SUP 11 City Tour 2013 mit Siri Schubert

Noch nie hatte ich mich so fertig gefühlt, wie letzten Sonntag, als ich die Ziellinie der SUP 11 City Tour in den Niederlanden überquerte. Ich hatte einfach nichts mehr übrig, die Reserven waren erschöpft. Gleichzeitig fühlte ich mich überglücklich und ein wenig erstaunt, dass ich es tatsächlich geschafft hatte und zudem einen hart erkämpften 3. Platz erreicht hatte.

Für das längste und sicher eines der härtesten Stand-Up-Paddle Rennen der Welt legten die rund 200 Teilnehmer in fünf Tagen 220 Kilometer zurück. Dabei folgten sie der Route auf den Kanälen in Nordfriesland, die in besonders kalten Wintern von Eisschnellläufern zurückgelegt wird. Jeden Tag standen bis zu 46 Kilometer auf dem Programm, selbst für die schnellsten hiess das, fast fünf Stunden täglich auf dem Board zu stehen und zu Paddeln, was das Zeug hält. Das Feld der Teilnehmer war international, die längste Anreise hatte Mia Messinger aus Australien, einige Paddler waren aus Hawaii gekommen, andere aus Mallorca, Schweden, Grossbritannien, Kanada, Frankreich, Österreich und Deutschland. Unter den Favoriten war Bart de Zwart, der auf Maui (Hawaii) lebt und im Sommer eine arktische Paddel-Expedition in Grönland beendet hatte. Er wurde letztlich Zweiter hinter dem Österreicher Peter Bartl und vor dem Franzosen Cyril Coste, der ebenfalls viel auf Hawaii trainiert.

Das Rennen, das durch elf historische Städtchen führte, war sehr intensiv. Vor allem am letzten Tag, der mit Regen und leichtem Gegenwind begann, fragte ich mich, ob ich die 27 Kilometer bis zum Ziel noch durchhalten würde. Ich spürte jeden Muskel, doch die mentale Anstrengungen war fast noch grösser, denn um den 3. Platz bei den Frauen sicher zu haben, musste ich mir immer wieder gut zureden, das Tempo zu halten, egal wie anstrengend es wurde. Mehr als einmal dachte ich mir: «Wessen Idee war das eigentlich, hier mit zu machen?», worauf ich nur sagen konnte: «Meine natürlich! Autsch.»

Gefasst hatte ich den Entschluss, bei diesem Rennen mitzufahren, erst im Juli, nachdem mein eigentlicher Saisonhöhepunkt, ein 70-Kilometer Kajak-Rennen auf der Ostsee, leider durch ein übereifriges Rettungsboot frühzeitig beendet wurde – regelmässige Leser dieses Blogs kennen die Story. Meine Vorbereitungszeit war sehr kurz, aber heftig – und gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Vor allem, weil ich bei dem Rennen so viele interessante Leute kennengelernt habe, die meine Begeisterung für den Wassersport teilen. Und denen keine Herausforderung zu gross ist. Im Gegenteil.

Vor allem Simon Donato aus Kanada und sein Team sind in der Kategorie «Verrückt» noch einige Klassen besser als ich. Sie reisen um die Welt, um an den härtesten Ausdauer-Rennen teilzunehmen. Heraus kommt eine TV-Serie , die in Kanada, den USA und Brasilien ausgestrahlt wird. Das SUP-11-City-Rennen war das zweite SUP-Rennen auf ihrem Kalender, das erste war die Überquerung von Oahu nach Molokai in Hawaii, eine 51-Kilometer Meeresüberquerung mit starker Strömung, Wind und Wellen. Doch was die Herausforderungen angeht, sind Simon und sein Team Allrounder. Erst am Wochenende zuvor hatten sie einen 100-Kilometer-Ultramarathon in den Bergen von Schottland geschafft, davor ein 500-Meilen-Mountainbike-Rennen in Costa Rica und einen weiteren 100-Kilometer-Ultramarathon in der Mongolei. Zwischendurch gab es noch einen Kajak-Marathon in Südafrika und einen Ironman in Thailand. Als nächstes geht es nach Peru, wo sie an einem Flossrennen teilnehmen, bei dem die Wettkämpfer ihr eigenes Floss zimmern müssen.

«Ganz schön verrückt», denke ich mir, «das kann man doch gar nicht schaffen», und erinnere mich daran, dass ich vor einigen Monaten auch gedacht hatte, 220 Kilometer auf dem SUP seien für mich unmöglich. Jetzt habe ich den Gegenbeweis – es ist viel mehr möglich, als man denkt – und habe mich dabei selbst überrascht.

Siri SchubertSiri Schubert ist Journalistin, Medienberaterin und begeisterte Stand Up Paddlerin. Nach mehr als 10 Jahren in den USA, die meiste Zeit davon in Kalifornien, lebt sie jetzt in Basel.