Robby Naish Interview

Gast auf der boot seit den 80zigern

Also im Windsurfen denke ich wird es dem Sport helfen. Meine Kunden haben schon lange mit Windsurfen aufgehört, haben ihr ganzes Material in der Garage oder im Keller. Jetzt sind sie etwas älter, die Kinder sind aus dem Haus und sie können sich wieder ihrem alten Hobby widmen. Der Kunde geht aber nicht hin und kauft sich ein 10 m2 Segel und ein Raceboard, aber er kann sich jetzt einen unserer Foils kaufen und bei sich zuhause bei relativ wenig Wind wieder viel Spaß haben. Ich sehe das Potential hier ganz klar, dass viele Leute wieder in den Sport zurück kommen. Um Neulinge mach‘ ich mir da wenig Gedanken, also wenigsten von meiner Marke aus gesehen. Dasselbe sehe ich auch bei den Kiteboardern übrigens.

Für Surf, SUP und jetzt mit Wingfoiling denke ich ist das Ganze einfach eine neue Dimension, die für viele sehr spannend und aufregend ist. Ich bin nun seit gut zwölf Jahren mit dem SUP unterwegs – oder Dave Kalama zum Beispiel. Für viele von uns ist der Foil nun einfach auch ein neues Element, welches etwas Spannung in die Sache bringt. Für mich ist der Wingsurfer aber das, was durch die Decke ging. Ich habe eigentlich nur noch Bock, mit dem Ding auf das Wasser zu gehen.

Genau das ist jetzt das Neuste. Wie kam das an bei deinen Händlern? Wie schwierig ist das?

Wir brachten gut 50 Stück ans Meeting nach Tarifa und alle, die da waren, schafften es mit dem Wing entweder zu foilen oder auf dem SUP zu segeln. Alle waren sehr zufrieden mit dem Produkt.

Mein Ziel mit dem Produkt war: Einfachheit. Kein großer Schnickschnack und so, einfach nur aufpumpen und los geht es, egal was man grad für ein Brett hat. Du brauchst auch nicht sehr begabt zu sein, um damit umgehen zu können. Genau diese Einfachheit macht es so attraktiv. Gerade jetzt, wo wir so viele auf dem SUP haben, die auf Seen unterwegs sind. Aber groß Zubehör gibt es nicht, außer einem neuen Paddel vielleicht. Hier haben wir nun ein Zubehör für SUP, das das SUP in ein ganz neues Ding verwandelt und alle wissen, wie viel Spaß es macht gegen fünf Knoten Wind anzupaddeln … mit SUP ist der Wind oft ein Gegner.

Nun ist der Wind auch auf dem SUP dein Freund. Unseren Wing kann man in einen kleinen Rucksack verstauen, so kannst du nun am Morgen ohne Wind den See hochpaddeln und am Nachmittag mit dem Wind wieder runter, denn das Paddel lässt sich am Wing fest machen.

Super Sache, aber die Idee ist gar nicht so neu, richtig?

Ja das stimmt, die Idee war schon in den 80ern im Umlauf. Es gab verschiedene Versionen und ich hatte auch ein paar davon. Es gab auch eine Speedskate- Version, bei der man mit dem Skateboard segeln konnte. Ich hatte so ein Ding … ich glaube, das war so um 1979 oder so. Auch andere Marken experimentierten damit rum und wir begannen mit Bernd und Michi, das Ganze wieder aufzurollen und experimentierten mit verschiedenen Prototypen.

Foiling ist ja in dem Sinne auch nichts brandneues. Aber damals, als das aufkam mit Dave und Laird und die Welt in „Step Into Liquid“ sah, wie die Jungs Jaws surften, passierte nicht viel. Meine Theorie ist, dass SUP der Geburtshelfer für Foiling und auch den Wing war.

Ganz genau, damals war die Zeit einfach noch nicht reif. Kai montierte einen Foil unter ein Downwindboard von uns und das verhalf dem Foiling zu neuem Glanz. Als Anhänger des Windsportes ist Downwindpaddeln immer noch sehr langsam, schon ein kleiner Kite oder Segel macht einen großen Unterschied. Wir mussten einfach irgendwas am Brett anbauen, womit man schneller werden konnte.

Genau das hat mir auch Kai im letzten Interview gesagt. Er konnte einfach nicht mehr schneller werden auf dem Raceboard, also musste etwas passieren. Mir scheint, Windsurfer, Surfer und Co. sind alle etwas süchtig nach Speed.

