Downwinder in Deutschland

Ohne Downwinder wären SUP Rennen wahrscheinlich nie entstanden. Auch nach mehr als 10 Jahren nach dem ersten Downwind SUP Rennen auf Maui und der explosionsartigen Verbreitung von SUP in unseren Breiten, ist das Downwind Thema noch immer sehr klein. in Deutschland.

Ganz oben in im Land an der Flensburger Förde gibt es mittlerweile eine Downwind Szene die sich über Windgeschwindigkeiten jenseits der 20 Knoten Grenze freut. 

Davon erzählt Euch jetzt Rainer Wollesen der SUP Coach aus Flensburg: 

Downwinder in Deutschland?

Ein legales Abenteuer!

Aus verschiedensten Gründen wird es in Deutschlands Industrielandschaft immer schwieriger intensive Naturerlebnisse zu erfahren. Eine Ausnahme bildet dabei der Wassersport obwohl auch hier bereits an vielen Revieren Restriktionen bestehen. Zweifellos hat auch das Gefühl von Freiheit zu dem Erfolg des Standup Paddling beigetragen, der intensive Kontakt zu der Natur und die Ruhe ist wie eine Art Reset-Knopf für die Psyche. Es gibt diese perfekten windstillen  Tage, an denen das Meer uns  freundlich gesonnen ist und uns mit Wärme und einer fast ölig wirkenden spiegelglatten Wasseroberfläche verwöhnt.  Jeder Standup Paddler kennt dieses Gefühl von Verbundenheit zu seinem Medium und genießt die Ruhe und Entspannung.

Aber da gibt es noch mehr zu entdecken, denn wie Wilhelm von Humboldt sagte: „Sturm und Wellen geben der See erst Seele und Leben.“ Erst wenn die See in Bewegung kommt,  dann zeigt sie ihren wahren Charakter,  zeigt gewissermaßen ihre dunkle Seite. Der Wind nimmt zu, die Wolken jagen am Horizont entlang, Böen treiben erst kleine dann immer größere Wassermassen vor sich her. Kurzum, Mutter Natur ist in Aufruhr und wer kennt nicht dieses Gefühl am Strand zu stehen,  sich durchpusten zu lassen und den Naturgewalten bei ihrem Treiben zuzusehen. Diese seltsame Stimmung  zu verspüren, eine Mischung aus Furcht, Faszination und Demut. Bei so einem Wetter lässt man sein Board doch lieber in der Garage, oder? Oder vielleicht auch bei so einem Wetter paddeln? Geht das überhaupt?

Ja, das funktioniert hervorragend, die Rede ist hier vom sog. Downwind Paddling. Unter einem  Downwinder ist das Paddeln mit Rückenwind bei Windgeschwindigkeiten jenseits von 20 Knoten zu verstehen. Je nach Revier bauen sich bei diesen Windstärken schon ganz ansehnliche Wellen auf, die sich mit entsprechendem Material und Fahrkönnen abreiten lassen. Wenn Mutter Natur so richtig aufgeregt ist, der Wind um die Ohren pfeift und die See in Bewegung ist, dann stellt sich beim Paddeln ein ganz besonderes Gefühl ein. Man ist mit all seinen Sinnen auf die Herausforderung fokussiert, es bleibt kein Raum für abschweifende Gedanken oder Alltagsprobleme.

Solche Momente braucht jeder Mensch, ab und zu aus der Alltagsroutine auszubrechen, das Adrenalin zum Kochen bringen und sich richtig lebendig fühlen. Zugebenermaßen haben wir in unseren Breiten natürlich keine Bedingungen wie z. B. auf Hawaii beim Molokai Downwinder. Aber wenn man nun nicht gerade Sonni Hönscheid heißt, dann wäre man mit diesen Bedingungen ohnehin komplett überfordert. Bei entsprechenden Windstärken bauen sich jedoch auch auf der Ostsee ganz respektable Wellen auf, von der Nordsee ganz zu schweigen. Bei den Binnenrevieren kommt es auf die Wassertiefe und die Größe der Wasserflächen an.

So ist z. B.  die Flensburger Förde an der Grenze zu Dänemark ein hervorragendes Paddelrevier und es ist glücklicherweise frei von Einschränkungen. Hier hat sich eine kleine lokale Szene gebildet, die sich dieser Facette verschrieben haben. Eine ähnliche Community gibt es auch an der Kieler Förde, ebenfalls ein grandioses Revier. Aber auch alle anderen Wasserflächen eignen sich grundsätzlich für Downwinder, eine gewisse Mindestgröße vorausgesetzt.

Downwinder sind nicht ohne Risiko, aber Leben ist ohnehin riskant. Rein statistisch gesehen ist vermutlich die Fahrt zum Spot gefährlicher. Wie immer ist gute Vorbereitung der Schlüssel, um solche Abenteuer unbeschadet zu überstehen. 


Falls Dich diese Zeilen neugierig gemacht haben, dann erhältst Du nachfolgend die Infos, die Du zu Deinem Einstieg brauchst.

Körperliche Voraussetzungen:

Die körperliche Belastung beim Downwindpaddeln ist mit der Beanspruchung bei ambitionierten Paddeltouren zu vergleichen.  Die Beanspruchung hat etwas von einem Intervalltraining, Phasen mit hoher Belastung wechseln sich mit weniger intensiven Phasen ab. Letztlich hat es der Paddler selbst in der Hand die körperliche Belastung zu steuern. Nicht jede Welle muss angepaddelt werden, man kann die Erholungsphasen vergrößern, indem man sich einfach von Wind und Wellen schieben lässt. Eine gewisse Grundfitness, sicheres Schwimmen und keine Angst vorm tiefen Wasser sind Grundvoraussetzungen.

