Ein 220km langer Traum

Anne-Marie Reichman hatte einen Traum. Die gebürtige Holländerin wuchs in Fryslan auf, der Heimat eines der härtesten Sportevents Europas: Der 11 City Tour. Dieser Event fing damit an, dass Eisläufer im Winter eine 220km lange Strecke auf den gefrorenen Grachten in Holland zurücklegten. Über die Jahre wurde die 11 City Tour so bekannt, dass jeden Winter tausende von begeisterten Eisläufern darauf warteten bis das Wasser zu gefroren war. Die 11 City Tour wurde ein so grosser Erfolg, dass die Strecke als bald auch in Kanus, zu Fuss oder mit dem Rad zurückgelegt wurde. „Als Kind hatten wir immer Schulfrei wenn der Event startete und endete, ich träumte immer davon eines Tages auch mit dabei zu sein,“ erinnert sich Anne-Marie.

Anne-Marie Reichman ist schon seit jungen Jahren eine begeisterte Wassersportlerin und verfolgte schon früh eine Karriere im Windsurfsport. Als sie dann alt genug war um an der 11 City Tour als Eisläuferin teil zu nehmen ist sie jedoch so vorgeschritten in ihrer Windsurfkarriere, dass sie den Traum der 220km vertagen musste. Anne-Marie wurde eine erfolgreiche Profi Windsurferin im internationalen Weltcup, vergas ihr Kindheitstraum jedoch nie ganz. Vor einigen Jahren startete sie den Versuch die Strecke mit dem Windsurfer abzufahren, musste jedoch 20km vor dem Ziel wegen Windproblemen abbrechen. Mit dem aufkommen von Stand Up Paddling, ihrer Begeisterung für den Sport und die 11 City Tour kehrte sie in 2008 wieder nach Fryslan zurück um die 220km mit dem Stand Up Brett zu paddeln. „ Stand Up Paddling war in Holland in 2008 kaum bekannt und als ich auf meinem Brett durch die holländische Landschaft paddelte erweckte ich grosses Interesse bei der Lokalbevölkerung,“ erzählt uns Anne-Marie. Sie beendete die Strecke von 220km auf ihrem Stand Up Paddel Brett und erfüllte sich so einen langjährigen Traum. Dieser Moment war dann auch als der Funke übersprang und Anne-Marie die Idee hatte die 11 City Tour auch für Stand Up Paddel begeisterte Athleten zugänglich zu machen.

Wir trafen uns mit Anne-Marie Reichman in Pa’ia an der Nord Küste Mauis, dem Epizentrum des SUP-Booms, um über ihre Pläne für 2010 mit der 11 City Tour zu sprechen.

StandUpMagazin: Hallo Anne-Marie, vielen Dank für Deine Zeit, freut mich Dich kenne zu lernen.

Anne-Marie: Ganz meinerseits.

StandUpMagazin: Erzähl uns wie es zum ersten SUP-Rennen der 11 City Tour gekommen ist.

Anne-Marie: Als ich in 2008 die Strecke selber abgepaddelt habe, kam mir die Idee ein Rennen in 2009 zu organisieren. Im Winter von 2008/09 gründete ich eine Non-Profit Organisation die den Event in 2009 zum ersten Mal veranstalten sollte. Das war viel Arbeit und Administration speziell die ganzen Bewilligungen einzuholen, aber dank des grossen Interessens, der Bevölkerung und der Bekanntheit der 11 City Tour, konnte ich das ganze relativ stressfrei bewältigen.

StandUpMagazin: Wie kam danach die erste 11 City –SUP-Tour zu Stande?

Anne-Marie: Ich hatte viel Unterstützung von den Lokalenbehörden, Sponsoren, Freunden und Freiwilligen. Wir konnten ebenfalls einige Prominente aus Holland zum Event einladen, dies gab uns gute Presse.

StandUpMagazin: Wie viele Teilnehmer hattet Ihr am ersten Event?

Anne-Marie: Wir hatten 26 Teilnehmer inklusive Lokalprominenz. Unser erstes Rennen war ein Einladungsrennen, wir hatten viele Holländische Sportler und einige Wasserathleten aus den USA und England.

StandUpMagazin: Wie sieht Deine Planung für das 2010 Rennen aus?

