. Das hat ein bisschen etwas von Eltern, die mit stolzgeschwellter Brust über den Fußball- oder Tennisplatz laufen, wenn ihr Spross es dem Gegenüber so richtig gezeigt hat.

Wenn diese Voraussetzung stimmt, sind die Anforderungen an einen Instruktor wahrscheinlich bei Weitem nicht so hoch, wie man sich das vielleicht vorstellt. Es geht dem VDWS darum in der Instruktorenausbildung Lehrer:innen für den Einsteigersport auszubilden. Nicht mehr und nicht weniger.

Die „hohen Trainerweihen“ kommen mit der Zeit und der Routine automatisch und können beim VDWS dann mit einer sog. Level 3 Ausbildung (einer Ausbildung, die nur auf den fortgeschrittenen Bereich orientiert ist) abgeschlossen werden.

Gestartet wird allerdings mit der Level 1 Instruktoren Ausbildung. Diese besteht aus einem 8tägigen Lehrgang, bei dem die Vermittlung (Methodik / Didaktik) und die Sicherheit im Vordergrund steht. Die fahrerischen Voraussetzungen der praktischen Prüfung werden vorausgesetzt und müssen „mitgebracht werden“. Während dieses Lehrgangs werden die theoretischen Voraussetzungen vertieft und dienen der Vorbereitung auf die abschließende Theorieprüfung. Der größte Teil der Lehrgangszeit wird in die Vorbereitung und die praktische Umsetzung eines vollständigen Einsteigerkurses mit echten Schülern investiert. Dazu findet während des Lehrgangs der dritte Prüfungsteil, die „Lehrprobe“ statt. Nach Abschluss dieses Lehrgangs erhalte ich als Teilnehmer, bei erfolgreich absolvierten Prüfungen die Level 1 Instruktor Lizenz.

Wenn ich weiter machen und meine Ausbildung “rund machen” möchte, gehe ich nach dem Lehrgang in ein mind. 100 stündiges Praktikum. Wenn das Praktikum, alle Prüfungen erfolgreich abgeschlossen wurden, alle Dokumentationen, wie 1. Hilfenachweis, Rettungsschwimmer oder „Rescue Ausbildung“, Motorboot Befähigungsnachweis vorliegen, erhalte ich automatisch meine Level 2 Instruktor Lizenz, die mich dann im Wassersportcenter uneingeschränkt einsetzbar macht.

Die Frage nach den Kosten ist in Bezug auf die Level 1 Ausbildung klar zu beziffern, denn die Teilnahme an einem Kite Instruktor Ausbildungslehrgang kostet 695 Euro.

Für das Praktikum entstehen in der Regel keine weiteren Kosten, es gibt viele Praktikumsschulen, die für diesen Zeitraum ein „Taschengeld“ auszahlen. Die Erfahrung zeigt, dass je länger sich der Praktikant an die ausführende Schule bindet, Kosten übernommen und tatsächlich schon ein „normales Gehalt“ gezahlt wird.

Kann es sein, dass man bei diesem Job irgendwann in ein Alter kommt wo man sich sagt, jetzt bin ich zu alt für diesen Job aber zum Glück noch jung genug um eine Arbeit anzufangen die mich bis ins Rentenalter begleitet?

Gute Frage Mike.

Nach oben hin gibt es keine Altersgrenze und wir stellen schon seit einigen Jahren sehr erfreut fest, dass sich immer mehr TeilnehmerInnen für die Ausbildungslehrgänge entscheiden, die sich sozusagen nach vollzogener “klassischer Karriere” auf das besinnen was Lebensqualität ausmacht. Dazu gehört für viele der TeilnehmerInnen eben nicht mehr von 9 to 5 im Büro sitzen und bestenfalls vom Wassersport und dem Leben am Wasser träumen.

Nach unten beträgt das Mindestalter 18 Jahre (Volljährigkeit) zum Lizenzerhalt. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht schon vor seinem 18. Geburtstag loslegen kann.

Ich kenne ähnliche Situationen von hier auf Maui. Es gibt zig Surfschulen aber zu wenig Lehrer. Die Kids verdienen hier gutes Geld aber machen das nur als temporäre Arbeit neben der Schule. Wir sehen wenige Surflehrer die im mittleren Alter angekommen sind und jene die diesen Job noch Mitte 30ioder gar 40 machen sind irgendwie in ihrer Arbeit gestrandet weil die Ausbildung für etwas anderes fehlt.

Kann es sein, dass viele Junge durch die Pandemie entdeckt haben, dass sie anderweitig besseres Geld verdienen können auch wenn das heisst, dass man in einem Büro sitzt? Muss man allenfalls in der Branche etwas umdenken und solche Jobs wieder attraktiver machen. Reicht das Beachboy oder Beachgirl Image nicht mehr?

Aus Sicht des VDWS gibt es schon viele Centerbetreiber, die ihre Aufgabe genauso betreiben wie das erfolgreiche Wirtschaftsleute / Gewerbetreibende tun. Dazu gehört heutzutage ganz sicher, dass der Arbeitgeber eine attraktive Work- / Lifebalance schaffen, seinen Mitarbeitern Perspektiven, Sicherheit und Motivationen bieten muss. Leider haben noch nicht alle Wassersportcenter zeitgemäß reagiert und stecken hier noch in der „klassischen Schleife“.