Ja, egal was man macht, langsam ist einfach langweilig. Speed ist einfach FUN!

Sag mal, was ist eigentlich mit deinem Team passiert? Da sind nicht mehr sehr viele übrig und in Deutschland gibt es, glaube ich, sogar gar keine Naish Teamfahrer mehr?

Das Problem ist, dass ich in all den anderen Ländern keine Kontrolle habe, was der Distributor macht. Aber wenn der Markt kleiner wird, dann sparen alle Kosten. Das ist ein Dauerkampf für mich, aber meine Distributoren fangen wieder an zu realisieren, dass sie Teamriders an die Strände schicken müssen. Im Kiten haben wir jetzt ein Naish-Team-Europe. Das Problem im SUP ist, dass bei den Rennen kein großer Zuwachs war. Wenn man sich die Teilnehmerlisten anschaut, sieht man da seit Jahren die gleichen Namen. Wir sind aber dran, die Inflatables weiter zu pushen und auch unsere „NaishONE“ Klasse.

OK, dann kurz ’ne Insider Frage. Jetzt wo es keine Pacific Paddle Games mehr gibt und die „Gorge Challenge“ das große Event ist: Reut es dich, dass ihr da nicht mehr als Hauptsponsor auftretet?

Nein, eigentlich nicht. Das war mehr ein „feel good“ Ding, aber für den Verkauf von Boards hat es nicht viel getan. Wenn man sich die Elite SUP Rennen anschaut, sieht man immer die gleiche Gruppe von Leuten, die schon seit Jahren dabei sind. Viel Zuwachs gibt es da nicht, eher das Gegenteil scheint der Fall. Man muss dann investieren, wenn man sieht, dass viele neue Leute dazu kommen.

Naja, zum Glück waren dieses Jahr zum ersten Mal ganz viele Kinder mit am Olukai Rennen. Ich finde, wir müssen da ansetzen und die ganz junge Generation animieren mitzumachen. Ich nahm meine Tochter mit zum Rennen zum ersten Mal, das war super. Die Kinder brauchen Vorbilder im Sport, das finde ich ganz wichtig.

Da hast du ganz recht und das geht unter Freizeitpaddeln. Als wir damals noch das Naish Race hatten, kamen 200 Leute, aber es ging damals noch nicht so elitär zu wie jetzt. Damals waren die meisten Leute auf irgendwelchen Brettern dabei. Jetzt muss man ein super schnelles Raceboard haben. Die Leute wollen nicht mit ihrem Allround- Board mitmachen, wenn sie gegen Carbon-Raceboards antreten müssen. So ein Event wird dann immer exklusiver und weniger Leute kommen. Darum investieren wir lieber in den Freizeitpaddler als in die exklusive Raceszene. Wir investieren lieber wieder in die ONE Raceklasse, dort sind alle auf dem gleichen Board unterwegs und es geht nicht darum, wer das teurere hat.

Man, jetzt haben wir aber viel gequatscht. Habe ich irgendwas vergessen? Willst Du noch was anfügen?

Nein, nicht unbedingt. SUP ist nach wie vor ein super Sport und Freizeitbeschäftigung, genau wie im Jahr 2008. Viel Zeit ist vergangen und es gibt schon Leute, die denken SUP sei nicht mehr cool.

Da ist sicher auch der Foil etwas Schuld daran? Wobei ich nicht denke, dass in Binnenländern der Foil allzu groß um sich greifen wird. Pumprennen mit dem Foil auf einem See kann ich mir echt schlecht vorstellen.

Da wär ich mir nicht so sicher. Wenn auch nur in einer kleinen Gruppe von Spezialisten, ich bin sicher, ein paar Leute werden das schon machen. Das Material wird sich noch einiges entwickeln in der Zukunft. Auch Leute, die nicht ultra sportlich sind, können mit dem Foil pumpen. Wart‘ nur, es wird Foilpump- Sprintrennen geben. Das wird sicher kommen: 100 Meter Foilsprint in Europa garantiert.

Da bin ich echt gespannt, wie die Entwicklung weiter geht. Vielen Dank für all die interessanten Aspekte und Erfahrungen, die Du mit mir und meinen Lesern geteilt hast.

Es war mir eine Freude.