Anne-Marie: Ich arbeite schon seit Anfang Jahr an der Planung, gerade bei einem Rennen über diese Distanz muss man einige operative Herausforderung überwinden: Nicht jeder Teilnehmer kann nach den Etappen nach Hause gehen zum Beispiel. Wir arbeiten an Übernachtungsmöglichkeiten für die Paddler, brauchen Feiwillige auf der Strecke und wir organisieren Massagen für die Teilnehmer. Wir planen ebenfalls eine kleine SUP-EXPO in der Zielankunft, dort kann dann jeder auch mal ein SUP selber testen, sich mit den Fahren unterhalten und die Produkte begutachten die auf dem Markt sind.

StandUpMagazin: Das klingt echt super, kannst Du schon abschätzen wie viele Teilnehmer Ihr in 2010 haben werdet?

Anne-Marie: Wir hatten gute Presse vom letzten Event, praktisch jedes Stand Up Paddel Magazin veröffentlichte einen Bericht mit Fotos. Bis jetzt erwarten wir gegen die 100 Teilnehmer.

StandUpMagazin: Das klingt nach einer logistischen Herausforderung an die 100 Leute für 5 Tage über eine 220km streck zu schleusen.

Anne-Marie: Das kann mal wohl sagen, deshalb arbeiten wir schon jetzt, Monate vor dem Event, hart an einem guten Gelingen und haben Kontakte vor Ort mit denen wir zusammen arbeiten.

StandUpMagazin: Wie sieht es mit dem Modus des Rennens aus? Habt Ihr irgendwelcher Regeln und Klassen?

Anne-Marie: Vielen Dank für diese Frage. Ja wir haben verschiedene Klassen. Wir haben eine Open-Klasse (Maximale Brettlänge von 16Fuss), da geht es nur darum wer die Strecke von 220km am schnellsten zurücklegt, getrennt nach Männern, Frauen und Jugendlichen. Wir haben aber auch einen Team Event mit Gruppen von 5 Paddlern, so paddelt jeder einen Tag. Wir laden auch die Leute an so mit zu paddeln ohne, dass es um Geschwindigkeit gehen soll sondern einfach um dabei zu sein, wenn jemand eine Pause machen will und einen Kaffe trinken gehen will kann er das auch.

StandUpMagazin: Hört sich toll an und Holland mit seinen Wasserwegen (Grachten) ist ja wie geschaffen für so ein Event.

Anne-Marie: Ganz genau, in Holland gehören die Grachten und die 11 City Tour zu Kultur des Landes und wir laden jeden ein, einen Teil davon zu sein.

StandUpMagazin: Ich wünsche Dir viel Erfolg zum Event und freuen uns darüber zu berichten. Zum Schluss würde ich Dich noch kurz ein paar andere Fragen zu Thema SUP stellen.

Anne-Marie: Kein Problem schieß los.

StandUpMagazin: Da Du ja nahe am Business dran bist und viele der Firmen kennst die maßgeblich an der Entwicklung des Sportes beteiligt (Anm.d.Red: Sponsor Starboard) würden wir gerne wissen wo Du den Sport in 2 bis 3 Jahren siehst.

Anne-Marie: Ich sehe ein grosses Potential in diesem Sport, vergleichbar mit Windsurfen in den 80zigern. Ich habe das Gefühl, dass SUP sogar noch weiter gehen wird als Windsurfen, da SUP viel mehr Leute anspricht als Windsurfen. Zum Stand Up Paddeln braucht man kein Wind und kann es auf jedem Gewässer ausüben. Die Leute werden wieder mit Dachträgern und Brettern herum fahren.

StandUpMagazin: Hast schon Gerüchte gehört, dass Stand Up Paddeln eventuell Olympisch werden könnte?

Anne-Marie: So was ist mir schon zu Ohren gekommen. Wir haben nun ja auch einen weltweiten Verband und ich habe gehört, dass die Idee zum Vorstoß schon geboren wurde. Ich bin aber sicher, dass es noch länger als London 2012 gehen wird. Solche Sachen dauern ja immer etwas.

StandUpMagazin: Vielen Dank Anne-Marie für dieses Gespräch.

Anne-Marie: Gerne geschehen.

Anmerkung der Redaktion:

Wer sich für die 11 City Tour und für Anne-Maries professionelle Windsurfkarriere interessiert kann hier nachschauen:

www.supfryslan.nl
www.annemariereichman.com