Der VDWS bemüht sich hier seit ein paar Jahren um Sensibilisierung seiner Mitgliedsschulen und bietet hier verschiedene Foren, Netzwerke und Beratungslösungen an. Tatsächlich ist es so, dass es im Gegensatz zu der Szenerie, die Du aus Deiner Wahrnehmung beschrieben hast, durchaus Schulen gibt, die über viele Jahre mit demselben, hochmotivierten Personalstamm arbeiten, deren Arbeitnehmer immer wieder gerne in dem Unternehmen arbeiten und die in der aktuellen Situation eher das gegenteilige Problem haben, nämlich dass sie zu viele Interessenten haben.

Wechseln wir doch noch zur Nachfrageseite der Branche, die Kunden also. Mit der explosionsartigen Verbreitung von Wingfoiling sollte sich für den VDWS und deren Schulen ein enormer Markt auftun. Ich behaupte keine andere Wassersportart zu kennen die nur annähernd so komplex und schwierig ist wie Wingfoiling. Ohne gute Einführung ist Wingfoiling kaum möglich.

Im weitesten Sinne stimme ich Dir hier zu. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Komplexität Wingfoilen und Kitesurfen durchaus vergleichbar ist. Während sich die Komplexität beim Wingfoilen mehr auf die Technik bezieht, ist es beim Kitesurfen eher die Sicherheit, die hier die maßgebliche Rolle spielt.

Voll und ganz stimme ich Dir zu, dass Wingfoilen unter professioneller Anleitung gelernt werden sollte. Das Fatale ist nämlich beim Lernen, dass wenn sich falsche Bewegungsbilder bei einem Neueinsteiger im Kopf und Körper festsetzen, man kaum eine Chance hat, erfolgreich zu lernen.

Lernfortschritt ist hier der entscheidende Faktor, der einfach schneller, gezielter und reproduzierbarer unter Aufsicht eines Schulungsprofis zu erzielen ist.

Wie man hört, haben viele Schulen eine erhöhte Nachfrage nach Foilkursen aber eben auch keine Leherer.

Diese Aussage möchte ich so nicht stehen lassen. Vielmehr schwenken derzeit viele Windsurf-, Segel-, Kite- und SUP- Instruktoren auf den Wingfoiling Bereich, was die Anzahl der zur Verfügung stehenden Wing Instruktoren eher großzügig erscheinen lässt. Es sind allerdings genau diese Instruktoren, die dann in den anderen Sportarten vermisst werden.

Nachwuchs im Sinne von Instruktor Neueinsteigern im Wingbereich kommt nur sehr wenig nach. Hier ist perspektivisch natürlich der Handlungsbedarf.

Könnte man auch spekulieren, dass Foiling dermassen schwer und komplex ist, dass die Instruktoren erst selber Wingfoiling lernen müssen, bevor sie es anderen Leuten beibringen können?

Ja, das ist sicherlich ein Aspekt. Ein weiterer ist, dass auch in anderen, vergleichbaren Sportarten die Entwicklung immer so stattgefunden hat, dass neue Sportarten erst mal selber gelernt und ausgiebig betrieben werden mussten, bevor man sich Gedanken macht, wie man in diesen neuen Sportarten dann auch Geld verdienen kann. Hier sind die potentiellen Wing Instruktoren vielleicht noch nicht soweit und genießen derzeit noch ihren Spaß am Sport pur.

Wenn ich damit richtig liege, ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis die WingsurferInnen mit ihrem Sport auch Geld verdienen wollen und dafür der Instruktor Beruf eine ideale Grundlage darstellt.

Bleiben wir noch kurz bei der Komplexität des Foilens. Wo sieht der VDWS Gefahren und Chancen?

„Die Gefahr“ ist, dass komplexe Bewegungen natürlich intensiver trainiert werden müssen und länger dauern bis sie „sitzen“. Das bedeutet, dass Wing Kurse zeitlich recht umfangreich sind, damit sie auch den gewünschten Erfolg erzielen. Wir empfehlen unseren Schulen eine Stundenzahl für einen Einsteigerkurs von 8-12 Stunden (je nach Revierbeschaffenheit). Ich hoffe, dass sich die Interessierten die entsprechende Zeit nehmen und nicht auf das erstbeste „Schnäppchen“ Angebot „Wingfoiling lernen in 2 Stunden“ hereinfallen.

Die Chance ist tatsächlich, dass das Wingsurfing auch Kunden anspricht, die nicht vorher schon auf dem Windsurf oder Kiteboard gestanden haben. Aktuell zeichnet sich ab, dass der Anteil der Kunden, die „aus dem Segeln“ kommen erstaunlich große ist. Ein solcher Umstand würde neue Leute in den Sport bringen, was jeder Sportart gut tut.

Flat-Water-Pumpfoiling hat grad enormen Zulauf und es gibt schon Anbieter von Kursen. Interessiert sich der VDWS für Foiling ohne Wind?

Natürlich haben wir beim VDWS den aktuellen Trend mitbekommen, werden auf dieses Thema vorerst aber nicht aufspringen. Wir sehen die Thematik aktuell eher beim Wellenreiten verortet und gehen nach unseren aktuellen Erkenntnissen davon aus, dass das Pumpfoiling in Sachen Komplexität und auch Physis deutlich anspruchsvoller ist, als das Wing Foiling, dessen Möglichkeiten in der Wassersportschule wir durch ein weiteres, neues Angebot nicht überlagern wollen.

In diesem Sinne vielen Dank für deine Ausführungen.

Wer sich informieren möchte was es beim VDWS für Stellenangebote gibt kann das hier tun.