Ausrüstung:

Deine Bekleidung muss den Temperaturen entsprechen. Dabei ist auch einzubeziehen, dass Du auch längere Zeit im Wasser liegen kannst. In unsere Truppe gibt es die Trocken- und die Neoprenanzugfraktion. Beides hat seine Berechtigung, es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Backgrounds. Bei Trockenanzügen ist wichtig, dass die Manschetten auch bei heftigeren Abgängen dichthalten. Man kann schon Geschwindigkeiten an die 20 km/h erreichen, auch dann noch sollte die Manschette dem Wasserduck standhalten.

Grundsätzlich sind Downwinder auch auf Allround- oder Touringboards möglich, allerdings werden in den eher runden, unsauberen Wellen Boards benötigt, die über optimale Gleiteigenschaften verfügen. Bei den Førdesupern haben sich 14 Fuß Allround Raceboards oder Downwind Raceboards  durchgesetzt. Im Vergleich zu Flachwasser Raceboards sind breitere Boards von Vorteil, damit man sich nicht zu sehr auf die Boardkontrolle konzentrieren muss. Eine Faustregel lautet, dass das Board im Vergleich zu einem Flachwasserboard min. 2 Inch breiter sein sollte. Boards mit Dugout sind zwar im Vergleich stabiler, jedoch ist das Reinkrabbeln in die „Wanne“ nach Stürzen ziemlich nervig.

Für das Paddel gelten keine besonderen Empfehlungen, die nicht auch für das „normale“ Paddeln gelten. Möglichst leicht und robust ist hier die Devise.

Eine stabile Leash ist obligatorisch, ohne eine zuverlässige Verbindung zum Board ist dieses bei Stürzen schneller weg als Du schwimmen kannst.

Eine zusätzliche Auftriebshilfe ist für Eventualitäten sehr hilfreich. Ob es sich dabei um eine Weste oder ein aufblasbares Produkt wie z.B. Restube handelt, ist auch hier Geschmacksache. Bei uns sind beide Fraktionen vertreten.

Nicht bei allen Paddelrevieren ist es für Außenstehende ersichtlich, was da draußen auf dem Wasser stattfindet. Standup Paddler werden eher bei glatten Wasser und Sonnenschein erwartet. Damit es nicht zu gutgemeinten Notrufen und nachfolgenden Rettungseinsätzen kommt, kann es sinnvoll sein, vor dem Start die Seenotrettung Bremen unter der Telefonnummer 0421 – 53 68 70 über den Downwinder informieren.

Auf dem Wasser möglichst ein Handy mit der aktivierten App Safe Trx mitführen, die App übermittelt im Notfall die Standortdaten direkt an die Seenotleitung.

Revier:

Bevor man sich in die ungewohnten Bedingungen wagt, sollte man mit dem Revier bereits vertraut sein. Einigen Touren zuvor bei moderaten Bedingungen sind nützlich, um sich über Besonderheiten wie Sandbänken, flache Stellen oder Steine zu informieren. Ein Kartenstudium bringt Aufschluss darüber, wie die optimale Windrichtung für den Downwinder aussieht und wo die besten Ein- und Ausstiegspunkte sind. Gespräche mit Seglern über die Besonderheiten des Revieres sind auch sehr hilfreich, die kennen die Wasserflächen meist wie ihre Westentasche. 

Mit steigender Erfahrung können dann auch anspruchsvollere Bedingungen bewältigt werden.

Downwind Revier: Flensburger Förde

Stürze:

Es handelt sich um einen Wassersport, d. h. Du wirst Dich gerade am Anfang öfter im als auf dem Wasser befinden. Wenn Du merkst, dass sich ein Abgang anbahnt, dann lass es einfach geschehen. Lass Dich seitlich vom Board möglichst auf den Rücken ins Wasser fallen, mach keine hektischen Bewegungen und hau Dir vor allem nicht das Paddel ins Auge. Erstmal untertauchen, orientieren und möglichst in Luv vom Board auftauchen. Wieder aufs Board krabbeln, verschnaufen und weiter geht’s.

Fahrtechnik:

An dieser Stelle könnte man viel schreiben, reines Lesen hilft aber nur bedingt weiter, dass es an der dazugehörigen körperlichen Erfahrung fehlt. Die nötige Technik erwirbt man nur beim Training.

Insofern seien hier nur ein paar Basics genannt:


Mach Dich mit Deinem Board vertraut, benutze Flachwassertage, um zum Heck und Bug zu wandern. 
Übe kurze schnelle aber trotzdem saubere  Paddelschläge für maximale Beschleunigung.
Übe den Wechsel vom Parallelstance in den Surfstance.

Logistik:

Der Transport der Boards bzw. der Teilnehmer ist von der Logistik her gar nicht so einfach. Es hat sich bewährt, dass sich alle Teilnehmer zunächst am Ziel treffen und dort Fahrgemeinschaften bilden. Einige Autos bleiben zurück, die anderen transportieren Fahrer und Boards zum Startpunkt. Nach dem Downwinder die Autos abholen, die am Start zurückgeblieben sind und ab unter die Dusche.

Jetzt steht einer Umsetzung eigentlich nichts mehr im Wege. Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn sich auch in anderen Regionen Gleichgesinnte finden, die an ihren Homespots durchs Wasser pflügen.Für weitere Infos und/oder Downwindcoaching könnt Ihr Euch gerne an moin@supcoach-fl.de wenden! 

Mehr Infos beim SUP COACH in Flensburg

http://www.supcoach-fl.de